Bauwerk

3-Generationen-Haus
Helmut Reitter, Mojo Reitter, Beatrix Reitter - Innsbruck (A) - 2022
3-Generationen-Haus, Foto: Mojo Reitter
3-Generationen-Haus, Foto: Mojo Reitter
12. August 2024 - aut. architektur und tirol
In den 1990er Jahren hat das Ehepaar Reitter ein etwa 800 m² große Grundstück in Hanglage oberhalb von Innsbruck erworben. Das auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückgehende Haus wurde damals von Helmut Reitter mittels einer aufgesetzten Holzbox als Wohnstätte für die eigene Familie erweitert (s. eigener Eintrag). Inzwischen sind die drei Kinder selbst erwachsen geworden und haben eigene Familien, mit denen sie in drei kleineren Wohnungen lebten. Mehrere Jahre lang waren sie auf der Suche nach einem erschwinglichen Baugrund, auf dem sie gemeinsam bauen wollten, was sich aufgrund der hohen Immobilienpreise in Innsbruck und Umgebung als schwer erfüllbar herausstellte. Das führte zur Entscheidung, das familieneigene Grundstück für vier, voneinander unabhängige Wohnungen zu nutzen. Ursprünglich überlegte man, das alte Haus um- und auszubauen, schlussendlich wurde das bestehende Einfamilienhaus abgetragen und durch ein Mehrgenerationenhaus ersetzt.

Der Weg zum Ergebnis dauerte mehrere Jahre, da sich zum einen acht Bauherr:innen – darunter drei Architekt:innen – über insgesamt 14 Varianten an eine Entwurfsidee heranarbeiteten, zum anderen war ein aufwändiger Abstimmungsprozess mit Stadtplanung und Ortsbildschutz notwendig. Ziel war es von Anfang an, die versiegelte Fläche nicht zu vergrößern und möglichst viel vom Garten zu erhalten, was aufgrund der kompakten Bauweise weitgehend gelungen ist. So konnten auf einem Fußabdruck von 14 x 14 m vier durchaus großzügige, in sich abgeschlossene Wohnungen untergebracht werden, die durch mehrere Eingänge und einen Lift erschlossen werden. Auf Gartenniveau liegen nebeneinander zwei Maisonette-Wohnungen für die Familien der beiden Söhne, darüber auf Haupteingangsebene eine Wohnung für die Familie der Tochter und ganz oben eine Penthouse-Wohnung für die Eltern. Sämtliche Wohnungen öffnen sich Richtung Süden in große Balkone und Terrassen bzw. in den Garten. Die oberste Wohnung überdacht im Norden einen großen, gepflasterten Vorplatz, darunter liegt ein über die gesamte Breite des Hauses reichender, bewusst undefinierter „Möglichkeitsraum“, ein „Anger“, der aktuell von der 3. Generation als Spiel- und Bewegungsparadies genutzt wird.

Ein wesentlicher Aspekt war der respektvolle Umgang mit dem historischen Ambiente, konkret dem nördlich angrenzenden „Kirchplatzl“ mit altem Widum und dem „Haus der Herren von Hötting“. Durch die Ausnutzung der Hanglage und eine die geschickte Platzierung tritt der wesentlich größere Neubau nach außen hin kaum höher in Erscheinung als der Vorgängerbau, vom Kirchplatzl aus erscheint das 3-Generationen-Haus sogar niedriger als alle angrenzenden Gebäude. Zudem wurde die Eingangssituation im Westen bewusst verengt und durch die Drehung des Neubaus eine verstärkte perspektivische Öffnung zur Kirche, zum Park und in den Osten der Stadt geschaffen. (Text: Claudia Wedekind, nach einem Text der Architekt:innen)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Helmut Reitter
Marie-Luise Pokorny-Reitter
Julian Reitter
Beatrix Reitter
Lisa Reitter
Christian Reitter-Huber
Lucia Reitter-Huber

Tragwerksplanung