Bauwerk

Lendwirtschaft
Christian Knapp, Kai Längle, Katharina Forster - Tirol - 2022
Lendwirtschaft, Foto: Günter Richard Wett
Lendwirtschaft, Foto: Günter Richard Wett
Als sog. Lendwirtschaft („to lend“, engl. „leihe“) haben die drei Geschwister Schmölz den elterlichen Bauernhof in einem sechs Jahre langen Prozess zu einem Vierparteienhaus umgebaut. Das im Zentrum von Hall in Tirol liegende, ehemalige Bauernhaus wurde ursprünglich im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1949 wiederaufgebaut und bestand zu einem Drittel aus dem Wohnhaus und zu zwei Dritteln aus dem Heustadel und verschiedenen Wirtschaftsräumen, die nach Auflassen der Landwirtschaft viele Jahre leer standen.

Insofern war es naheliegend, diese brachliegende Ressource zu nutzen und im gemeinsamen Elternhaus vier eigenständige Wohneinheiten zu schaffen. Für die Eltern blieb die frühere Wohnung bestehen, die Geschwister erhielten jeweils eine eigene Maisonettewohnung im Obergeschoß und im ausgebauten Dachgeschoß. Alle drei Einheiten werden über einen gemeinsamen Eingangsbereich erschlossen, der auch zum zentral im Erdgeschoß gelegenen Gemeinschaftsraum führt.

Mit Unterstützung und Beratung mehrerer Architekt:innen – Katharina Forster unterstützte die Geschwister bei der Konzeptentwicklung und dem Vorentwurf, Christian Knapp war für die Einreichplanung verantwortlich und Kai Längle fungierte als Berater bei der gemeinschaftlichen Umsetzung – wurden die Einheiten nach und nach gemeinschaftlich und mit viel Eigenleistung realisiert. So haben die Bauherr:innen selbst die gesamte Baustelle koordiniert, immer mehr Gewerke übernommen und wie die vielen Helfenden laufend neue Fähigkeiten erlernt und weiterentwickelt.

Besonders viel Wert legten die drei Geschwister auf eine ökologische Bauweise und eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Gedämmt wurde etwa mit Stroh (Außenwände) und Weichholzfaserplatten (Dach), verputzt mit selbst gemischtem Lehmputz aus der Region. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Bauansatzes bestand in Urban Mining, Recycling und Upcycling, was auch bedeutete, dass z.B. zuerst nach gebrauchten Fenstern gesucht wurden und dann die Planung darauf abgestimmt wurde. Auch der Großteil der Möbel und Küchenausstattungen wurde nicht neu gekauft, sondern von Vorbesitzern übernommen. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Veronika Schmölz
Emmanuel Schmölz
Christina Schmölz

Tragwerksplanung

Fotografie