Bauwerk

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
freistil Architektur - Bad Sauerbrunn (A) - 2021
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Foto: Emanuel Nitsch
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Foto: Emanuel Nitsch

Sanierung und Neugestaltung

Eine eingehende Bestandsaufnahme sowie Recherchen in diversen Archiven bildeten die Grundlage für die Annäherung an den vorgefundenen Raum. Bald war klar: hier schlummert ein besonderes Bauwerk unbemerkt im Dornröschenschlaf.

Die Pfarrkirche Bad Sauerbrunn wurde von 1967 bis 1970 nach Plänen von Josef Patzelt errichtet. Sie ist ein bemerkenswertes Beispiel des Brutalismus, an dem vor allem die Vielschichtigkeit dieser Periode erfahren werden kann. Über die Jahrzehnte erfolgten immer mehr Einbauten in den Kirchenraum: so wurde aus dem offenen, nicht-hierarchischen Grundriss eine Abfolge aus Hauptraum und Seitenschiffen mit streng frontaler Ausrichtung. Neben Mängeln wie Wassereintritt und Stolperfallen sowie schlechter Beleuchtung und Tonanlage führten nicht zuletzt auch die über die Jahre hinzugefügten Einbauten zu einer unstimmigen Raumwirkung und einem Unwohlsein der Nutzer:innen.

Dank der Offenheit der Pfarre und der Erzdiözese für einen dialog-orientierten Planungsprozess konnte gemeinsam das Konzept zur Neugestaltung des Kirchenraums erarbeitet werden. Ziel aller Interventionen sollte sein, die ursprüngliche Raumwirkung wieder erlebbar zu machen und dennoch den Kirchenraum auf die Bedürfnisse der Gegenwart abgestimmt weiterzudenken.

Als Erstes wurden die technisch dringenden Sanierungsmaßnahmen an der Außenhülle durchgeführt, anschließend erfolgte die Umgestaltung des Innenraums. Die wesentlichste Maßnahme bildete hier der Abbruch diverser weiterer Einbauten sowie der dominanten Rückwand hinter dem Altar. Alle Sichtziegel- und Betonoberflächen wurden sandgestrahlt und aus dem Rückbau resultierende Fehlstellen korrigiert. Mit der Gestaltung der drei bisher verdeckten Fenster wurde Wilhelm Scherübl beauftragt. Durch die Einbindung des Künstlers in den Prozess entstand in Kombination mit den restaurierten Altarmöbeln und dem nun direkt auf das Sichtziegelmauerwerk gehängten Triptychon eine neue Klarheit für den zentralen Altarraum.
Die Rückführung der Orgel auf die Empore, die Neupositionierung der Marienstatue sowie das Versetzen des Taufbeckens schafften subtile Neuzonierungen. Eine flexible Bestuhlung in den Seitenbereichen ergänzt die bestehenden Bankreihen. Die Stufe zum Altarraum wurde bewusst in ihrer Höhe zurückgenommen, um der heutigen Auslegung der gemeinschaftlichen Liturgie zu entsprechen. Der neu eingebrachte Estrich ersetzt ein Flickwerk aus Spannteppichen und Gussasphalt und ermöglicht dank eingestemmter Leitungen für die Sitzheizung den Entfall der Holzpodeste unter den Sitzbänken. Die mineralische Beschichtung wurde in unterschiedlichen Grünschattierungen aufgebracht, um einen bewussten Kontrapunkt zum Rot des Sichtziegelmauerwerks zu setzen und verhilft dem Raum so zu einer angenehmen, fast heimeligen Atmosphäre.
Um für diverse Feste des Kirchenjahres die bestmögliche Atmosphäre bieten zu können, wurde die gesamte Lichttechnik auf LED-Leuchtmittel mit Dimmfunktion umgerüstet. Zusätzlich zu den wieder ertüchtigten Lichtbändern wurden Schienen mit gezielt gerichteten Strahlern ergänzt. Die bestehenden Hängeleuchten galten als unpraktische Überbleibsel aus jüngerer Vergangenheit - dank eingehender Säuberung, punktueller Neupositionierung sowie Ergänzung der Lichtrichtung nach unten auf die Liederbücher bilden sie heute einen integralen Bestandteil des Gesamtkonzepts. Auch die Tontechnik wurde modernisiert und eine digitale Liederbuchanzeige ergänzt.
Im Windfang wurde der Fußabstreifer bündig im Boden verlegt, die Plexiglasprovisorien durch echte Glasfenster getauscht und alle Eingangsportale restauriert. Die Beklebung aus abstrahierten Wolken auf den Glasflächen des Windfangs steht nicht nur als Sinnbild für den heiligen Geist, sondern dient als subtiler Anprallschutz und gewährt dennoch Einblick in den Kirchenraum.

Viele weitere kleine gestalterische Maßnahmen wurden behutsam arrangiert, um zu einem stimmigen Gesamteindruck zu gelangen. Der lichtdurchflutete Kirchenraum erhielt seine offenen, nicht hierarchischen Qualitäten zurück und kann nun wieder vielseitig bespielt werden.

Nach Fertigstellung der Neugestaltung wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. (Architekt:innen, bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Kath. Pfarrgemeinde Bad Sauerbrunn
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