Bauwerk

Stiftsgymnasium Schlierbach
MOSER UND HAGER - Schlierbach (A) - 2023
Stiftsgymnasium Schlierbach, Foto: Gregor Graf
Stiftsgymnasium Schlierbach, Foto: Gregor Graf
Stiftsgymnasium Schlierbach, Foto: Gregor Graf
7. Juni 2024 - afo
In den historischen Gebäuden der Stiftsanlage Schlierbach untergebracht, waren die Räumlichkeiten des Stiftsgymnasiums mit dem Wandel schulischer Ansprüche über die Jahre stückweise adaptiert und verändert worden. Nun wurde eine kohärente gestalterische Lösung angestrebt. Die Architekt:innen hatten die anspruchsvolle Aufgabe, die opulent ausgestatteten Räume dieses Hauptwerks des österreichischen Barock um 1700 mit der zeitgemäßen pädagogischen Nutzung zu verknüpfen.

Die Idee des barocken Gesamtkunstwerks in der Architektur – das harmonische Ensemble – war Ausgangspunkt für den Entwurf. Das architektonische Konzept fügt sich über wenige Eingriffe souverän in den Bestand, ohne mit diesem in Konkurrenz zu treten. Die Formensprache ist im weitesten Sinne an die bewegte Gestaltungsfreudigkeit des Barock angelehnt: Aufwändig gestaltete Möbel, oft mit konkav-konvexen Schwüngen, betonen die Raumwirkung und sind ein selbstbewusstes Pendant zu den opulent verzierten Stuckdecken.

Für die Entwurfs- und Bauaufgabe wurden drei Eingriffsebenen unterschieden: Licht und Atmosphäre, Schwellen und Übergänge, Raum und Material. Sternförmig angeordnete Lichtbalken, flexibel in der Länge wie im Abstand zueinander, ergeben ein Lichtkonzept, das der Wirkung der barocken Decken ebenso sehr wie den Nutzungsanforderungen des Schulbetriebs entgegenkommt. Um dem Bestand Rechnung zu tragen, wurde das Element „Türe“ völlig neu gedacht: als große, dunkel gebeizte Scheiben – in Analogie zu den historischen Türen – sitzen die Türen schräg in den sehr tiefen Laibungen. Es gibt keinen Türrahmen, beim Öffnen dreht sich das ganze Element. Durch die schräge Stellung ragen die Türblätter ein Stück weit in den Gang und fungieren somit gleichzeitig als Orientierungssystem. Zum Schutz der historischen Wandstruktur war bei der funktionalen Ausstattung des zeitgemäßen Klassenzimmers Sensibilität gefordert. Ein konkav geschwungener Wandverbau verbindet sämtliche Service-Funktionen, enthält Leitungsführung, Heizsystem, Waschbecken sowie Stauraum und raumakustische Ausstattung.

Die Fensternischen werden zu Sitzbereichen für die Schüler:innen, im Konferenzzimmer dienen sie als Steharbeitsplätze. Die einzelnen Arbeitsplätze sind flexibel kombinierbar. Die konvex-konkaven Formen lassen variable Anordnungen und Bespielungen zu. Die Größe des Konferenzzimmers wird durch die Öffnung bestehender historischer Verbindungen der Anzahl der Lehrer:innen entsprechend erweitert – so wurden drei Räume miteinander verbunden. Im Bereich der Arbeitsplätze ist das Parkett sternförmig verlegt: eine Analogie zu den in anderen Räumen vereinzelt noch vorhandenen historischen Holzböden. (Text: Architekt:innen, bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

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