Bauwerk

Werkstättentrakt Sozialzentrum Trayah, Bruneck
Roland Baldi Architects, Marlene Roner, Willeit & Niederstätter Architects - Bruneck (I) - 2024
Werkstättentrakt Sozialzentrum Trayah, Bruneck, Foto: Oskar Da Riz
Werkstättentrakt Sozialzentrum Trayah, Bruneck, Foto: Oskar Da Riz
9. August 2024 - newroom
Das Sozialzentrum mit seinen drei Baukörpern liegt in einem recht heterogenen Umfeld einen Steinwurf vom Brunecker Ortskern und vom Messner Mountain Museum Ripa entfernt. Es umfasst Wohnhaus, Werkstatt und Bildungspark – alle drei durch einen Laubengang zu einem zusammenhängenden Gebäudekomplex verbunden. In der geschützten Werkstatt werden Menschen mit Beeinträchtigung in sieben Arbeitsgruppen und einer Gruppe für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen betreut. In Wäscherei, Kreativgruppe, Weberei, Näherei, Stickerei, Kerzengruppe und „Projektgruppe“ entstehen Produkte, die ganzjährig im eigenen Laden vertrieben werden.
Das Werkstattgebäude war zu klein geworden und litt zudem unter Überhitzung der oberen Räume. Der Wettbewerb zu Erweiterung und Umbau brachte eine Lösung mit Abbruch des OGs und Aufstockung um zwei neue Geschosse hervor; das UG blieb unverändert, die EG-Aufteilung wurde nur geringfügig angepasst und bis in die oberste Ebene weitergeführt, was der schnellen und kostengünstigen Umsetzung Vorschub leistete.
Das neue Volumen ist ohne Unterbrechung der bestehenden Gebäude-Abfolge in den Bestand integriert. Das leicht verdrehte Walmdach des einfachen und leicht verständlichen Baukörpers greift die Sprache des Bestands in modifizierter Form auf und verleiht ihm einen eigenen, klar wahrnehmbaren Charakter. Die Dachform ist im 2. OG auch innen ablesbar.
Um die statische Struktur des Bestands nicht zu überbelasten und die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten, wurde die Aufstockung unter Übernahme des EG-Rasters in leichter Holzbauweise ausgeführt und passenderweise um eine Holzfassade ergänzt, sodass die Wahl von Konstruktion und Material vor allem für die Nutzer ersichtlich ist.
Umlaufende Fensterbänder gliedern das Gebäude horizontal, reduzieren dabei optisch die Gebäudehöhe und lassen von außen die handwerklich genutzten Haupträume erkennen. Über die Fenster der Sanitärräume und des Treppenhauses ist die Holzfassade gezogen; jede zweite Lattung fehlt, wodurch auch die sekundär genutzten Räume ausreichend Tageslicht erhalten.
Lage und Anordnung der Innenräume und Freiflächen sind übersichtlich und für alle in den Werkstätten Tätigen ablesbar gestaltet. Den zentralen Bereich der einzelnen Geschosse bildet jeweils ein großzügiger Freiraum, von dem aus alle anderen Nutzungen einsehbar sind.
Die außenliegende, minimalistisch gestaltete Fluchttreppe aus Stahl ist als eigenständiges Objekt konzipiert und an jedes einzelne Geschoss angeschlossen.
Da die Nutzer:innen besondere Bedürfnisse haben, wurde auf die Innenausstattung in den Arbeits- und Therapieräumen besonderer Wert gelegt: ergonomische Arbeitstische und Eckbänke für geselliges Beisammensein, gemütliche Sofaecken, benutzerfreundliche Hebelifter, elektrische Liegesessel und Pflegebetten sowie eine multisensorische Snoezelen-Ausstattung (Verbindung der niederländischen Wörter „sniffelen” für riechen und „doezelen” für dösen).
Das Gebäude wurde im Klimahaus-Standard A ausgeführt und bietet eine attraktive und moderne Arbeitsstätte, in der Menschen mit Beeinträchtigung bedürfnisorientiert schöner Werken. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur
Marlene Roner
Willeit & Niederstätter Architects

Bauherrschaft

Tragwerksplanung
3 M Engineering

Fotografie