Bauwerk

Innbrücke
Rainer Köberl - Innsbruck (A) - 2022
Innbrücke, Foto: Lukas Schaller
Innbrücke, Foto: Lukas Schaller
17. September 2024 - aut. architektur und tirol
Die erste und namensgebende Innbrücke zwischen der Innsbrucker Altstadt und Mariahilf / St. Nikolaus („Anpruggen“) wurde 1165 erbaut. An gleicher Stelle wurde 1982 eine neue Brücke errichtet, die wegen undichter Fahrbahn, Gehsteige und Randbalken generalsaniert werden musste. Alles bis auf das Spannbetontragwerk musste abgetragen werden, dieses abgedichtet und der gesamte Oberbau neu errichtet werden. Aufgrund der historischen Bedeutung der Brücke entschied die Stadt Innsbruck, dass ein Architekt die Sanierungsarbeiten begleiten sollte. Viel war scheinbar nicht zu tun, es bot sich jedoch die Chance, mit den wenigen möglichen Eingriffen die alte, ungelenke Brücke zu verwandeln.

Der wesentliche Ansatz bestand darin, alle nicht notwendigen schweren Mauern auf der alten Brücke und an den Ufern zu entfernen und den nun neu formbaren Randbalken sowie den Geh- und Radweg aus einem einzigen Material, nämlich speziell eingefärbten Beton, auszuführen. Das Zusammenwirken des einheitlichen Materials mit dem nun ununterbrochen entlang der ganzen Brücke geführten Geländer lässt die Brücke wesentlich breiter und leichter erscheinen.

Das neue Geländer, das eher einem räumlichen Geflecht als einem Gitter gleicht, schafft eine starke Beziehung zum Fluss, die vorher durch Mauerstücke und grobe Geländer behindert wurde. Sein sanftes Ausschwingen gibt den auf den ersten Blick merkwürdigen Ausbuchtungen der Bestandsbrücke – vom Flugzeug aus gesehen wollte man das Stadtwappen darstellen – nun sogar Sinn und bindet das bestehende Bronzekreuz in die verschiedenen Bezugshöhen und Materialien mit ein. Die neuen Leuchten mit ihren bronzenen „Festtagshüten“ geben der Brücke etwas Feierliches – und das nicht nur bei Nacht, sondern auch in der fast prozessionsartigen Wirkung von Rhythmus, Proportion und Positionierung.

Die entstandene gestalterische Qualität beruht auf dem Zusammenspiel aller neuer Elemente. Dies beginnt bei der an sich merkwürdigen Grundrissfigur der bestehenden Brücke mit ihren Schrägen, die sich im Randbalken und in den Leuchtkegeln wiederholen. Die weicheren Rundungen, die sich aus der Begleitung des Grundrisses ergaben, beeinflussten das Geländer und finden sich aus völlig anderer Logik in den Leuchten wieder.

Vieles von dem, was „gemacht“ wurde, ist unsichtbar. So wurden die schweren Brecciemauern an den Brückenköpfen abgetragen und die dort vorhandenen Geländer bis an die neuen weitergeführt. Eine Überbauung der Radunterführung auf der Mariahilfer Seite ließ mehr Grünraum entstehen und den Waltherpark 12 Meter näher an die Brücke rücken. Brecciesteine der abgetragenen Mauern wurden als Begrenzungsmauern zum Park hin wiederverwendet, ehemalige Brückengeländersegmente dienen modifiziert als Absturzsicherung. Der störende Trafo – zwar eine Innsbrucker Spezialität an wichtigen Stellen – harrt noch der dringenden Versetzung.

Wenn man sich unsere üblichen innerstädtischen Brücken mit mäßigen Spannweiten vor Augen hält, dann sind es meistens einfache Platten, die über einen Fluss gespannt werden. Diese Sanierung zeigt, wie sehr Boden, Geländer und Licht derart einfache Brücken verwandeln könnten, bei denen der Ingenieur oft nicht viel von seiner Kunst zeigen konnte. (Text Architekt, bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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