Bauwerk

vlg. Hammerer
Georg Riesenhuber - Österreich - 2019
vlg. Hammerer, Foto: Gisela Erlacher
vlg. Hammerer, Foto: Gisela Erlacher
9. Dezember 2024 - Architektur Haus Kärnten
Bei dem Projekt ging es darum, im Zuge der Hofübergabe ein Wohnhaus für die nächste Generation zu schaffen. Dem Traditions- und Umweltbewusstsein der Bauherrschaft folgend sollte ein Gebäude entstehen, das sich in die Umgebung einfügt und im weitesten Sinne nachhaltig ist. Es sollte ein wohnlicher Ort entstehen, der Rückzug und Ruhe bietet. Natürliches Licht und Ausblicke sollten trotz der Enge des Tales den Eindruck von Weite vermitteln. Eine flexible Nutzbarkeit, die eine mögliche spätere Trennung in zwei unabhängige Wohneinheiten ermöglicht, war genauso wichtig wie die Barrierefreiheit des Untergeschosses, um die leichtere Pflege älterer Menschen zu ermöglichen.

Unter den zahlreichen Bauplätzen, die es im Besitz der Familie gibt, entschied man sich im Sinne der Nachhaltigkeit das neue Wohnhaus an der Stelle des ehemaligen Gasthauses in unmittelbarer Nähe zum Haus der Eltern, der früheren Schmiede, zu errichten.

Mit dieser Wahl werden die gewachsenen Strukturen gestärkt und es wird ein Beitrag gegen die Zersiedelung der Landschaft geliefert, indem man kein weiteres Einfamilienhaus in einer abgeschiedenen Höhenlage mit Ausblick errichtet. Die Nähe zum Wohnhaus der Eltern erfüllt nicht nur den ehemaligen Weiler mit zusätzlichem Leben, sondern stärkt darüber hinaus auch die sozialen Strukturen einer generationsübergreifenden Wohnform.

Unterstützt wird das auch durch die Sitzgelegenheiten, die im Hof neben dem Eingang des neuen Gebäudes stehen. Sie laden zum Verweilen, zu kurzer Rast, zum Hinsetzen, zum Sich-dazusetzen, zum Gespräch ein und haben damit eine gemeinschaftsstiftende Rolle.

Die Dreiteiligkeit des Hauses ist typisch für Wohnhäuser der tradierten Hauslandschaft der Umgebung. Dass der hintere Teil der Topographie folgend aus der Firstachse gedreht ist, bricht das strenge Grundriss-Raster traditioneller Bauten und weist schon bei der ersten Annäherung darauf hin, dass es sich bei diesem Gebäude um eine Weiterentwicklung des traditionellen Typus handelt.

Beim Betreten des Hauses ist unmittelbar zu erkennen, wie das strenge Korsett des traditionellen Wohnhauses mit seinen beidseits eines Mittelflurs angeordneten Zimmern gesprengt wird. Obwohl die Dreiteiligkeit im Grundriss noch angedeutet ist, betritt man einen zeitgenössischen offenen Wohnraum, der durch zahlreichen Blickverbindungen charakterisiert ist und in seinen Nischen Zonen für die unterschiedlichen Nutzungen schafft. Grosszügige Fensteröffnungen dem Talausgang zu rahmen nicht nur die Weite des Ausblicks in der Enge des Tals, sondern schaffen auch eine stärkere Verbindung von Innen- und Aussenraum. Unterstützt wird diese Wirkung, die Verschmelzung von Aussen- und Innenraum, durch den gezielten Einsatz ähnlicher Materialien draussen wie drinnen. Die thermische Grenze beginnt zu verschwimmen und verlieren an Bedeutung. Unterstützt wird diese Intention im Inneren auch durch das Lichtspiel der Sonne. Durch die präzise Positionierung von Fenstern wird das Sonnenlicht aber auch die Materialität und die Struktur des Hauses inszeniert.

Durch die geometrische Verschneidung und die räumliche Verzahnung, die sich über Klima- und Geschossgrenzen hinwegsetzt, entsteht räumliche Ambiguität, die vielfältige Nutzungskonzepte zulässt. In dieser Architektur verschmelzen Raum, Material, Licht und Natur zu einer Einheit. (Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thalerthaler[at]architektur-kaernten.at

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