Bauwerk

ÖNB - Ausstellungsteil Esperantomuseum
Gerhard Lindner, Stephan Seehof - Wien (A) - 2005
ÖNB - Ausstellungsteil Esperantomuseum, Foto: Pez Hejduk
ÖNB - Ausstellungsteil Esperantomuseum, Foto: Pez Hejduk

Orchideenzucht im Barockpalais

Die Österreichische Nationalbibliothek verfügt ab nun über einen weiteren Standort: Im restaurierten wie auch modernisierten Palais Mollard in der Herrengasse sind das Globenmuseum, die Musiksammlung und das Esperantomuseum untergebracht.

26. November 2005 - Thomas Trenkler
Orchideen scheinen überall wachsen zu können. Bisher war das Esperantomuseum in der Hofburg ziemlich versteckt unter der Michaelerkuppel untergebracht: Man brauchte schon einen gewissen Expeditionsgeist, um zu ihm zu gelangen. Und man stieß auf eine Einrichtung, die an das Bezirksmuseum eines Dorfes hinter dem Eisernen Vorhang anno '78 erinnerte.

Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, vertrieb die Esperantisten nun aus deren Elfenbeinturm in die Niederungen der Realität: Das Museum (samt der weltgrößten Sammlung für Plansprachen, darunter auch das „Klingonisch“ aus Star Trek) befindet sich im Erdgeschoß des Palais Mollard, Herrengasse 9. Ob es paradoxerweise dennoch einen „enormen Aufstieg“ genommen hat, wie Rachinger bei der Eröffnung am Freitag meinte, darf bezweifelt werden: Man fällt eben nicht von der U3-Station direkt in die schlauchartigen, eher drückenden Räume, sondern muss ziemlich weit nach hinten, in den zweiten Hof gehen, und von dort wieder zurück.

Bunte Glaspaneele

In rund zweieinhalb Jahren wurde das barocke Palais Mollard, in dem bis 1999 das Niederösterreichische Landesmuseum untergebracht war, von der Burghauptmannschaft um 10,7 Millionen Euro für die ÖNB restauriert und umgebaut: Architekt Gerhard Lindner überdachte den zweiten Hof für die Serviceeinrichtungen (Garderobe, Info-Desk) und zog dort ein Stiegenhaus mit Liftanlage und Wandverkleidung beziehungsweise Raumteiler aus bunten Glaspaneelen hoch. Auch wenn es gute Gründe - wie den Denkmalschutz - dafür gab: Die Erschließung des Gebäudes über den letzten Winkel, der im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, erscheint ziemlich kontraproduktiv.

Helle Lesesäle

Und auch von der Ästhetik her enttäuscht die Lösung ein wenig: Über den Köpfen ragt ein fensterloser Betonkubus in den Innenhof, der als vollklimatisiertes Depot für die bisher in der Albertina geduldete Musiksammlung dient. Diese ist insgesamt wohl der größte Gewinner der Konzentration von drei ÖNB-Standorten auf einen: Die sehr hellen, benutzerfreundlichen Lesesäle und die große Phonoabteilung im dritten Stock atmen Weite.

Direkt darunter liegt die Beletage mit den prunkvollen, sorgfältig wiederhergestellten Sälen Hoboken, Coronelli und Clary - sie werden für Veranstaltungen vermietet und dienen unter anderem für die von der ÖNB konzipierten Musik-wie Literatursalons.

Im ersten Stock schließlich wurde auf 323 Quadratmetern das Globenmuseum neu aufgestellt (siehe Bericht unten). Dessen alte Räumlichkeiten am Josefsplatz erhält die aus allen Nähten platzende Kartensammlung. Der Umbau ist das nächste Vorhaben von Rachinger, die in den letzten Jahren unter anderem die Ausleihe und die Lesesäle am Heldenplatz völlig modernisierte.

Für die Einrichtung des Palais Mollard erhielt die ÖNB vom Bildungsministerium ein Sonderbudget von 2,6 Millionen Euro; und für den Betrieb erhält sie jährlich 176.000 Euro. Das ansonsten weiterhin gedeckelte Gesamtbudget beträgt daher 20,8 Millionen.

Die Musiksammlung ist bereits zugänglich, die Museen sind ab 1. Dezember geöffnet: von Montag bis Mittwoch, Freitag und Samstag 10-14 Uhr, Donnerstag 15-19 Uhr.
www.onb.ac.at

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at