Bauwerk

Mehrzweckhalle Ingerkingen
Atelier Kaiser Shen - Ingerkingen (D) - 2024
Mehrzweckhalle Ingerkingen, Foto: Brigida Gonzalez
Mehrzweckhalle Ingerkingen, Foto: Brigida Gonzalez
28. Februar 2025 - newroom
Als gelungenes Beispiel für das Konzept des Weiterbauens darf die Sanierung der Mehrzweckhalle in einem kleinen oberschwäbischen Dorf zwischen Ulm und Biberach gelten.
Der Wettbewerb hatte offengelassen, ob die bestehende, mehrfach umgebaute Halle in die Neukonzeption integriert oder einem Ersatzneubau weichen sollte. Mit einem pragmatischen Entwurf ließen sich 60 % der ursprünglichen Struktur – darunter Fundamente, Wände und Bodenplatten – erhalten. Im Vergleich zu einem möglichen Neubau stellte sich die Sanierung als wirtschaftlicher heraus. Auch konnten die Themen Klarheit und Ablesbarkeit der Konstruktion des Ursprungsbaus von 1964 wieder in den Vordergrund treten.
Für die erweiterte Nutzung nach aktuellen Maßgaben bedurfte es der Verbreiterung der Halle in Richtung Süden. Die Bestandskonstruktion konnte dabei u-förmig erhalten bleiben, ermöglicht durch ein Tragwerk aus einhüftigen Zweigelenkrahmen aus Brettschichtholz, die die Horizontal- und einen Großteil der Vertikallasten in neue Fundamente einleiten. Die Stützen weiten sich trapezförmig zur biegesteifen Rahmenecke und die Binder zeichnen mit einer geschwungenen Unterseite den Momentenverlauf nach.
Die von der weiten Dachauskragung geschützte Terrasse lässt sich direkt mit der Halle verbinden.
Die massiven Bestandsbauteile wurden gedämmt und entsprechend dem Originalputz neu verputzt. Aufstockung und Erweiterung in leichter Holzrahmenbauweise sind durch ihre hinterlüfteten Holzfassaden ablesbar. Auch im Inneren sind die verschiedenen Bauphasen sichtbar und erzählen die Geschichte des Weiterbauens. So sind etwa im Bühnenraum das bauzeitliche Mauerwerk, Reparaturen und Ergänzungen aus Hochlochziegeln und Beton unverputzt belassen und mit einer Kalkschlämme egalisiert. Die aktuellen Holzrahmenbau-Erweiterungen hingegen lassen sich durch glatt verspachtelte Oberflächen erkennen.
Einige Materialien aus dem Abriss wurden andernorts wiederverwendet, und die Konstruktion ist so gestaltet, dass sie bei einem zukünftigen Rückbau problemlos in den Kreislauf zurückgeführt werden kann.
Der Umbau bewahrt die Geschichte des Gebäudes und zeigt, wie durch Weiterbauen sowohl Kosten gespart als auch die kulturelle Bedeutung eines Bauwerks bewahrt werden kann – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grundschule, dem Musikerheim und der Feuerwehr war die Halle Zentrum des gesellschaftlichen Dorflebens, und ist es wieder. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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