Bauwerk

Pflegeheim Jesuheim
HK Architekten - Lochau (A) - 2024
Pflegeheim Jesuheim, Foto: Roland Wehinger
Pflegeheim Jesuheim, Foto: Roland Wehinger
20. Februar 2025 - vai
Ein selbstbestimmter Lebensabend braucht die richtige Balance aus notwendiger Unterstützung und möglicher Autonomie. Dazu kann die Architektur ganz wesentlich beitragen, wenn sie im Alltag klare Strukturen, ein hohes Maß an Orientierung und Geborgenheit schafft. Das Pflegezentrum Jesuheim wird von den Barmherzigen Schwestern Zams betrieben. Das bauhistorisch wertvolle Ensemble besteht aus einem langen Gebäudetrakt, der ich von Südwesten nach Nordosten erstreckt. Am dortigen Ende fasst ein Querflügel einen schönen Garten ein, während die beiden anderen im Südwesten einen geschlossenen Innenhof bilden. Etwas abseits davon befand sich das nach Süden orientierte Haus Pfänder, ein Bau aus den 1980er Jahren.

Das Jesuheim liegt hoch über der Gemeinde Lochau und bietet weite Ausblicke über den Bodensee bis hin zu den Appenzeller Alpen. Der sanierungsbedürftige Bestand wurde von 2020 bis 2024 umfassend modernisiert. Dabei spielten ein selbstbestimmter Alltag für die Bewohner und Bewohnerinnen, sowie der Einsatz ressourcenschonender Baumaterialien und die Einhaltung modernster Pflegestandards eine besondere Rolle. Eine besondere Herausforderung war, dass die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb erfolgten. Das erforderte eine präzise durchdachte, prozessoptimierte, effiziente Planung. Ein zentrales Element des Projekts bildete die innovative Holzmodulbauweise, die gemeinsam mit der Zimmerei Kaufmann aus dem Bregenzerwald entwickelt und umgesetzt wurde.

Das Haus Pfänder wurde durch einen Neubau ersetzt, der über einen gelenksartigen Verbindungsbau mit dem sanierten Bestand verbunden ist. Er besteht aus 44 vorgefertigten Holzmodulen, die zunächst ein temporäres Ersatzgebäude auf Punktfundamenten bildeten. Dort boten 36 Pflegezimmer mit barrierefreien Bädern den Bewohnern und Bewohnerinnen während der Bauzeit ein komfortables Zuhause. Nach der Fertigstellung des Sockelgebäudes in Mischbauweise wurden die Module als zweites und drittes Obergeschoss auf das neue Haus gesetzt, wodurch Raum für insgesamt 72 Senior:innen geschaffen werden konnte. Diese Lösung nutzt Holz als natürlichen CO₂-Speicher und ist daher ökologisch und ökonomisch nachhaltig.

Der Wohntrakt fügt sich in Linienführung und Proportionen respektvoll und selbstbewusst in das bestehende Ensemble. Die Textur der dunkel gebeizten Schindelfassade kontrastiert mit dem hellen Putz des historischen Bestandes, die warme Atmosphäre der lichtdurchfluteten Innenräume fördert das Wohlbefinden. Die offenen Begegnungsräume und privaten Rückzugsorte sind in freundlichen Farben gestaltet, großzügige Fensterflächen und sorgfältig gestaltete Grünräume schaffen eine harmonische Verbindung zur umgebenden Natur. Die kleinen Balkone wurden durch weite Aussichtsterrassen ersetzt, damit auch weniger mobile Personen ins Freie können.

Der Mitteltrakt wurde als zentraler Verbindungsort umfassend erneuert und bildet nun das kommunikative Herzstück der Anlage. Es umfasst die Rezeption, ein einladendes Café und flexibel gestaltbare Veranstaltungsräume. Das auskragende Vordach, das von filigranen Betonstützen getragen wird, bildet eine südlich anmutende Arkade aus, die mit eleganter Leichtigkeit eine harmonische Verbindung zwischen den verschiedenen Bauetappen des Ensembles schafft. (Text: Isabella Marboe, nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Soziale Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern Zams Betriebs GmbH

Tragwerksplanung