Bauwerk
EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung
Diller Scofidio + Renfro, Extasia, Morphing Systems, Multipack, Coop Himmelb(l)au, Jean Nouvel, GLS Architekten AG - diverse Standorte (CH) - 2002
Starke Bilder für eine Zeit ohne Expo
Die Ikonen der Landesausstellung
Mut zum architektonischen Experiment legten die Expo-Macher an den Tag: Internationale Architekten gestalteten die Wahrzeichen der Arteplages. Der Einsatz hat sich gelohnt: Von der sechsten Landesausstellung bleiben klare Bilder.
18. Oktober 2002
Der legendäre Kristallpalast der ersten Weltausstellung von 1851 in London, der Eiffelturm der Pariser Ausstellung von 1889, später Buckminster Fullers Riesenversion geodätischer Kuppeln für die Weltausstellung in Montreal oder die gestapelte Landschaft von MVRDV für die Expo 2000 in Hannover: Was von einer Weltausstellung bleibt, ist meist die Erinnerung an deren symbolhafte Bauten. Manche haben bis heute Bestand, manche sind längst Geschichte, manche haben sich in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben.
Und da jede Landesausstellung eine Weltausstellung «en miniature» ist, hatten auch die bisherigen Schweizer Landesausstellungen ihre eigenen, unvergessenen Symbole. So schuf 1914 der Berner Heimatschutz-Architekt Karl Indermühle das «Dörfli», eine malerische Umsetzung des traditionellen schweizerischenDorfes. Für die Zürcher «Landi». 1939 baute der Schweizer Architekt Hans Hofmann die «Höhenstrasse», eine Flaniermeile, die Pavillons, Ausstellungshallen, Skulpturen und Gemälde zu einer raffinierten Raumsequenz verband. Und 1964 baute der Schweizer Max Bill für die Landesausstellung in Lausanne ein Kulturzentrum aus vorfabrizierten Stahlblechmodulen - ein Manifest der Nachkriegsmoderne.
Bekenntnis zur internationalen Avantgarde
38 Jahre später kommen die Architekten und Gestalter der Expo-Wahrzeichen aus aller Welt. Jean Nouvel aus Frankreich, Coop Himmelb(l)au aus Österreich und Diller & Scofidio aus den USA. Ihre architektonischen Experimente werden - das schien vom ersten Tag der Expo an gesichert - für Nachhall sorgen. Allen voran der rostige Monolith des Pariser Stararchitekten Jean Nouvel: Der im Murtensee verankerte monumentale Würfel wurde in kürzester Zeit zur stärksten Ikone der Landesausstellung.
Doch auch den anderen Arteplage-Wahrzeichen traut man Langzeitwirkung zu: Der Besuch der «Blur Building» genannten künstlichen Wolke in Yverdon-les-Bains zählt zu den eindrücklichsten Erlebnissen an der Expo 02. Das zwischen Skulptur und Architekur changierende Gebilde machte die beiden New Yorker Architekten Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio zu Vorreitern einer Architektur, die die verschiedensten Disziplinen mischt - Special Effects erwünscht. Die Bieler Türme des Wiener Architektenteams Coop Himmelb(l)au sind höchst plakative Umsetzungen des Arteplage-Themas «Macht und Freiheit»: Als riesenhafte Zeichen symbolisieren sie - uneinnehmbaren Festungen gleich - Herrschaft und Macht. Die Expo, das machen die Symbole von Murten, Neuenburg und Yverdon deutlich, war alles andere als eine Schweizer Nabelschau: Mit der Landesausstellung bewiesen die Expo-Macher architektonischen Mut.
Flüchtig hingegen scheint das Symbol der Arteplage Neuenburg, die ufo-artigen «Galets», zu sein. Zu technokratisch erscheint die Lösung des Neuenburger Architekturbüros Multipack, ihre eigenwillige Schönheit offenbaren die pneumatischen Dächer vor allem nachts - als leuchtende Fremdkörper über dem See. Und so werden die Erinnerungsbilder von Neuenburg vermutlich schneller verblassen als die der drei anderen Arteplages.
Wenn am Morgen des 21. Oktobers das grosse Fest zu Ende geht, warten bereits die Baumaschinen. Die Dörfer auf Zeit, die fliegenden Bauten der sechsten Landesausstellung, werden wieder verschwinden, nach und nach. Spätestens 2004 sollen die Symbolbauten der Expo 02 nur noch in der Erinnerung existieren - und manch einer wird wohl den flüchtigen künstlichen Nebel über dem Neuenburger See vermissen.
Und da jede Landesausstellung eine Weltausstellung «en miniature» ist, hatten auch die bisherigen Schweizer Landesausstellungen ihre eigenen, unvergessenen Symbole. So schuf 1914 der Berner Heimatschutz-Architekt Karl Indermühle das «Dörfli», eine malerische Umsetzung des traditionellen schweizerischenDorfes. Für die Zürcher «Landi». 1939 baute der Schweizer Architekt Hans Hofmann die «Höhenstrasse», eine Flaniermeile, die Pavillons, Ausstellungshallen, Skulpturen und Gemälde zu einer raffinierten Raumsequenz verband. Und 1964 baute der Schweizer Max Bill für die Landesausstellung in Lausanne ein Kulturzentrum aus vorfabrizierten Stahlblechmodulen - ein Manifest der Nachkriegsmoderne.
Bekenntnis zur internationalen Avantgarde
38 Jahre später kommen die Architekten und Gestalter der Expo-Wahrzeichen aus aller Welt. Jean Nouvel aus Frankreich, Coop Himmelb(l)au aus Österreich und Diller & Scofidio aus den USA. Ihre architektonischen Experimente werden - das schien vom ersten Tag der Expo an gesichert - für Nachhall sorgen. Allen voran der rostige Monolith des Pariser Stararchitekten Jean Nouvel: Der im Murtensee verankerte monumentale Würfel wurde in kürzester Zeit zur stärksten Ikone der Landesausstellung.
Doch auch den anderen Arteplage-Wahrzeichen traut man Langzeitwirkung zu: Der Besuch der «Blur Building» genannten künstlichen Wolke in Yverdon-les-Bains zählt zu den eindrücklichsten Erlebnissen an der Expo 02. Das zwischen Skulptur und Architekur changierende Gebilde machte die beiden New Yorker Architekten Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio zu Vorreitern einer Architektur, die die verschiedensten Disziplinen mischt - Special Effects erwünscht. Die Bieler Türme des Wiener Architektenteams Coop Himmelb(l)au sind höchst plakative Umsetzungen des Arteplage-Themas «Macht und Freiheit»: Als riesenhafte Zeichen symbolisieren sie - uneinnehmbaren Festungen gleich - Herrschaft und Macht. Die Expo, das machen die Symbole von Murten, Neuenburg und Yverdon deutlich, war alles andere als eine Schweizer Nabelschau: Mit der Landesausstellung bewiesen die Expo-Macher architektonischen Mut.
Flüchtig hingegen scheint das Symbol der Arteplage Neuenburg, die ufo-artigen «Galets», zu sein. Zu technokratisch erscheint die Lösung des Neuenburger Architekturbüros Multipack, ihre eigenwillige Schönheit offenbaren die pneumatischen Dächer vor allem nachts - als leuchtende Fremdkörper über dem See. Und so werden die Erinnerungsbilder von Neuenburg vermutlich schneller verblassen als die der drei anderen Arteplages.
Wenn am Morgen des 21. Oktobers das grosse Fest zu Ende geht, warten bereits die Baumaschinen. Die Dörfer auf Zeit, die fliegenden Bauten der sechsten Landesausstellung, werden wieder verschwinden, nach und nach. Spätestens 2004 sollen die Symbolbauten der Expo 02 nur noch in der Erinnerung existieren - und manch einer wird wohl den flüchtigen künstlichen Nebel über dem Neuenburger See vermissen.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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