Bauwerk
Steinerhäuser
Ewald Imser, Fritz Lorenz - Salzburg (A) - 1994
13. Februar 2002 - Initiative Architektur
Die Baugeschichte der beiden Häuser Judengasse 5 und 7 läßt sich bis ins 12. Jahrhundert nachweisen. Bei Umbaumaßnahmen seit Anfang des. 20. Jahrhunderts litt die historische Bausubstanz erheblich. Fritz Lorenz gelang es bei der Neustrukturierung des Wohn- und Geschäftshauses mit gestalterisch reduzierten Mitteln, die Qualitäten historischer Bausubstanz, die in diesem nicht denkmalgeschützten Konglomerat verschiedenster Baumaßnahmen noch aufspürbar waren, in Deckung zu bringen.
Der fast 30 Meter tiefe Gebäudekomplex wurde durch aus der Substanz geschälten, zentralen Lichthof wesentlich aufgewertet. Eine verglaste Decke trennt den Geschäftsbereich von den 17 Wohnungen im 3. bis 5. Obergeschoß. Sie werden durch neu geschaffene Laubengänge rund um den Hof erschlossen. Lorenz bezog sich dabei auf die in Salzburg noch in großer Zahl vorhandenen, historischen Innenhöfe.
Im Haus Judengasse 7 bildet die alte, bucklige Feuermauer mit der in den Raum gestellten Stahlbetonstiege eine 18 Meter hohe und weniger als einen Meter breite „Schlucht“. Das Licht dringt durch die entsprechend lange und schmal in die Dachhaut eingeschnittene Oberlichte. In dieser Begegnung von erhaltener historischer Bausubstanz und einem kraftvoll gestalteten Stiegenelement wurde mehr als ein verträgliches Miteinander erreicht. Sie vermag - frei von erzwungener Anpassung und formaler Aggressivität – im Sinne einer dialektischen Wechselbeziehung höhere Qualitäten zu erreichen als ihre einzelnen Teile.
Die Öffnungen der neu gestalteten Portalzone korrespondieren mit den Fenstern der klassizistischen Fassade, die ein Dekor im sogenannten Putzplattenstil aufweist. Die bis zum niedrigen Sockel reichenden Verglasungen werden scharf in die Mauer geschnitten und nur durch dünne Stahlkanten begrenzt. Die Eingänge beider Häuser zum gewerblichen Bereich zeigen etwa 30 cm tiefer liegende Ebenen an. Lorenz gestaltete sie wiederum flächig unter Verwendung von anthrazitfarben beschichteten Stahlrahmen, Glas und Untersberger Marmor. Eine Metalltüre mit Holzfüllungen, die tief in der Laibung der Mauer sitzt, stellt den Eingang zur Erschließung der Wohnungen dar und definiert die dritte, am wenigsten öffentliche Fassadenschicht. Das neustrukturierte Steinerhaus strahlt ein friedfertiges Selbstbewußtsein der Moderne aus. Lorenz` Planungsansatz ist klar und unaufgeregt, ordnet sich zwar der Maßstäblichkeit des Gebäudes unter, setzt in Material und Form aber auch Kontraste.
Lorenz brach mit der in die 90er Jahre hineinreichenden, nivellierenden Anpassungsstrategie in Salzburgs Altstadt. Ein teilweise lokal, teilweise neohistoristisch eingefärbter Postmodernismus war das Allheilmittel bei der „Rettung“ von Häusern, deren Sockelgeschoße durch Radikaleingriffe der 60er Jahre mit riesigen Glasvitrinen-Portalzonen ihrer Stimmigkeit beraubt worden waren.
Einer dieser „Retter“ war Herbert Fux, der beim Steinerhaus behauptete, Lorenz hätte „in den Fassadenbereich brutal“ eingegriffen und „damit das Altstadtbild gravierend“ verändert. Die INITIATIVE ARCHITEKTUR wandte sich in einem Schreiben an die für die Altstadterhaltung zuständigen Politiker: „Zum ersten Mal seit langem ist in der Salzburger Altstadt wieder eine gelungene Renovierung eines Gebäudes zu erleben und zu sehen. Noch bevor dieses Gebäude Zeit erhält, daß Passanten und Nutzer mit seinen Qualitäten vertraut werden, läßt ein unwissender Dilettant sein Gezeter los und trägt dem Bau ein negatives Image an“. 1997 wurde das Bauwerk von der Stadt Salzburg für vorbildliches Sanieren und Bauen in der Altstadt prämiert. (Text: Norbert Mayr)
Der fast 30 Meter tiefe Gebäudekomplex wurde durch aus der Substanz geschälten, zentralen Lichthof wesentlich aufgewertet. Eine verglaste Decke trennt den Geschäftsbereich von den 17 Wohnungen im 3. bis 5. Obergeschoß. Sie werden durch neu geschaffene Laubengänge rund um den Hof erschlossen. Lorenz bezog sich dabei auf die in Salzburg noch in großer Zahl vorhandenen, historischen Innenhöfe.
Im Haus Judengasse 7 bildet die alte, bucklige Feuermauer mit der in den Raum gestellten Stahlbetonstiege eine 18 Meter hohe und weniger als einen Meter breite „Schlucht“. Das Licht dringt durch die entsprechend lange und schmal in die Dachhaut eingeschnittene Oberlichte. In dieser Begegnung von erhaltener historischer Bausubstanz und einem kraftvoll gestalteten Stiegenelement wurde mehr als ein verträgliches Miteinander erreicht. Sie vermag - frei von erzwungener Anpassung und formaler Aggressivität – im Sinne einer dialektischen Wechselbeziehung höhere Qualitäten zu erreichen als ihre einzelnen Teile.
Die Öffnungen der neu gestalteten Portalzone korrespondieren mit den Fenstern der klassizistischen Fassade, die ein Dekor im sogenannten Putzplattenstil aufweist. Die bis zum niedrigen Sockel reichenden Verglasungen werden scharf in die Mauer geschnitten und nur durch dünne Stahlkanten begrenzt. Die Eingänge beider Häuser zum gewerblichen Bereich zeigen etwa 30 cm tiefer liegende Ebenen an. Lorenz gestaltete sie wiederum flächig unter Verwendung von anthrazitfarben beschichteten Stahlrahmen, Glas und Untersberger Marmor. Eine Metalltüre mit Holzfüllungen, die tief in der Laibung der Mauer sitzt, stellt den Eingang zur Erschließung der Wohnungen dar und definiert die dritte, am wenigsten öffentliche Fassadenschicht. Das neustrukturierte Steinerhaus strahlt ein friedfertiges Selbstbewußtsein der Moderne aus. Lorenz` Planungsansatz ist klar und unaufgeregt, ordnet sich zwar der Maßstäblichkeit des Gebäudes unter, setzt in Material und Form aber auch Kontraste.
Lorenz brach mit der in die 90er Jahre hineinreichenden, nivellierenden Anpassungsstrategie in Salzburgs Altstadt. Ein teilweise lokal, teilweise neohistoristisch eingefärbter Postmodernismus war das Allheilmittel bei der „Rettung“ von Häusern, deren Sockelgeschoße durch Radikaleingriffe der 60er Jahre mit riesigen Glasvitrinen-Portalzonen ihrer Stimmigkeit beraubt worden waren.
Einer dieser „Retter“ war Herbert Fux, der beim Steinerhaus behauptete, Lorenz hätte „in den Fassadenbereich brutal“ eingegriffen und „damit das Altstadtbild gravierend“ verändert. Die INITIATIVE ARCHITEKTUR wandte sich in einem Schreiben an die für die Altstadterhaltung zuständigen Politiker: „Zum ersten Mal seit langem ist in der Salzburger Altstadt wieder eine gelungene Renovierung eines Gebäudes zu erleben und zu sehen. Noch bevor dieses Gebäude Zeit erhält, daß Passanten und Nutzer mit seinen Qualitäten vertraut werden, läßt ein unwissender Dilettant sein Gezeter los und trägt dem Bau ein negatives Image an“. 1997 wurde das Bauwerk von der Stadt Salzburg für vorbildliches Sanieren und Bauen in der Altstadt prämiert. (Text: Norbert Mayr)
Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur
Ansprechpartner:in für diese Seite: Clara Kanz
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Centra-Wohnhausbau
Tragwerksplanung
Fotografie