Bauwerk
Semperit F & E
Najjar & Najjar - Wimpassing (A) - 2001
25. Juli 2002 - Az W
1999 initiierte das am Südrand des Wiener Beckens ansässige und international tätige High-Tech-Unternehmen „Semperit Technische Produkte“ (nicht zu verwechseln mit der inzwischen stillgelegten Reifenproduktion in Traiskirchen) einen geladenen Wettbewerb, um für die Abteilung Forschung und Entwicklung ein signifikantes, Innovationskraft signalisierendes „Anwesen“ zu schaffen. Da man auch einer jüngeren Planergeneration eine Realisierungschance bieten wollte, wurden nicht nur etablierte Grössen wie Klaus Kada, Volker Giencke oder Helmut Richter um Entwürfe gebeten, sondern auch jüngere Teams wie propeller z und Najjar & Najjar, die sich mit ihrem metallisch schimmernden Solitär mit dem Kennwort „Tube“ schließlich gegen das Projekt von Henke & Schreick durchsetzen konnte.
Eine doppelsinnig gekrümmte Aluminiumröhre, die auf einem rektangulären, grossteils verglasten Sockelgeschoß (Laborbereich) hockt, schiebt sich diagonal an die Grundstücksgrenze vor, ohne mit dem ehrwürdigen „Herrenhaus“ Kontakt aufzunehmen. Die Erschließung des Solitärs erfolgt westseitig vom Werksgelände her, die andere, schräg über zwei Geschoße angeschnittene Stirnseite, hinter der sich ein Grossraumbüro samt eingezogner Galerie befindet, öffnet sich (mit seinem Haifischmaul, dem Kühlergrill, dem Gesicht „einer lauernden Sphinx“, weitere Assoziationen auf Anfrage...) Richtung Triester Bundesstrasse. Aus der Rückenmulde des geschwungenen Körpers blitzt das Glasdach des zentralen Atriums hervor, das die Büro- und Laborräume belichtet und miteinander verknüpft.
Bei der Konstruktion des biomorphen Gebäudes kam zum Teil das spezialsierte Know How aus der Schiffsbautechnik zur Anwendung: Über einem Betonskelett sitzen im Achsabstand von 3,5 Metern Stahlbinder (geschnittene Hohlkastenprofile), die mit Trapezblechen ausgefacht wurden. Um der Hülle möglichst die Homogenität einer Autokarosserie zu verleihen, wurde der Rumpf in Längsrichtung zunächst mit Alustrangfalz-Profilen überzogen, die dem Dach die endgültige Form gaben. Auf dieser Unterkonstruktion liegen in Querrichtung die vorgebogenen Trapezbleche, die ein flächiges Auflager für die sichtbare Aluhaut bilden. Diese aufwendige fassadentechnische Glanzleistung wurde folgerichtig sogleich mit dem Aluminiumpreis 2002 honoriert.
Najjar & Najjar scheinen mit ihrer technoid-dynamischen Baufigur den Nerv des unternehmerischen Selbstbilds getroffen zu haben. Ohne die Konzerngeschichte der traditionsreichen Firma auszublenden – der Respektabstand zum „Herrenhaus“ bleibt gewahrt –, signalisiert das am Werkgelände „querliegende“ neue Forschungszentrum nicht nur Innovationsbereitschaft und Technikkompetenz, sondern auch baukulturellen Mut und generöse Weltläufigkeit. (Text: Gabriele Kaiser)
Eine doppelsinnig gekrümmte Aluminiumröhre, die auf einem rektangulären, grossteils verglasten Sockelgeschoß (Laborbereich) hockt, schiebt sich diagonal an die Grundstücksgrenze vor, ohne mit dem ehrwürdigen „Herrenhaus“ Kontakt aufzunehmen. Die Erschließung des Solitärs erfolgt westseitig vom Werksgelände her, die andere, schräg über zwei Geschoße angeschnittene Stirnseite, hinter der sich ein Grossraumbüro samt eingezogner Galerie befindet, öffnet sich (mit seinem Haifischmaul, dem Kühlergrill, dem Gesicht „einer lauernden Sphinx“, weitere Assoziationen auf Anfrage...) Richtung Triester Bundesstrasse. Aus der Rückenmulde des geschwungenen Körpers blitzt das Glasdach des zentralen Atriums hervor, das die Büro- und Laborräume belichtet und miteinander verknüpft.
Bei der Konstruktion des biomorphen Gebäudes kam zum Teil das spezialsierte Know How aus der Schiffsbautechnik zur Anwendung: Über einem Betonskelett sitzen im Achsabstand von 3,5 Metern Stahlbinder (geschnittene Hohlkastenprofile), die mit Trapezblechen ausgefacht wurden. Um der Hülle möglichst die Homogenität einer Autokarosserie zu verleihen, wurde der Rumpf in Längsrichtung zunächst mit Alustrangfalz-Profilen überzogen, die dem Dach die endgültige Form gaben. Auf dieser Unterkonstruktion liegen in Querrichtung die vorgebogenen Trapezbleche, die ein flächiges Auflager für die sichtbare Aluhaut bilden. Diese aufwendige fassadentechnische Glanzleistung wurde folgerichtig sogleich mit dem Aluminiumpreis 2002 honoriert.
Najjar & Najjar scheinen mit ihrer technoid-dynamischen Baufigur den Nerv des unternehmerischen Selbstbilds getroffen zu haben. Ohne die Konzerngeschichte der traditionsreichen Firma auszublenden – der Respektabstand zum „Herrenhaus“ bleibt gewahrt –, signalisiert das am Werkgelände „querliegende“ neue Forschungszentrum nicht nur Innovationsbereitschaft und Technikkompetenz, sondern auch baukulturellen Mut und generöse Weltläufigkeit. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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