Bauwerk

Kirche Donau-City
Heinz Tesar - Wien (A) - 2000
Kirche Donau-City, Foto: Herbert Schwingenschlögl
Kirche Donau-City, Foto: Herbert Schwingenschlögl
16. April 2001 - Az W
Wie ein Schmuckkästchen präsentiert sich die neue römisch-katholische Kirche „Christus Hoffnung der Welt“ am Osteingang der Wiener „Donaucity“. Der kompakte, im Gelände leicht versenkte Quader lässt feine Materialien, präzise Formen und theatralische Lichtstimmungen in gekonnter Weise zusammenspielen.
Zwei konträrfarbene Gebäudehüllen, kreisrunde Lochfenster als verbindendes Element und Vermittler zwischen Innen- und Aussenraum sowie liturgisch symbolistische Formensprache bestimmen den Entwurf. Die einfache Geometrie des massiven Baukörper wird durch ein Formenspiel aus markant gesetzten Fensteröffnungen durchbrochen und zur Schaubühne faszinierender Lichteffekte.

Heinz Tesar formuliert den Grundgedanken seines Entwurfs als das „über die Donau Bringen“ eines Sakralraums als Auftakt des neuen Stadtviertels. Er setzt den Baukörper zur Hauptachse der Donaucity verdreht, wodurch mit dem gegenüberliegenden Bankgebäude ein urbaner Platz entsteht. Das kleine Wasserbecken vor der Kirche und das Kreuz an der Fassade betonen den ansonst dezenten Eingang zur Kirche. Eine angrenzende Rasentreppe, die für Veranstaltungen im Freien genutzt werden kann und unter der sich die Sakristei befindet, bildet den Abschluss des Platzes.

Grossformatige, schwarz glänzende Chromstahlplatten mit Bohrungen bekleiden die Aussenwände des Baukörpers sowie die Dachfläche und verleihen der Aussenhaut einen edlen Charakter welcher durch punktuelle Lichteffekte der Bohrungen verstärkt wird. Quadratische Glasflächen, die formschlüssig in die einspringenden, oberen Gebäudeecken gesetzt sind, bestimmen die Figur des Kreuzquaders. Die Achtkreuzgeometrie symbolisiert den 8.Tag für die Auferstehung Christi. Kreisförmige Fenster lenken das Tageslicht in den sakralen Raum. Die Dynamik ihrer unterschiedlichen Grössen und schräg verlaufenden Wanddurchdringungen steht im Kontrast zu der ruhigen und strengen Symmetrie der vier grossen Eckverglasungen. In ausgewogener Harmonie korrespondieren die Kräfte der beiden gegensätzlichen Formen.

Der Bezug zwischen Innen- und Aussenraum gilt als wesentlicher Bestandteil des Konzeptes. Der Kontrast zwischen dem hellen Birkensperrholz im Inneren des Quaders und den verglasten Flächen bildet den Gegensatz zum Farbenspiel des Aussenraums: Der nächtliche Himmel verschmilzt mit der Form des schwarzen Metallkörpers, während er die hell erleuchtete Formenkombination aus Lichtfeldern und Punkten von Weitem erkennbar macht und das Umfeld in die sakrale Welt miteinbezieht. Bei Tag lassen die gezielt eingesetzten Fensteröffnungen verschiedenartigste Licht- und Wetterstimmungen im Innenraum erleben.

Die gesamte Einrichtung stammt aus der Hand von Heinz Tesar. Auch die Heizkörper sind speziell entworfen und verlaufen in gleichförmigen Kurven unter den Sitzbänken des in Form eines offenen Rings um den Altar angeordneten Gestühls. Der Altar selbst erhebt sich auf einer Stufe als prächtiger Monolith, der an die roh aus dem Steinbruch geschnittenen Skulpturen des österreichischen Bildhauers Karl Prantl erinnert. Die liturgischen Geräte aus Silber, Ebenholz und Chromstahl sind vom Sohn des Architekten, Marc Tesar, entworfen und vervollständigen das Bauwerk zu einem Gesamtkunstwerk.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at