Zeitschrift
Architektur + Wettbewerbe 209
Bibliotheken und Archive
Ganz ehrlich: Wann waren Sie eigentlich zum letzten Mal in einer Bibliothek? Als einer der zahlreichen Studierenden unter den Lesern der AW werden Sie dieser Frage sicher nur ein müdes Lächeln abgewinnen können – entweder sitzen Sie gerade in einer Bibliothek, wenn Sie diese Ausgabe durchblättern (übrigens gibt es die AW auch im günstigen Studentenabonnement!), oder Sie müssten sich wahrscheinlich eher fragen lassen, wann Sie das letzte Mal nicht in einer Bibliothek waren. In der Tat sind rund 70 Prozent der Nutzer von Bibliotheken Personen, die diese aufgrund eines Studiums, einer Aus- oder Fortbildung oder Ihres Berufs besuchen – die Eingangsfrage war folglich auch an alle anderen gerichtet. Gehören Sie also zu den verbleibenden 30 Prozent der Nutzer, die Bibliotheken »nur« zum Vergnügen aufsuchen? Ich selbst muss gestehen, dass ich als Nutzer schon seit längerem keine Bücherei mehr von innen gesehen habe (sondern lediglich aus Interesse an der Architektur hin und wieder einen Neubau besichtigt habe). Woran das liegt? Eine gute und nahe liegende Ausrede wäre sicher die Öffnungszeiten der Bibliotheken, die nicht gerade auf die Bedürfnisse berufstätiger Familienväter zugeschnitten sind. Die meisten Bibliotheken haben tatsächlich jedoch mittlerweile auch abends geöffnet, samstags ohnehin. Noch ein paar Ausreden beziehungsweise Vorurteile gefällig? In Bibliotheken herrscht sprichwörtlich eine verstaubte Atmosphäre, es gibt lediglich Bücher und diese sind veraltet, ebenso wie die Ausstattung. Ganz sicher gibt es manche Einrichtung, auf die das alles oder zum Teil (noch) zutrifft, doch sind diese inzwischen fast in der Unterzahl. Bei öffentlichen Bibliotheken hat sich – analog zur Entwicklung neuer Informationstechnologien und den Veränderungen beim Konsumverhalten – einiges getan in den letzten Jahren. Sie haben sich zu Orten entwickelt, an denen man heute als »Kunde« angesehen wird; an denen man nicht nur Literatur suchen und lesen kann, sondern auch Zugang zu einer Vielzahl anderer Medien (zum Beispiel Zeitungen, Zeitschriften, CDs und DVDs sowie Internet) hat. Die Präsentation des Medienbestands und damit auch die Einrichtung der Büchereien orientieren sich heutzutage viel eher an Konzepten, wie man sie von großen Buchhandlungen kennt; vielfach bietet inzwischen ein angegliedertes Café zusätzliche Aufenthaltsqualität. Und nicht zuletzt sind viele Bibliotheken in den letzten Jahren zu wichtigen kulturellen und Identität stiftenden Treffpunkten innerhalb einer Stadt oder Region geworden, an denen Vorträge, Kurse, Vorführungen oder Ausstellungen stattfinden. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Bibliotheksbauten boomen derzeit regelrecht; viele veraltete Einrichtungen werden durch zeitgemäße und dem aktuellen Bedarf entsprechende Bauten ersetzt oder ergänzt. Architektonisch äußert sich dies in fließenden, spannungsvollen und dennoch hochgradig funktionalen Räumen, frischen Farben, geschmackvollen Möblierungen und Einbauten sowie interessanten Fassadenkonzepten. Doch sehen Sie in dieser Ausgabe der AW einfach selbst … und statten Sie der Bibliothek in Ihrer Nähe doch bei Gelegenheit mal wieder einen Besuch ab. Arne Barth
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Wettbewerbe
Erweiterung und Sanierung der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz
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Brandenburgisches Landeshauptarchiv in Potsdam
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Weiterführende Links:
Karl Krämer Verlag GmbH & Co. KG
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