Zeitschrift
werk, bauen + wohnen 1/2-06
Spielräume
Bei der konstruktiven Ausarbeitung von Bauprojekten ist es ganz selbstverständlich, Toleranzen mitzudenken. Mit ihnen wird beim Bauen Raum geschaffen für das, was sich nicht vollständig kontrollieren lässt. Toleranzen sind Spielräume für die fehlende Perfektion der Handwerker und für unvermeidliche Bewegungen im Gefüge der Teile. Sie sind unverzichtbare Leerstellen, dank denen Präzision im Ganzen erreichbar wird. Besonders beliebt sind sie allerdings nicht, zumal nicht in der jüngeren Schweizer Architektur. Vielmehr wird hier oft viel Energie eingesetzt, um Toleranzen möglichst minimal zu halten. Ganze Häuser werden in einem Guss betoniert, um Fugen zu vermeiden, und mit schier unmenschlichen Anforderungen an die Präzision werden Unternehmen zu Höchstleistungen angetrieben, bisweilen bis an den Rand des Ruins. Natürlich ginge es auch anders. Es gibt in der Architektur eine lange und erfolgreiche Geschichte, aus der Not/Naht eine Tugend zu machen, um hier Gottfried Semper in Erinnerung zu rufen. Ähnliches gilt auch auf anderen Massstabsebenen und im Umgang mit anderen Unwägbarkeiten. Man denke an die oft gehörte Klage über unverständige Bauherren und Nutzer, die Gebäude partout nicht so in Gebrauch nehmen wollen, wie dies die Architekten vorgesehen und geplant haben. Doch gibt es überhaupt so etwas wie einen Missbrauch von Architektur? Oder hat in solchen Fällen der Entwerfer ganz einfach dem offenbar Unvorhergesehenen und vielleicht sogar Unvorhersehbaren nicht genügend Raum gelassen? Die Frage macht deutlich, dass der Umgang mit Spielräumen nicht einfach ist. Er gleicht einem Navigieren zwischen Skylla und Charybdis. Auf der einen Seite droht diktatorischer Zwang und tödliche Starre, auf der anderen Achtlosigkeit, Schlamperei und Chaos. Spielräume setzen Spielregeln voraus, Toleranz die Toleranz das Unterbinden von Kräften, die die Toleranz bedrohen. Hier wirkungsvolle Formen und das richtige Mass zu finden, gehört zu den grossen Aufgaben – auch in der Architektur. Man denke etwa an die Auseinandersetzungen darüber, ob eine offene Struktur oder doch eher ein organhaftes Gefäss mehr Erfolg im Umgang mit einer Funktion verspreche. Trotzdem ist es erstaunlich, dass in unserer Disziplin Spielräume nicht öfters zum Thema gemacht werden. Im Heft geschieht dies auf verschiedenen Ebenen, von der Gestaltung der Baufugen über Nutzungsspielräume bei Bauten bis hin zu Fragen des Berufsstands. Ein Beispiel aus der Musik öffnet zudem ein Fenster zu einer Kunst, bei der das Eröffnen und Definieren von Spielräumen in besonderem Mass wesentlich und ein Motor der Kreativität ist. Die Redaktion
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