Zeitschrift
archithese 5.2007
Kunstmuseen in den USA
Freitagabend in Manhattan, West 53rd Street: Vor dem Eingang des unlängst durch Yoshio Taniguchi erweiterten Museum of Modern Art hat sich eine Menschenschlange gebildet. Die Schlange ist endlos, sie zieht sich bis weit in die 6th Avenue hinein, und weil auch das nicht reicht, wurde ein noch unbebautes Grundstück durch mobile Pfosten und Absperrungsbänder, wie man sie von Flughäfen kennt, in zusätzlichen Stauraum verwandelt. Die Tausenden, die sich brav eingereiht haben, warten auf den Einlass in das Museum, der an diesem Freitagnachmittag dank dem Sponsor Target kostenfrei ist.
Vorbei die Zeiten, da Museen als Ehrfurcht gebietende Institutionen höherer Bildung Schwellenangst auslösten. Museen sind im Zeitalter des edutainment und infotainment im Herzen der Gesellschaft angekommen, sie locken mehr Besucher an als Popkonzerte oder Fussballspiele. Sie treten inzwischen – und dafür ist das MoMA eines der besten Beispiele – selbst als brands auf, vermarkten sich in merchandising stores, bilden mergers, etwa die Kombination aus Guggenheim und Eremitage in Las Vegas, oder gründen Ableger – dem Beispiel Guggenheim folgen inzwischen der Louvre und das Centre Pompidou mit Dependancen in der französischen Provinz oder demnächst in Abu Dhabi.
In den USA ist die Situation in vielerlei Hinsicht zugespitzt. Von Anfang an thematisierten viele Sammlungen ihren Bildungsauftrag: Museen, so könnte man formulieren, sollten nach dem Wunsch ihrer philanthropischen Gründer mit einem Kulturangebot integrativ auf die heterogenen Einwanderermilieus wirken, aus denen sich die amerikanische Gesellschaft bildete. Dabei ist es seit Anbeginn privates Engagement, das die Institutionen trägt.
Das gilt auch für die meisten der erstaunlich vielen Erweiterungs- und Neubauprojekte, die in den letzten Jahren realisiert wurden – oder noch der Realisierung harren. Dabei ist es nicht alleiniges Ziel, die Sammlungen ins rechte Licht rücken. Mit Stararchitektur, vielfach von Architekten aus Europa, versuchen auch Provinzstädte im Mittleren Westen Aufmerksamkeit zu erlangen. Kultur fungiert nicht zuletzt als gewichtiger Faktor des Standortmarketings und als ein Faktor für urbane Revitalisierung.
Anschliessend an einige theoretische Untersuchungen zur Geschichte und zur gegenwärtigen Funktion der amerikanischen Museen werden in diesem Heft wichtige aktuelle Projekte dokumentiert und kritisch diskutiert
Um unseren Leserinnen und Lesern Anschauung vor Ort zu ermöglichen, plant archithese im kommenden Sommer eine Leserreise, die von New York aus in den Mittleren Westen führen wird. Nähreres dazu erfahren Sie auf Seite 105.
Redaktion
In eigener Sache:
Judit Solt, die seit 2000 als Redaktorin das Profil dieser Zeitschrift entscheidend und voller Elan mitgeprägt hat, verlässt archithese, um am 1.Oktober eine Stelle als Chefredaktorin von tec21 anzutreten. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei ihrer neuen Aufgabe.
02 Editorial
18 Vom Kunsttempel zur Starchitecture. Geschichte und Gegenwart amerikanischer Kunstmuseen | Hubertus Adam
24 Museumsarchitektur in den USA 1960–1990
26 Jenseits des Starsystems. Tätigkeitsfelder junger Architekten in den USA | Susanne Schindler
32 Ikone, Cluster, Stadtteil. Die Rolle des Museums im City Branding | Thomas Kovári
36 Steven Holl: Nelson-Atkins Museum, Kansas City
42 David Chipperfield: Figge Art Museum, Davenport
46 Coop Himmelb(l)au: Akron Art Museum
50 Daniel Libeskind: Denver Art Museum
54 SANAA: Glass Pavilion, Toledo Museum of Art
60 Williams Tsien: American Folk Art Museum, New York
64 Ernsthaftigkeit und Innovation | Museumsprojekte von Allied Works Architecture | Beat Aeberhard
70 Diller Scofidio Renfro: ICA Boston
74 «Wir bauen nur one ever buildings». Interview mit Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio | Dirk Meyhöfer
76 SANAA: New Museum of Contemporary Art, New York
78 David Adjaye: Museum of Contemporary Art, Denver
80 Zu radikal für Amerika? Koolhaas’ Konzepte für Kunstmuseen in den USA | Bettina Schürkamp
86 AMO investigates the Art World | AMO
Architektur aktuell
90 Wohnhaus in Zürich-Witikon von Christian Kerez | Hubertus Adam
Rubriken
98 Essay
Martin Elsaesser
Ambivalenzen der Moderne
Jörg Schilling
102 Buchrezension
Die europäische Stadt im 20. Jahrhundert | Robert Kaltenbrunner
105 archithese-Leserreise
108 Neues aus der Industrie
111 Lieferbare Hefte
112 Vorschau und Impressum
Vorbei die Zeiten, da Museen als Ehrfurcht gebietende Institutionen höherer Bildung Schwellenangst auslösten. Museen sind im Zeitalter des edutainment und infotainment im Herzen der Gesellschaft angekommen, sie locken mehr Besucher an als Popkonzerte oder Fussballspiele. Sie treten inzwischen – und dafür ist das MoMA eines der besten Beispiele – selbst als brands auf, vermarkten sich in merchandising stores, bilden mergers, etwa die Kombination aus Guggenheim und Eremitage in Las Vegas, oder gründen Ableger – dem Beispiel Guggenheim folgen inzwischen der Louvre und das Centre Pompidou mit Dependancen in der französischen Provinz oder demnächst in Abu Dhabi.
In den USA ist die Situation in vielerlei Hinsicht zugespitzt. Von Anfang an thematisierten viele Sammlungen ihren Bildungsauftrag: Museen, so könnte man formulieren, sollten nach dem Wunsch ihrer philanthropischen Gründer mit einem Kulturangebot integrativ auf die heterogenen Einwanderermilieus wirken, aus denen sich die amerikanische Gesellschaft bildete. Dabei ist es seit Anbeginn privates Engagement, das die Institutionen trägt.
Das gilt auch für die meisten der erstaunlich vielen Erweiterungs- und Neubauprojekte, die in den letzten Jahren realisiert wurden – oder noch der Realisierung harren. Dabei ist es nicht alleiniges Ziel, die Sammlungen ins rechte Licht rücken. Mit Stararchitektur, vielfach von Architekten aus Europa, versuchen auch Provinzstädte im Mittleren Westen Aufmerksamkeit zu erlangen. Kultur fungiert nicht zuletzt als gewichtiger Faktor des Standortmarketings und als ein Faktor für urbane Revitalisierung.
Anschliessend an einige theoretische Untersuchungen zur Geschichte und zur gegenwärtigen Funktion der amerikanischen Museen werden in diesem Heft wichtige aktuelle Projekte dokumentiert und kritisch diskutiert
Um unseren Leserinnen und Lesern Anschauung vor Ort zu ermöglichen, plant archithese im kommenden Sommer eine Leserreise, die von New York aus in den Mittleren Westen führen wird. Nähreres dazu erfahren Sie auf Seite 105.
Redaktion
In eigener Sache:
Judit Solt, die seit 2000 als Redaktorin das Profil dieser Zeitschrift entscheidend und voller Elan mitgeprägt hat, verlässt archithese, um am 1.Oktober eine Stelle als Chefredaktorin von tec21 anzutreten. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei ihrer neuen Aufgabe.
02 Editorial
18 Vom Kunsttempel zur Starchitecture. Geschichte und Gegenwart amerikanischer Kunstmuseen | Hubertus Adam
24 Museumsarchitektur in den USA 1960–1990
26 Jenseits des Starsystems. Tätigkeitsfelder junger Architekten in den USA | Susanne Schindler
32 Ikone, Cluster, Stadtteil. Die Rolle des Museums im City Branding | Thomas Kovári
36 Steven Holl: Nelson-Atkins Museum, Kansas City
42 David Chipperfield: Figge Art Museum, Davenport
46 Coop Himmelb(l)au: Akron Art Museum
50 Daniel Libeskind: Denver Art Museum
54 SANAA: Glass Pavilion, Toledo Museum of Art
60 Williams Tsien: American Folk Art Museum, New York
64 Ernsthaftigkeit und Innovation | Museumsprojekte von Allied Works Architecture | Beat Aeberhard
70 Diller Scofidio Renfro: ICA Boston
74 «Wir bauen nur one ever buildings». Interview mit Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio | Dirk Meyhöfer
76 SANAA: New Museum of Contemporary Art, New York
78 David Adjaye: Museum of Contemporary Art, Denver
80 Zu radikal für Amerika? Koolhaas’ Konzepte für Kunstmuseen in den USA | Bettina Schürkamp
86 AMO investigates the Art World | AMO
Architektur aktuell
90 Wohnhaus in Zürich-Witikon von Christian Kerez | Hubertus Adam
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98 Essay
Martin Elsaesser
Ambivalenzen der Moderne
Jörg Schilling
102 Buchrezension
Die europäische Stadt im 20. Jahrhundert | Robert Kaltenbrunner
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112 Vorschau und Impressum
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