Zeitschrift
werk, bauen + wohnen 01/02-1982
Österreich - Wien
Es macht Freude, sich in Österreich auf die Spuren zeitgenössischer Architektur zu begeben. In Wien scheinen zwei Generationen von «Baumeistern» zu wetteifern mit ihrer gloriosen Tradition, mit dem eleganten Stil von Otto Wagner, Joseph Maria Olbrich oder Josef Hoffmann, aber auch den Gedanken von Adolf Loos, dem «Architekten der tabula rasa», wie ihn Karl Kraus 1910 nannte.
Hans Hollein, Adolf Krischanitz und Otto Kapfinger sowie Luigi Blau widmen sich mit ihren Laden-Umbauten einer Wiener Spezialität... Schon Loos hat Läden gebaut. Luigi Blau geht so weit, in einem Grabmal für den verstorbenen Freund einen Loos-Ausspruch von 1910 zu beherzigen: «Wenn wir im walde einen hügel finden, sechs schuh lang und drei schuh breit, mit der schaufei pyramidenförmig aufgerichtet, dann werden wir ernst, und es sagt etwas in uns: Hier liegt jemand begraben. Das ist architektur.» Historisches Bewusstsein steht auch hinter Hermann Czechs Haus M.: für die einen banal, für die anderen Belebung einer verloren geglaubten Tradition. - Für mich hat das kleine Haus in Schwechat in der Architektur-Debatte den Stellenwert, den vor Jahren Reichlin und Reinharts Casa Tonini in Toricella hatte. Sie war Auslöser einer neuen «philologischen» Auseinandersetzung mit Architektur.
Rückbesinnung, Umwertung, das schliesst in Österreich die Technologie der Gegenwart nicht aus. Das ist den ORF-Studios von Gustav Peichl anzusehen: auf den ersten Blick super-technoide Denkmäler, auf den zweiten immer noch glitzrige Apparate, aber doch augenzwinkernd vorgesetzt, Panzerkreuzer-Paraphrasen. Und Holzbauers Bregenzer Parlament ist auch nicht nur monumental. Der Architekt sucht nach einem möglichen Ausdruck von Repräsentation und Würde.
Die Stimmung ist gut in Österreich. Es gibt einen Dialog zwischen Praxis, Lehre und Theorie. Manche, die bauen, schreiben übers Bauen. Das gilt für Czech und Kapfinger. Manche, die bauen, sind Lehrer an Architektur-Hochschulen: Hollein, Peichl, Holzbauer...
Bei der Vorbereitung dieses Heftes ist mir aufgefallen, dass die neue Architektur in Österreich allenthalben zu reden gibt. Die italienische Viertel Jahresschrift «Lotus» hat 1981 die Nummer 29 Wien gewidmet. Die Berliner «Bauwelt» besprach in ihrer Ausgabe vom 9. Oktober 1981 Wiener Wohnungsbauten von Ottokar Uhl, Josef Krawina und Friedensreich Hundertwasser. Das österreichische «bauforum» liess in seinem Heft 85 von 1981 Friedrich Kurrent zu Wort kommen. Das italienische «domus» behandelte im November-Heft von 81 unter dem Titel «Austrian new Wave», die Grazer Schule, die «Neuen Wilden» des Bauens. Schliesslich wird die Schweizer «archithese» noch dieses Jahr herauskommen mit einer Österreich-Ausgabe, die den «Regionalen» aus Vorarlberg viel Platz einräumt.
Die Österreich-Welle im Blätterwald machte mich frei auszuwählen. Statt eines Katalogs liegt also zum Jahresbeginn wieder eine Doppelnummer vor, die sich da und dort der Subjektivität nicht scheut. Ulrike Jehle-Schulte Strathaus
Forum
03 Editorial
04 Kunst «Vom Spiegel und von den Scherben», «Zürich und Max Bill»
07 Buchbesprechung Tagtäglich
Standpunkt
08 Wiener Läden | Otto Kapfinger
Hauptthema
14 Eine Nabelschau österreichischer Architektur | Dietmar Steiner
20 Haus M., Schwechat von Hermann Czech
24 Pfarrkirche Unternberg/Lungau, Volksbank Velden von Heinz Tesar
28 Vier Arbeiten: Portal Geschäft Baumgartner, Teehaus, Wohnturm in vier Ebenen, Doppelwohnhaus von Luigi Blau
33 Reisebüro Kuoni, Haus Nagiller, Haus Hiermanseder von Adolf Krischanitz, Otto Kapfinger
41 Bundesamtsgebäude Wien I von Günther Wawrik
44 Studioserie ORF, Erdfunkstelle Aflenz von Gustav Peichl
56 Ganztagsschule Köhlergasse, Österreichische Verkehrsbüros, Deutsches Energiezentrum Essen von Hans Hollein
66 Neuropsychisches Institut, Haus Daneu von Boris Podrecca
71 Wien - Komplexität und Verhinderung | Hermann Czech
Chronik
73 Ausstellungskalender
74 Tagung
77 Fachmessen, Kurse
78 Puppenhaus-Wettbewerb
81 Auszeichnungen, Interieur 82, neue Bücher
82 Buchbesprechungen
85 Seminar, Internationaler Wettbewerb
86 Entschiedene Wettbewerbe
90 Wettbewerbskalender
93 Neue Wettbewerbe, Firmennachrichten
98 Hilsa
104 Bibliografie Steiner
106 Resumes / Summaries
Hans Hollein, Adolf Krischanitz und Otto Kapfinger sowie Luigi Blau widmen sich mit ihren Laden-Umbauten einer Wiener Spezialität... Schon Loos hat Läden gebaut. Luigi Blau geht so weit, in einem Grabmal für den verstorbenen Freund einen Loos-Ausspruch von 1910 zu beherzigen: «Wenn wir im walde einen hügel finden, sechs schuh lang und drei schuh breit, mit der schaufei pyramidenförmig aufgerichtet, dann werden wir ernst, und es sagt etwas in uns: Hier liegt jemand begraben. Das ist architektur.» Historisches Bewusstsein steht auch hinter Hermann Czechs Haus M.: für die einen banal, für die anderen Belebung einer verloren geglaubten Tradition. - Für mich hat das kleine Haus in Schwechat in der Architektur-Debatte den Stellenwert, den vor Jahren Reichlin und Reinharts Casa Tonini in Toricella hatte. Sie war Auslöser einer neuen «philologischen» Auseinandersetzung mit Architektur.
Rückbesinnung, Umwertung, das schliesst in Österreich die Technologie der Gegenwart nicht aus. Das ist den ORF-Studios von Gustav Peichl anzusehen: auf den ersten Blick super-technoide Denkmäler, auf den zweiten immer noch glitzrige Apparate, aber doch augenzwinkernd vorgesetzt, Panzerkreuzer-Paraphrasen. Und Holzbauers Bregenzer Parlament ist auch nicht nur monumental. Der Architekt sucht nach einem möglichen Ausdruck von Repräsentation und Würde.
Die Stimmung ist gut in Österreich. Es gibt einen Dialog zwischen Praxis, Lehre und Theorie. Manche, die bauen, schreiben übers Bauen. Das gilt für Czech und Kapfinger. Manche, die bauen, sind Lehrer an Architektur-Hochschulen: Hollein, Peichl, Holzbauer...
Bei der Vorbereitung dieses Heftes ist mir aufgefallen, dass die neue Architektur in Österreich allenthalben zu reden gibt. Die italienische Viertel Jahresschrift «Lotus» hat 1981 die Nummer 29 Wien gewidmet. Die Berliner «Bauwelt» besprach in ihrer Ausgabe vom 9. Oktober 1981 Wiener Wohnungsbauten von Ottokar Uhl, Josef Krawina und Friedensreich Hundertwasser. Das österreichische «bauforum» liess in seinem Heft 85 von 1981 Friedrich Kurrent zu Wort kommen. Das italienische «domus» behandelte im November-Heft von 81 unter dem Titel «Austrian new Wave», die Grazer Schule, die «Neuen Wilden» des Bauens. Schliesslich wird die Schweizer «archithese» noch dieses Jahr herauskommen mit einer Österreich-Ausgabe, die den «Regionalen» aus Vorarlberg viel Platz einräumt.
Die Österreich-Welle im Blätterwald machte mich frei auszuwählen. Statt eines Katalogs liegt also zum Jahresbeginn wieder eine Doppelnummer vor, die sich da und dort der Subjektivität nicht scheut. Ulrike Jehle-Schulte Strathaus
Forum
03 Editorial
04 Kunst «Vom Spiegel und von den Scherben», «Zürich und Max Bill»
07 Buchbesprechung Tagtäglich
Standpunkt
08 Wiener Läden | Otto Kapfinger
Hauptthema
14 Eine Nabelschau österreichischer Architektur | Dietmar Steiner
20 Haus M., Schwechat von Hermann Czech
24 Pfarrkirche Unternberg/Lungau, Volksbank Velden von Heinz Tesar
28 Vier Arbeiten: Portal Geschäft Baumgartner, Teehaus, Wohnturm in vier Ebenen, Doppelwohnhaus von Luigi Blau
33 Reisebüro Kuoni, Haus Nagiller, Haus Hiermanseder von Adolf Krischanitz, Otto Kapfinger
41 Bundesamtsgebäude Wien I von Günther Wawrik
44 Studioserie ORF, Erdfunkstelle Aflenz von Gustav Peichl
56 Ganztagsschule Köhlergasse, Österreichische Verkehrsbüros, Deutsches Energiezentrum Essen von Hans Hollein
66 Neuropsychisches Institut, Haus Daneu von Boris Podrecca
71 Wien - Komplexität und Verhinderung | Hermann Czech
Chronik
73 Ausstellungskalender
74 Tagung
77 Fachmessen, Kurse
78 Puppenhaus-Wettbewerb
81 Auszeichnungen, Interieur 82, neue Bücher
82 Buchbesprechungen
85 Seminar, Internationaler Wettbewerb
86 Entschiedene Wettbewerbe
90 Wettbewerbskalender
93 Neue Wettbewerbe, Firmennachrichten
98 Hilsa
104 Bibliografie Steiner
106 Resumes / Summaries
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