Zeitschrift

Steeldoc 02/09
Pavillons - klein und fein
Steeldoc 02/09
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz
Pavillon kommt von Schmetterling – «papilio», das im übertragenen Sinne schon zu Römerzeit auch Zelt bedeutete. Im 18. Jahrhundert mutiert der Pavillon im französischen und deutschen Sprachgebrauch zum kleinen Gartenhaus oder Festzelt. Wie auch immer ist ein Pavillon auch heute noch leicht, klein und hübsch – im urbanen Umfeld der Metropolen auch mal weniger klein. Die Leichtigkeit macht den Pavillon auch mobil und damit als Typologie für den Stahlbau prädestiniert. Als Sommerthema hat es der Pavillon in dieser Ausgabe von Steeldoc mit Leichtigkeit auf die Titelseite geschafft.

Der mobile Kunstpavillon für die Modemarke Chanel von Zaha Hadid macht den Auftakt. Wie eine wabbelige Qualle legt sich dieser expressive Raumkörper zeitweise in die Herzen der Modemetropolen dieser Welt. «Biomorphe Utopie» nennt sich diese Form der dekonstruktiven Weichheit in der Sprache der Architekturkritiker. Eine Herausforderung ist diese Form allemal für die Konstruktion und Logistik, denn sie soll innerhalb weniger Tage auf- und abbaubar sein und sich in normierten Schiffscontainern leicht und billig um den Globus schiffen lassen. Mit dem Thema Wasser geht es weiter: ein Strandcafé im englischen Littlehampton verkörpert Wellen, Schiffsrumpf und Strandgut gleichermassen – eine wohltuend frische und archaische Interpretation der sonst eher unterkühlt eleganten Seebäder Südenglands. Hier trägt die Hülle aus geöltem Stahl selbst. Leichtfüssig präsentiert sich die Vogelvoliere Bois de la Bâtie in Genf. Mit dem Geäste und Gesträuch des Naturparks scheinen die baumartigen Stahlstützen förmlich zu verwachsen. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Tragsystem, das die Baumstruktur zur funktionalen Form erhebt. Dieser Pavillon erhielt eine Anerkennung des Schweizer Stahlbaupreises Prix Acier.

Die Schlauchtypologie eignet sich für Ausstellungsräume und fürs Wohnen gleichermassen. Das Gute daran ist, dass diese modulare Konstruktionsweise theoretisch jederzeit fortgesetzt werden kann – je nach Bedarf. In Esch-sur-Alzette in Luxemburg beherbergt ein solcher Pavillon eine Ausstellung zum Thema Wirtschaftlichkeit, weshalb diese gleich am Konstruktionsprinzip demonstriert wurde: eine fortsetzbare Reihe von biegesteifen Rahmen auf einer auf Stützen schwebenden Plattform. Abgehoben ist auch das Wohnhaus zweier Profi-Flieger am Genfersee. Hier wurde ein für den Brückenbau typisches Tragsystem gewählt: der Vierendeelträger, d. h. eine steif verschweisste Rahmenkonstruktion, die keine Diagonalverstrebung braucht – wegen der Aussicht. Auch diesem spektakulären Haus verlieh die Jury des Prix Acier eine Anerkennung.

Zwei weitere kleine Bauten im urbanen Umfeld thematisieren beispielhaft die Mobilität und Schutzfunktion des Pavillons – einer davon, die Metallwerkstatt Dynamo in Zürich, erhielt ebenfalls eine Anerkennung des Prix Acier. Zuletzt schliesst wiederum die Kunst den Bilderbogen durch die Pavillon-Landschaft: eine Schutzhülle für einen Skulpturengarten im deutschen Wuppertal zeigt ein Höchstmass an Leichtigkeit und Transparenz. Wir wünschen viel Vergnügen beim detaillierten Studium und der Lektüre von Steeldoc.

Evelyn C. Frisch

03 Editorial

04 Mobile Art Pavillon, Hongkong, Tokio, New York
Kunst und Mode auf Reisen

08 East Beach Café, Littlehampton
Strandgut

10 Volière Bois de la Bâtie, Genf
Haute Couture

14 Ausstellungspavillon, Esch-sur-Alzette
Schwebender Leuchtkörper

16 Einfamilienhaus, Chardonne
Happy landing

20 Seeuferpavillon, Genf
Nomadenzelt aus Stahl

24 Metallwerkstatt Dynamo, Zürich
Stahlpilz

26 Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal
Gläserne Hülle für die Kunst

31 Impressum

teilen auf

Weiterführende Links:
Stahlbau Zentrum Schweiz

Tools: