Zeitschrift

db deutsche bauzeitung 10|2009
Holz angemessen
db deutsche bauzeitung 10|2009
Emotionsbaustoff«? Öko-Vorbild? Oder schlichtweg die sinnvollste Alternative? – Vor allem im Zuge der Nachhaltigkeitsdiskussion und des Strebens nach CO2-Reduktion gewinnt Holz als Baustoff vermehrt Aufmerksamkeit. Das Baumaterial der Zukunft also?

Wohin entwickelt sich der Holzbau? Nicht immer sind reine Holzbauten die wirtschaftlich cleverste Entscheidung. Die Vorteile, die sich daraus ergeben – kurze Bauzeiten, hohe Vorfertigungen, günstige U-Werte, ein niedriger Primärenergiebedarf und dadurch nachhaltiges Bauen – stehen manchen Nachteilen oder Hindernissen gegenüber – hohen Brandschutzauflagen, wenige im Holzbau erfahrene Handwerker oder Planer und damit z. B. schlechte Bauausführung oder Akustik. Wann lohnt sich eine reine Holzkonstruktion, wann ist eine Materialkombination, im Verbund mit Stahlbeton oder Stahl, sinnvoller? Letzteres erscheint zunächst überall da von Vorteil, wo bei einem Tragwerk aus gestalterischen oder statischen Gründen schlanke Bauteile gewünscht oder beispielsweise thermische Masse oder ein höheres Gewicht notwendig sind. Etwa bei Deckenkonstruktionen im Holz-Beton-Verbund, die es seit rund 15 Jahren gibt und die aufgrund der Änderung der DIN 1052 und dem darin geforderten Schwingungsnachweis zukünftig wohl häufiger umgesetzt werden könnten. Eine Veränderung beim Bauen mit Holz könnte auch die europäische Norm EN 13 501 mit sich bringen, die sich der Klassifizierung der Feuerwiderstandsfähigkeit von Bauteilen und damit den Inhalten widmet, die bislang DIN 4102 abdeckt. Da dann u. a. die materialbezogenen Aspekte der Brandschutzanforderungen entfallen (Stichwort -A oder -B), eröffnen sich neue Einsatzmöglichkeiten für den Holzbau. Auch scheint durch das Angebot der digitalen Produktion bereits eine neue Richtung eingeleitet zu sein: Im Rahmen einer Seminararbeit an der ETH Zürich entstand z. B. ein modulares, variabel gestaltbares Wandsystem mit »Holzbausteinen« (s. Abb. links sowie S. 81), das die statischen und bauphysikalischen Ansprüche einer Außenwand erfüllt. Jedes Modul besteht aus Holzlatten gleichen Querschnitts, die ausschließlich durch Nägel verbunden sind. Durch ihr Eigengewicht fixieren sich die Module ohne zusätzliche Verbindungsmittel gegenseitig.

Doch zurück zur Anwendung von Holz im »Alltag« und nachfolgenden Projekten: Sie erzählen die Geschichte, die zur Wahl des Baumaterials bzw. dessen Kombination führen. Und sie zeigen: Es gibt weit mehr Aspekte, einen Holzbau zu »wagen«, als nur ökologische oder bauphysikalische Gründe.
Christine Fritzenwallner

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