Zeitschrift

TEC21 2011|19-20
Ortsverbunden
TEC21 2011|19-20
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
In dieser Ausgabe fokussiert TEC21 auf zwei Projekte – einen öffentlichen Bau und ein Privathaus –, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Material und den vor Ort vorhandenen Ressourcen auseinandersetzen. Dabei handelt es sich nicht um Pilotprojekte, nicht um exemplarische Beispiele, sondern es werden zwei Herangehensweisen an eine Architektur gezeigt, die sich durch eine zunehmende Sehnsucht nach loka-ler und regionaler Verwurzelung auszeichnen.

Der Neubau der Raiffeisenbank in Küssnacht am Rigi besticht durch eine ungewöhnlich saubere Konstruktion. Die wenigen eingesetzten Materialien – visuell am dominantesten sind der Beton mit Gesteinskörnung aus dem Kanton Schwyz und das Nussbaumholz aus dem Luzerner Napfgebiet – sind so verarbeitet, dass ihre sinnlichen Qualitäten optimal zur Geltung kommen. Die Architekten konzentrierten sich mit Sorgfalt und Hingabe auf die Ausgestaltung der konstruktiven Details, die dem -Gebäude erst den Gesamteindruck verleihen. Nicht zu unterschätzen ist der identitätsstiftende Wert der Oberflächen: Das Wissen um deren Herkunft erzeugt Vertrautheit; der Verweis auf deren «einheimischen» Ursprung schafft für die Kundschaft der Bank – vielleicht – besonderes Vertrauen («Tresor aus Nagelfluh»).
Das zweite vorgestellte Gebäude ist ein Privathaus in Deitingen SO. Bauherr Ueli Flury befasst sich seit langem mit naturnahem Gartenbau. Die dort angewendeten Prinzipien der Nutzung von lokal vorhandenen Ressourcen und geschlossenen Kreisläufen wollte er auch beim Bau seines Hauses anwenden. Der Wunsch, ein autarkes Gebäude mit minimaler grauer Energie zu errichten, entstand aber auch aus dem Anspruch, die Verantwortung für den eigenen ökologischen Fussabdruck zu übernehmen. Mit Ausdauer ging er daran, die Umsetzbarkeit dieser Ideen auszuloten. Dabei zeigten sich auch die Grenzen des Vorhabens: Autarkie ist für ein Einzelhaus, noch dazu innerhalb eines Ortes, oft nur mit grossem Aufwand zu realisieren, was wiederum den Anteil grauer Energie in die Höhe schnellen lässt. Trotz den Kompromissen, die man eingehen musste, und obwohl eine nüchterne Abwägung möglicherweise gegen einige Massnahmen sprechen würde,[1] ist das Haus Flury ein bemerkenswertes Beispiel für verantwortungsvolles Bauen, das mit den vor Ort vorhandenen Materialien zudem -architektonisch ansprechend umgesetzt wurde («Massgeschneidertes Lehmhaus»).
Claudia Carle, Tina Cieslik, Clementine van Rooden

Anmerkung
[1] Bei der Realisierung eines autarken Einfamilienhauses in Flerden kam die HTW Chur 2007 zum Schluss, dass eine autarke Strom- und Wasserver-sorgung sowie Abwasserentsorgung in erschlossenem Gebiet weder ökologisch noch ökonomisch begründbar ist.
www.fh-htwchur.ch/de/ibar/projekte/architektur/autarkes-wohnen/

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28 TRESOR AUS NAGELFLUH
Tina Cieslik, Clementine van Rooden Der Neubau der Raiffeisenbank in Küssnacht am Rigi zeichnet sich auf konstruktiver und ästhetischer Ebene durch eine ungewöhnliche Präzision aus. Die Fassadenelemente aus Beton, der die Nagelfluh nachahmt, verweist auf den Standort am Fusse der Rigi.

33 MASSGESCHNEIDERTES LEHMHAUS
Claudia Carle, Tina Cieslik Ein Einfamilienhaus in Deitingen dient als Experimentierfeld: Abwasserentsorgung und Energieerzeugung funkti-onieren autark, die Mehrheit der Baumaterialien stammt aus dem nahen Umkreis.

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