Zeitschrift

archithese 2.2012
Bauherr und Investor
archithese 2.2012
zur Zeitschrift: archithese
Herausgeber:in: FSAI
Verlag: niggli
Ob es den idealen Bauherrn wirklich gibt, sei dahingestellt. Es scheint aber unter Architektinnen und Architekten Übereinkunft darüber zu bestehen, dass das Verhältnis zum Auftraggeber früher wenn auch nicht einfacher, so doch besser gewesen sei. Diese Feststellung ist mehr als gegenwartskritische Nostalgie, denn festzuhalten ist zweierlei: Zum einen wird der klassische Bauherr sukzessive marginalisiert durch einen neuen Typus des Managers, der Kostenoptimierung und Effizienz als primäre Ziele sieht und damit nicht mehr als Partner, sondern als Gegner empfunden wird und dessen Interessen jenen des Entwerfers diametral entgegenstehen. Der neue Manager korreliert mit einer von Anlagestrategien und Rendite bestimmten Ökonomie, welche sich im Bereich des Bauens dahingehend auswirkt, dass nicht mehr der Nutzer selbst als Bauherr in Erscheinung tritt, sondern ein Anlageunternehmen oder ein Generalunternehmer. Schon allein diese Tatsache führt bauherrenseitig zu einem Verlust an Verantwortung; dass derjenige, der den Planungsprozess in die Wege geleitet hat, diesen auch bis zum Ende begleitet, ist dabei die Ausnahme.

Zum zweiten – und das hat mit der Flucht vor Verantwortung zu tun – sind auf der Seite des Auftraggebers neue Funktionen und Berufe wie Generalunternehmer, Bauherrenberater und Konstenkontrolleure entstanden, die letztlich ebenfalls am Bau partizipieren wollen und damit den Spielraum des Architekten nicht nur in finanzieller Hinsicht beschneiden. Aber wo ein Herr ist, dort muss auch ein Knecht sein.
archithese zeigt verschiedene Facetten des Themas Bauherr und dokumentiert die Veränderungen – die negativen ebenso wie die positiven. Vorgestellt werden Exzentriker und Visionäre; zu sprechen sein wird auch über Ignoranz und Selbstgefälligkeit.

Hubertus Adam, Hannes Mayer

In eigener Sache: Die Leitung der bsmediagroup hat sich Ende Januar von J. Christoph Bürkle getrennt. Die Redaktion dankt ihm für 17 Jahre Engagement für die archithese. Die Chefredaktion liegt fortan in den Händen von Hubertus Adam und Hannes Mayer.

04 Editorial

Architektur aktuell
14 Erweiterung Städel-Museum, Frankfurt. schneider schumacher Architekten | Hubertus Adam
22 Reussdeltaturm, Seedorf. Gion A. Caminada | Hubertus Adam
28 Bürogebäude, Liestal. Christ & Gantenbein Architekten | Hubertus Adam

Bauherr
36 «It’s not a house you need, it’s a divorce.» Zum Verhältnis von Bauherr und Architekt | Stephan Trüby
44 Der Bauherr als Kurator. Hubertus Adam im Gespräch mit Rolf Fehlbaum
50 Marke Eigenbau. Vom individuellen Kalkül zum Gemeinsinn | Robert Kaltenbrunner
56 Vornehmer Wohnen in Deutschland. Doormen, Gated Communities und die «Symbolik des Ausschlusses» | Frank Maier-Solgk
62 Uma Casa Portuguesa- Häuser der Emigranten in Portugal | Ana Sofia Gonçalves, Eberhard Tröger
68 Captain, Capitalism, Communism. Mastering the Masterplan | Marc Angélil, Cary Siress
74 Häuser für Freunde und Bekannte. Pixel-Fantasien realer Personen | Iassen Markov
80 Psychopathologien des Architektonischen. Viktorianismus
Die Welbeck Abbey des fünften Herzogs von Portland und Sarah Winchesters Mystery House | Stephan Trüby
86 Die Zukunft eines der «gelungensten Erdstriche des Planeten». Der Wettbewerb für das MCBA in Lausanne | Hannes Mayer

Rubriken
92 Interview: Machine Aesthetics and the Body | Sabine Fischer im Gespräch mit François Dallegret
100 fsai
104 Neues aus der Industrie
110 Lieferbare Hefte
112 Vorschau und Impressum

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Weiterführende Links:
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