Zeitschrift
TEC21 2013|29-30
Lehmbau Nord-Süd
Der Lehmbau findet zurzeit grosse Beachtung: Nicht nur in der Ausstellung «Think Global, Build Social!» im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main, sondern auch anlässlich «Learning from Vernacular» ab 10. August im Vitra Design Museum ist diese Bauweise ein Thema. Beide Ausstellungen zeigen vor allem Häuser, die in der Äquatorregion stehen. Trifft vernakuläre Architektur aus dem Süden – besonders der Lehmbau – den europäischen Zeitgeist?
In unseren Breitengraden werden die Nachhaltigkeit von Baumaterialien, der Nutzen von Energiestandards (Labels) und die Gesundheitsverträglichkeit mancher Baustoffe zunehmend hinterfragt. Das lenkt den Blick auf traditionelle Bauten, die an ihre klimatische Umgebung angepasst sind, aus lokalen Ressourcen erstellt werden und meist unter Partizipation ihrer Bewohner entstehen. Sie sind einerseits nachhaltiger und kommen andererseits in unserem komplexen Alltag dem Bedürfnis nach Einfachheit und Ganzheitlichkeit entgegen. Doch mit der Suche nach baulichen Alternativen allein lässt sich das steigende Interesse an den Bauweisen des Südens nicht erklären. Der Untertitel der Ausstellung im DAM, «Bauen für eine bessere Welt», weist noch auf andere Zusammenhänge hin. Mit «besser» meinen die Ausstellungsmacher ressourcenschonender und kontextbezogener, aber auch gerechter. Gerechter ist hier jedoch keinesfalls mit «gleichmacherisch» zu verwechseln, denn trotz globalem Austausch sind regionale und nationale Unterschiede sinnvoll. So wirft es beispielsweise spezifische Fragen auf, in Europa eine traditionelle Bauweise an moderne industrielle Herstellungsverfahren und Produktionsabläufe anzupassen: Lässt sich das alternative Bauen mit der hohen Präzision vereinbaren, die die industrielle Produktion erfordert? Kann Lehmbau durch Maschinen effizienter und damit günstiger werden?
Die Artikel in diesem Heft veranschaulichen, dass Lehm- und andere alternative Bauweisen neue Impulse in die Nachhaltigkeitsdebatte bringen. An der «Rio 20»-Konferenz[1] 2012 wurde erstmals auf globaler Ebene beschlossen, dass ressourcenschonendes und sozial rücksichtsvolles Wirtschaften ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige Entwicklung ist. So bleibt zu hoffen, dass in Zukunft Lehmbauten auch vermehrt in unserem Alltag anzutreffen sein werden.
Danielle Fischer
Anmerkung:
[01] Im Juni 2012 fand in Rio de Janeiro die UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung statt («Rio 20»). An ihr wurde u. a. beschlossen, Sustainable Development Goals (SDG) zu definieren, die die 2015 auslaufenden Millennium Development Goals (MDG) ersetzen werden.
05 WETTBEWERBE
Die Innenwelt der Aussenwelt der …
10 MAGAZIN
«Ein solides, widerstandsfähiges Haus»
16 «EIN TEIL DES MENSCHLICHEN HABITATS»
Danielle Fischer, Andrea Wiegelmann
Ein Gespräch mit Anna Heringer und Martin Rauch über globale Zusammenhänge und Perspektiven des Lehmbaus.
19 FERTIGBAUTEILE AUS LEHM
Martin Rauch
Vorfabrizierte Elemente aus Lehm sind neu im Bauwesen. Der Experte Martin Rauch erläutert ihre Entwicklung und beschreibt seine Erfahrungen beim Neubau der Kantonalen Landwirtschaftlichen Schule Mezzana und des Ricola-Kräuterzentrums.
22 ZWISCHEN TRADITION UND UTOPIE
Danielle Fischer
Die Lehmstädte New Baris und New Gourna in Ägypten sind anschauliche Beispiele für den derzeitigen Diskurs um globales und lokales Bauen. Architekt Hassan Fathy nahm ab den 1940er-Jahren zentrale Punkte der Diskussion vorweg.
27 SIA
Raumgestaltung durch Recht | Haben wir genug? | Neue Wege zum SIA
32 MESSE
HolzBauEnergie, Bern
37 IMPRESSUM
38 VERANSTALTUNGEN
In unseren Breitengraden werden die Nachhaltigkeit von Baumaterialien, der Nutzen von Energiestandards (Labels) und die Gesundheitsverträglichkeit mancher Baustoffe zunehmend hinterfragt. Das lenkt den Blick auf traditionelle Bauten, die an ihre klimatische Umgebung angepasst sind, aus lokalen Ressourcen erstellt werden und meist unter Partizipation ihrer Bewohner entstehen. Sie sind einerseits nachhaltiger und kommen andererseits in unserem komplexen Alltag dem Bedürfnis nach Einfachheit und Ganzheitlichkeit entgegen. Doch mit der Suche nach baulichen Alternativen allein lässt sich das steigende Interesse an den Bauweisen des Südens nicht erklären. Der Untertitel der Ausstellung im DAM, «Bauen für eine bessere Welt», weist noch auf andere Zusammenhänge hin. Mit «besser» meinen die Ausstellungsmacher ressourcenschonender und kontextbezogener, aber auch gerechter. Gerechter ist hier jedoch keinesfalls mit «gleichmacherisch» zu verwechseln, denn trotz globalem Austausch sind regionale und nationale Unterschiede sinnvoll. So wirft es beispielsweise spezifische Fragen auf, in Europa eine traditionelle Bauweise an moderne industrielle Herstellungsverfahren und Produktionsabläufe anzupassen: Lässt sich das alternative Bauen mit der hohen Präzision vereinbaren, die die industrielle Produktion erfordert? Kann Lehmbau durch Maschinen effizienter und damit günstiger werden?
Die Artikel in diesem Heft veranschaulichen, dass Lehm- und andere alternative Bauweisen neue Impulse in die Nachhaltigkeitsdebatte bringen. An der «Rio 20»-Konferenz[1] 2012 wurde erstmals auf globaler Ebene beschlossen, dass ressourcenschonendes und sozial rücksichtsvolles Wirtschaften ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige Entwicklung ist. So bleibt zu hoffen, dass in Zukunft Lehmbauten auch vermehrt in unserem Alltag anzutreffen sein werden.
Danielle Fischer
Anmerkung:
[01] Im Juni 2012 fand in Rio de Janeiro die UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung statt («Rio 20»). An ihr wurde u. a. beschlossen, Sustainable Development Goals (SDG) zu definieren, die die 2015 auslaufenden Millennium Development Goals (MDG) ersetzen werden.
05 WETTBEWERBE
Die Innenwelt der Aussenwelt der …
10 MAGAZIN
«Ein solides, widerstandsfähiges Haus»
16 «EIN TEIL DES MENSCHLICHEN HABITATS»
Danielle Fischer, Andrea Wiegelmann
Ein Gespräch mit Anna Heringer und Martin Rauch über globale Zusammenhänge und Perspektiven des Lehmbaus.
19 FERTIGBAUTEILE AUS LEHM
Martin Rauch
Vorfabrizierte Elemente aus Lehm sind neu im Bauwesen. Der Experte Martin Rauch erläutert ihre Entwicklung und beschreibt seine Erfahrungen beim Neubau der Kantonalen Landwirtschaftlichen Schule Mezzana und des Ricola-Kräuterzentrums.
22 ZWISCHEN TRADITION UND UTOPIE
Danielle Fischer
Die Lehmstädte New Baris und New Gourna in Ägypten sind anschauliche Beispiele für den derzeitigen Diskurs um globales und lokales Bauen. Architekt Hassan Fathy nahm ab den 1940er-Jahren zentrale Punkte der Diskussion vorweg.
27 SIA
Raumgestaltung durch Recht | Haben wir genug? | Neue Wege zum SIA
32 MESSE
HolzBauEnergie, Bern
37 IMPRESSUM
38 VERANSTALTUNGEN
Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine
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