Zeitschrift
anthos 2015/1
Heilige Landschaften
Neben Bäumen und Quellen sind es häufig Berge, denen das Besondere zugeschrieben wird. So gilt der Kailash in Tibet als der «heiligste Berg der Welt» und ist Symbol für den Weltenberg der Schöpfung.
Der Olymp ist bekannt als Sitz der griechischen Götter, am Donnersberg in der Pfalz wurde Jupiter verehrt, der afrikanische Ol Doinyo Lengai ist für die Massai Sitz des Regen- und Wolkengottes Engai, den australischen Uluru verehren die Pitjantjatjara-Aborigines als Teil ihres Schöpfungsmythos – und im Gebirge (!) Ararat soll nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein.
In Riten und Bezeugungen wie Wallfahrten und Prozessionen, Platzierungen und Interventionen wie Gedenktafeln und Skulpturen festigt sich das kulturelle Verständnis des Besonderen. Religiöse Architektur gibt der Landschaft seit jeher eine nur im Kontext lesbare Prägung. Zeugnisse hiervon geben Wegkreuze, Kapellen, Klöster, Kirchen und Tempel entlang alter Handelswege und geografisch relevanter Verbindungsachsen.
Manche dieser Orte werden von Generation zu Generation weitervererbt, auch über gesellschaftliche Wandel oder verschobene Staatsgrenzen hinweg, und festigen die Gemeinschaften: Innen ist, wer am Wissen teilhat, aussen die anderen.
Was Orten und Landschaft ihre Kraft und Ausserordentlichkeit verleiht, bleibt häufig ein ergreifendes Mysterium. Wir können das Erhabene und Transzendente ihren verstörenden physikalischen Besonderheiten zuschreiben wie vulkanischen Tätigkeiten, Naturgefahren durch Lawinen oder Murgänge, Wetterscheiden oder Rohstoffvorkommen. Einen Zugang über Animismus, Geomantie, Radiästhesie, Standortastrologie oder Focusing suchen. Oder Jan Assmann, Pierre Nora und anderen folgen, welche die besonderen Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umgebung kulturtheoretisch beleuchtet haben. Alle Antworten werden wir nicht finden.
Als Landschaftsarchitekten bewegen wir uns häufig in diesem Spannungsfeld. Was ist dann unsere Aufgabe? Sind Landschaftsarchitekten die Beschützer heiliger Landschaften? Dürfen sie gestaltend darin wirken? Kann Landschaftsarchitektur einem Ort das Spezifische geben oder ist es vorher schon da und unsere Aufgabe liegt im Aufspüren und Sichtbarmachen des «Heiligen»? Wie können wir das Besondere des Ortes und der Landschaft pflegen und ihren Wert angemessen schätzen?
In der Ausgabe versammeln wir unterschiedliche Projekte, Ideen und Ansätze von Orten und Landschaften, denen das Besondere zugeschrieben wird oder in denen wir etwas Besonderes sehen. Wir sind uns bewusst, dass wir weitere Fragen aufwerfen – und nicht beantworten.
Sabine Wolf
Albert Kirchengast: Gibt es das, heilige Klosterlandschaften?
Klaus Holzhausen: Charlotte Thietart: Eine Meditationslandschaft
Susanne Lengger: Pilger-Wanderweg «Heilige Landschaft Pfaffenwinkel»
Bruno Vanoni: Vom Segen der «heiligen Wasser»
Adrian Kräuchi: Amadé Zenzünen: Auf den Spuren des Sakralen im Binntal
Compagnie de la Torma: La Torma: Ein Friedhof wird zum Park
Robin Winogrond: Wildwood Plaza, Uster
Franziska Kirchner: Traumzeit und Pflanzen
Natacha Guillaumont, Tedros Yosef: Ruinengarten, die Ziege als Gärtner
Glenn Cotter: Neugestaltung des Friedhofs
Daniel Bösch: Der Wald als schützender Mantel
Theodor Henzler: Atriumkirchen mit kontemplativen Innengärten
Christophe Veyrat-Parisien: Place Saint-Jacques, Sallanches
Günter Nitschke: Erneuerung in Natur, Mensch und Bau
Der Olymp ist bekannt als Sitz der griechischen Götter, am Donnersberg in der Pfalz wurde Jupiter verehrt, der afrikanische Ol Doinyo Lengai ist für die Massai Sitz des Regen- und Wolkengottes Engai, den australischen Uluru verehren die Pitjantjatjara-Aborigines als Teil ihres Schöpfungsmythos – und im Gebirge (!) Ararat soll nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein.
In Riten und Bezeugungen wie Wallfahrten und Prozessionen, Platzierungen und Interventionen wie Gedenktafeln und Skulpturen festigt sich das kulturelle Verständnis des Besonderen. Religiöse Architektur gibt der Landschaft seit jeher eine nur im Kontext lesbare Prägung. Zeugnisse hiervon geben Wegkreuze, Kapellen, Klöster, Kirchen und Tempel entlang alter Handelswege und geografisch relevanter Verbindungsachsen.
Manche dieser Orte werden von Generation zu Generation weitervererbt, auch über gesellschaftliche Wandel oder verschobene Staatsgrenzen hinweg, und festigen die Gemeinschaften: Innen ist, wer am Wissen teilhat, aussen die anderen.
Was Orten und Landschaft ihre Kraft und Ausserordentlichkeit verleiht, bleibt häufig ein ergreifendes Mysterium. Wir können das Erhabene und Transzendente ihren verstörenden physikalischen Besonderheiten zuschreiben wie vulkanischen Tätigkeiten, Naturgefahren durch Lawinen oder Murgänge, Wetterscheiden oder Rohstoffvorkommen. Einen Zugang über Animismus, Geomantie, Radiästhesie, Standortastrologie oder Focusing suchen. Oder Jan Assmann, Pierre Nora und anderen folgen, welche die besonderen Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umgebung kulturtheoretisch beleuchtet haben. Alle Antworten werden wir nicht finden.
Als Landschaftsarchitekten bewegen wir uns häufig in diesem Spannungsfeld. Was ist dann unsere Aufgabe? Sind Landschaftsarchitekten die Beschützer heiliger Landschaften? Dürfen sie gestaltend darin wirken? Kann Landschaftsarchitektur einem Ort das Spezifische geben oder ist es vorher schon da und unsere Aufgabe liegt im Aufspüren und Sichtbarmachen des «Heiligen»? Wie können wir das Besondere des Ortes und der Landschaft pflegen und ihren Wert angemessen schätzen?
In der Ausgabe versammeln wir unterschiedliche Projekte, Ideen und Ansätze von Orten und Landschaften, denen das Besondere zugeschrieben wird oder in denen wir etwas Besonderes sehen. Wir sind uns bewusst, dass wir weitere Fragen aufwerfen – und nicht beantworten.
Sabine Wolf
Albert Kirchengast: Gibt es das, heilige Klosterlandschaften?
Klaus Holzhausen: Charlotte Thietart: Eine Meditationslandschaft
Susanne Lengger: Pilger-Wanderweg «Heilige Landschaft Pfaffenwinkel»
Bruno Vanoni: Vom Segen der «heiligen Wasser»
Adrian Kräuchi: Amadé Zenzünen: Auf den Spuren des Sakralen im Binntal
Compagnie de la Torma: La Torma: Ein Friedhof wird zum Park
Robin Winogrond: Wildwood Plaza, Uster
Franziska Kirchner: Traumzeit und Pflanzen
Natacha Guillaumont, Tedros Yosef: Ruinengarten, die Ziege als Gärtner
Glenn Cotter: Neugestaltung des Friedhofs
Daniel Bösch: Der Wald als schützender Mantel
Theodor Henzler: Atriumkirchen mit kontemplativen Innengärten
Christophe Veyrat-Parisien: Place Saint-Jacques, Sallanches
Günter Nitschke: Erneuerung in Natur, Mensch und Bau
Weiterführende Links:
Ast & Fischer AG [anthos]
Artikel