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db deutsche bauzeitung 11|2016
Kleine Bauten
db deutsche bauzeitung 11|2016
Architektur sollte nicht allein an ihrer Größe gemessen werden. Viele kleine Projekte finden wegen ihrer vermeintlichen Geringfügigkeit zwar nur wenig Beachtung, sind aber mit großer Sorgfalt und hohem Anspruch geplant. Viele Projekte, von der Imbissbude bis zum Privatmuseum, stehen an Komplexität und Anspruch den »großen« Bauaufgaben nicht unbedingt nach. Zumal es im Kleinen nochmals mehr auf durchdachte Planung und präzise Verarbeitung aller Materialien ankommt – man darf sich keine Nachlässigkeiten leisten.

Kleinere Bauaufgaben bieten mitunter aber auch Raum, die Regeln zu lockern: So stellte z. B. der Bauherr eines Pavillons in Shanghai die Chronologie auf den Kopf, indem er das flirrende Gebilde realisieren ließ, ohne genau zu wissen, wie es genutzt werden soll. Bei der Neugestaltung der Handenberger Ortsmitte scheint politisch wie auch technisch Unmögliches möglich geworden zu sein. Und ein Kunstprojekt in London fragt ganz generell, ob all die vermeintlich klaren Dinge und zwingend erscheinenden Formen, von denen wir ausgehen, nicht auch ganz anders sein könnten – das Sam Jacob Studio bildet mit seiner Installation auf dem Highgate-Friedhof geisterhaft das 1921 von Adolf Loos als Steinbau entworfene, aber nie realisierte Mausoleum für den Kunsthistoriker Max Dvorák im Maßstab 1:1 mit Gerüstnetzen auf einer leichten Holzrahmenkonstruktion nach. Mit dem Namen »A Very Small Part of Architecture« nimmt es Bezug auf den Essay »Architektur«, in welchem Loos 1910 argumentierte, dass »nur ein ganz kleiner Teil der Architektur der Kunst angehört: Das Grabmal und das Denkmal«. Wir möchten hinter diese Aussage ein Fragezeichen setzen und Sie dazu ermuntern, selbst zu entscheiden, welcher der in db 11/2016 vorgestellten kleinen Bauten auch als Kunstwerk durchgehen darf. | Achim Geissinger

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