Zeitschrift
anthos 2016/2
Stadtbäume
Das Schicksal vieler Bäume ist, dass sie für die meisten Menschen einfach nur da sind. Jahr ein, Jahr aus. Das Laub färbt sich bunt, fällt ab, im Frühjahr spriesst frisches Grün. Wenn wir laufen lernen, bieten sie uns Halt, im Alter wieder. Einige blühen besonders schön, wie Magnolie oder Kirsche. Die Aufmerksamkeit für Letztere ist in Japan kulturell verankert: Hanami (japanisch 花見, «Blüten betrachten») ist die japanische Tradition, im Frühjahr die ausserordentliche Schönheit der in Blüte stehenden Kirschbäume zu feiern. Den Bäumen wird eine Wertschätzung entgegengebracht, die hierzulande unbekannt ist.
Was aber, wenn sie weg wären? Wenn sich das Klima zu ihren Ungunsten wandelte? Der Stadtbaum am Ende der Strasse gefällt würde, weil er der neuen Leitungsführung entgegen stünde? Sie bei Planungen vergessen gingen oder wegen der vielen Unterbauungen keine Chance hätten?
Nicht erst ihr Verlust sollte uns alarmieren, denn die entsprechenden Weichen stellen wir heute. Der Zeitpunkt für eine breite gesellschaftliche Diskussion zum Wert des Baums und zur Sicherung seiner Existenzbedingungen ist günstig: Mit der Debatte um Innenverdichtung steigt nicht nur die Expertenangst vor dem Verlust alter Stadtbäume und geeigneter Baumstandorte, auch eine interessierte Bürgerschaft nutzt ihre Mitsprachemöglichkeiten und bringt das Bedürfnis nach baumbestandenen Freiräumen mehr und mehr in die Partizipationsverfahren ein. So entstehen in Neubauprojekten hier und da wieder Allmenden mit Nutzbäumen. Auch im Rahmen der aktuellen Commons-Strategien, die Kommunen vielerorts aktiv unterstützen, indem sie Obstbäume in öffentliche Grünanlagen pflanzen. Wobei Nutzbäume ohnehin eine wachsende Lobby hinter sich haben: Rasch wachsende und gut vernetzte Projekte wie mundraub.org verfolgen das Ziel, in Vergessenheit geratene Früchte wieder in die Wahrnehmung zu rücken, um sie als Teil unserer Kulturlandschaft und für die Biodiversität zu erhalten. Auf einer interaktiven Karte sind weltweit, mit Schwerpunkt Europa, Bäume und Areale zum Selbsternten eingetragen. Und auch der einfache Strassenbaum bekommt derzeit Zuspruch, nicht zuletzt wegen seiner positiven Auswirkungen auf das Stadtklima – der urbanen Resilienzdiskussion sei Dank.
Über Trends und Moden hinweg werden vor allem unsere Stadtbäume aber nur dann langfristig gesichert werden können, wenn es dafür vorausschauende Planungen und Strategien, besonders auch verbindliche Regelungen und Vorschriften gibt. Sie fehlen heute leider weitgehend. Der Zeitpunkt zum Handeln ist gekommen.
Sabine Wolf
Alexandre Marchand: Der Stadtbaum im Wandel der Zeit
Dominique Ghiggi: Der Pfingstweidpark
Sandra Gloor, Margrith Göldi Hofbauer: Der ökologische Wert von Stadtbäumen
Dr. Susanne Böll: Strassenbäume im Zeichen des Klimawandels
Fritz Bächle: Hirschmattquartier Luzern
Roger Beer: Baumfällgenehmigungen in Genf
Martin Erb: Erhalt und Sicherung alter Bäume
Jürgen Faiss: Bauminventare
Martin Biedermann, Hans-Peter Rohler: Baumkonzepte
Robert Perroulaz, Séraphin Hirtz: Die Schule der Bäume
Felix Naef: Akzente setzen
Ivan Josi: Koalition der Pflanzen
Brigitte Vogel: Nachtigallenwäldeli in Basel
Sophia Carstensen: Raumwirkung und Atmosphäre von Stadtbäumen
Gudrun Hoppe: Garanten für Lebensqualität in der Stadt
Was aber, wenn sie weg wären? Wenn sich das Klima zu ihren Ungunsten wandelte? Der Stadtbaum am Ende der Strasse gefällt würde, weil er der neuen Leitungsführung entgegen stünde? Sie bei Planungen vergessen gingen oder wegen der vielen Unterbauungen keine Chance hätten?
Nicht erst ihr Verlust sollte uns alarmieren, denn die entsprechenden Weichen stellen wir heute. Der Zeitpunkt für eine breite gesellschaftliche Diskussion zum Wert des Baums und zur Sicherung seiner Existenzbedingungen ist günstig: Mit der Debatte um Innenverdichtung steigt nicht nur die Expertenangst vor dem Verlust alter Stadtbäume und geeigneter Baumstandorte, auch eine interessierte Bürgerschaft nutzt ihre Mitsprachemöglichkeiten und bringt das Bedürfnis nach baumbestandenen Freiräumen mehr und mehr in die Partizipationsverfahren ein. So entstehen in Neubauprojekten hier und da wieder Allmenden mit Nutzbäumen. Auch im Rahmen der aktuellen Commons-Strategien, die Kommunen vielerorts aktiv unterstützen, indem sie Obstbäume in öffentliche Grünanlagen pflanzen. Wobei Nutzbäume ohnehin eine wachsende Lobby hinter sich haben: Rasch wachsende und gut vernetzte Projekte wie mundraub.org verfolgen das Ziel, in Vergessenheit geratene Früchte wieder in die Wahrnehmung zu rücken, um sie als Teil unserer Kulturlandschaft und für die Biodiversität zu erhalten. Auf einer interaktiven Karte sind weltweit, mit Schwerpunkt Europa, Bäume und Areale zum Selbsternten eingetragen. Und auch der einfache Strassenbaum bekommt derzeit Zuspruch, nicht zuletzt wegen seiner positiven Auswirkungen auf das Stadtklima – der urbanen Resilienzdiskussion sei Dank.
Über Trends und Moden hinweg werden vor allem unsere Stadtbäume aber nur dann langfristig gesichert werden können, wenn es dafür vorausschauende Planungen und Strategien, besonders auch verbindliche Regelungen und Vorschriften gibt. Sie fehlen heute leider weitgehend. Der Zeitpunkt zum Handeln ist gekommen.
Sabine Wolf
Alexandre Marchand: Der Stadtbaum im Wandel der Zeit
Dominique Ghiggi: Der Pfingstweidpark
Sandra Gloor, Margrith Göldi Hofbauer: Der ökologische Wert von Stadtbäumen
Dr. Susanne Böll: Strassenbäume im Zeichen des Klimawandels
Fritz Bächle: Hirschmattquartier Luzern
Roger Beer: Baumfällgenehmigungen in Genf
Martin Erb: Erhalt und Sicherung alter Bäume
Jürgen Faiss: Bauminventare
Martin Biedermann, Hans-Peter Rohler: Baumkonzepte
Robert Perroulaz, Séraphin Hirtz: Die Schule der Bäume
Felix Naef: Akzente setzen
Ivan Josi: Koalition der Pflanzen
Brigitte Vogel: Nachtigallenwäldeli in Basel
Sophia Carstensen: Raumwirkung und Atmosphäre von Stadtbäumen
Gudrun Hoppe: Garanten für Lebensqualität in der Stadt
Weiterführende Links:
Ast & Fischer AG [anthos]
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