Zeitschrift

tec21 2006|35
transformiert
tec21 2006|35
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Energie sparen und Kultur pflegen!

Noch eifriger als sonst werden gegenwärtig Gebäude saniert, der hohe Ölpreis befeuert noch die landesübliche Liebe zum Renovieren. Das Parlament diskutiert Effizienzprogramme und verschärfte Verbrauchsnormen, denn die CO2-Emissionen wachsen immer noch. Ohne Rückgang des Energieverbrauchs verpasst die Schweiz die CO2-Reduk-tionsziele, zu denen sie sich im Kyoto-Protokoll verpflichtet hat. Bund und Kantone fördern deshalb energietechnische Sanierungen. Die Stiftung Klimarappen, finanziert aus den von der Erdölbranche freiwillig erhobenen 1.5 Rappen pro Liter Treibstoff, hat ein Gebäudeprogramm lanciert, das die Wärmedämmung und die Erneuerung von Fenstern bei Wohn- und Geschäftsbauten fördert. 2008 bis 2012 sollen 182 Mio. Fr. Fördergelder eine Reduktion von 500000t CO2 bewirken (vgl. tec21 26/2006, S.38).

Die Baumessen spiegeln diese Bemühungen. An der «Bauen & Modernisieren» in Zürich (31.8.–4.9.), wo 35000 Besucher erwartet werden, haben rund die Hälfte der Sonderschauen und viele Vorträge mit dem Thema Energie zu tun; die Stiftung Klimarappen stellt ihr Gebäudeprogramm vor. Auch die «Lurenova» in Luzern (5.–8.10.) boomt, viele der 300 Aussteller bieten dort Produkte aus dem Energiebereich an. Die Sonderschau «bau-schlau» wirbt für Energieeffizienz und ein Musterhaus zeigt, wie das aussehen kann.
Das sind gute Nachrichten aus Sicht des Klimaschutzes – aber aus kultureller Sicht geben sie Anlass zur Sorge! Denn nun drohen noch mehr wertvolle Fassaden unter Schaumstoff, Dämmputz und Blech zu verschwinden. Kulturhistorisches Erbe der Energiesanierung zu opfern ist aber nicht nachhaltig. Nachhaltige Entwicklung umfasst auch die Pflege vorhandener kultureller Werte. Die Internetseite des Bundesamts für Kultur (BAK) verkündet: «Der Heimatschutz trägt zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft bei und ist Teil der entsprechenden Strategie 2002 des Bundesrats. Ein sorgsamer Einbezug der historischen Bausubstanz ist bei ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Planungen unabdingbar.» Es müsste nicht sein, dass die Energiepolitik das Anliegen der Denkmalpflege untergräbt, denn die beiden Aspekte lassen sich verbinden. Damit das geschieht, ist eine breite Sensibilisierung der Hausbesitzer nötig. Doch in den Messeprogrammen sucht man vergeblich eine Sonderschau oder einen Vortrag zum Umgang mit historischer Bausubstanz.

Wie wäre es, wenn das BAK, zu dessen Aufgaben gehört, Anliegen der Denkmalpflege einem breiten Publikum zu vermitteln, an den Baumessen präsent wäre? Zusammen mit kantonalen Denkmalpflegen, (Fach-)Hochschulen und spezialisierten Firmen könnte es dort den zahlreichen Hauseigentümern Informationen über den kulturhistorischen Wert ihrer Bauten liefern und über Umbaumethoden, welche energietechnische und denkmalpflegerische Aspekte verbinden, informieren. Die Messen stehen unter dem Patronat der Hauseigentümerverbände. Auch diesen stünde es nicht schlecht an, sich für die kulturellen Werte in den Häusern ihrer Mitglieder einzusetzen.

Dieses Heft präsentiert drei Umbauten, die bewusst – aber sehr unterschiedlich – mit historischer Substanz umgehen. Von den Methoden, die hier an einer Schule, einem Museum und einer Bank erprobt werden, kann auch beim Umbau von Privathäusern profitiert werden. Ruedi Weidmann

Kernschmelze
Axel Simon
Der Hauptsitz der Graubündner Kantonalbank in Chur wurde von Jüngling und Hagmann erweitert. Sie entwarfen eine strassenseitige Verlängerung und eine Konstruktion im Innenhof, die von Orangerien inspiriert ist.

Innige Umarmung
Maren Harnack
Der Umbau eines Schulhauses im Londoner Stadteil Elephant & Castle zum Hauptquartier einer zeitgenössischen Tanzkompanie zeigt, wie gerade mit Respektlosigkeit dem Altbau Ehre erwiesen wird.

Neue Gebäudetechnik im Kunsthaus Zürich
Katja Hasche
Die neue Gebäudetechnik des Kunsthauses musste die hohen raumklimatischen Anforderungen an moderne Kunstmuseen erfüllen und dabei sorgsam in die denkmalgeschützten Räume eingepasst werden.

Kostenprognosen
Urs Hess-Odoni
Ein neues Bundesgerichtsurteil führt zur Verschärfung der Haftung von Architekten und Ingenieuren für Kostenschätzungen und Kostenvoranschläge.

Reibschweissen
von HolzBernhard Stamm und Yves Weinard
Das Reibschweissverfahren zur Herstellung von kraftschlüssigen Verbindungen zwischen Holzteilen wird an der EPF Lausanne untersucht.

Magazin
Klimawandel / Kunst und Smog / Probebohrungen / Wasserknappheit / Richard La Nicca / Gretzenbach / Entschädigung für Grundbesitzer / Sondermülldeponie / Tourismusprojekt Andermatt / Ausbau der Oberengadiner Skigebiete / Stade de Suisse / Koffein im Wasser / In Kürze

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SIA-Service / Wahlen in Kommissionen im 1. Semester 2006 /
Berufshaftpflichtversicherung für Planer

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