Zeitschrift
tec21 2006|36
Hochwasserschutz
Bereit für die nächste Flut
Vor etwa 20 Jahren hat für den Hochwasserschutz in der Schweiz ein neues Zeitalter begonnen. Das als Jahrhunderthochwasser apostrophierte Ereignis von 1987 hat die Grenzen des bis anhin ausgebauten technischen Hochwasserschutzes aufgezeigt und einer ganzheitlichen Betrachtungsweise den Weg geebnet. Nicht mehr Korrektion und Melioration sind die obersten Ziele, denn die Mehrzahl der grösseren Gewässer war 1987 verbaut, kanalisiert oder reguliert, ohne dass dadurch schwere Schäden verhindert werden konnten. Die Erfolg versprechende Strategie ist jetzt nicht mehr der Naturgewalt Wasser grundsätzlich entgegengesetzt, sondern flexibel, den lokalen Gegebenheiten angepasst und dem Wasser gegenüber nachgiebig, wenn das Schutzziel dadurch effizienter erreicht werden kann. Gefordert und vereinzelt bereits realisiert ist ein ganzheitliches Risikomanagement, das nebst den klassischen wasserbaulichen Aspekten alle natürlichen und anthropogenen Einflüsse auf ein Gewässer ebenso berücksichtigt wie die möglichen Nutzungen und Partikularinteressen am und um das Wasser.
Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre haben Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen aufgezeigt:
– Die grossen Korrektionswerke aus der Pionierzeit sind, schon rein altersbedingt, teilweise dringend instandsetzungsbedürftig. Während der jüngeren Hochwasserepisoden sind schwer wiegende Schäden an Dämmen und Gebäuden oft nur durch glückliche Umstände oder behelfsmässige Sofortmassnahmen verhindert worden. Da Instandsetzungs- oder Ersatzmassnahmen unumgänglich sind, bietet sich in den nächsten Jahren die Chance, grössere kanalisierte Flussabschnitte mit vertretbaren Mehrkosten sicherheitstechnisch und gewässerökologisch aufzuwerten.
– Auch an gut erhaltenen, funktionstüchtigen Hochwasserschutzbauten müssen auf Grund der neueren Erfahrungen Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen werden. Eine ausreichende Sicherheit kann vielfach durch lokale Massnahmen, wie die Anlage von Hochwasserentlastungen und Entlastungskorridoren, ohne grössere Eingriffe an den bestehenden Dämmen erreicht werden.
– Einzelne Schlüsselstellen, für die eine «weiche», naturnahe Lösung nicht realisierbar oder wenig Erfolg versprechend ist, müssen weiterhin mit «harten», technischen Massnahmen saniert werden. Dies betrifft vor allem Seeabflüsse, deren Kapazität für die Stabilisierung des Seewasserspiegels zu klein ist, aber auch Gewässereinleitungen in Seen mit ökologisch ungünstiger Geschiebeablagerung.
Die Gewährleistung einer möglichst umfassenden, integralen Hochwassersicherheit für alle Regionen ist eine anspruchsvolle ingenieurtechnische Aufgabe, die nur durch das interdisziplinäre Zusammenwirken eines breiten Spektrums von Fachrichtungen, vom klassischen Wasserbau über Ökologie und Raumplanung bis zu Rechtswissenschaft und Ökonomie, erfolgreich bewältigt werden kann.
Die nächsten lokalen Hochwasserereignisse werden mit grosser Wahrscheinlichkeit bald eintreten, möglicherweise in Regionen, die bisher nicht betroffen waren. Die meteorologischen Modelle sagen seit Jahren zunehmend häufigere und intensivere Niederschläge in unseren Klimazonen voraus. Investitionen in die Hochwassersicherheit sind deshalb nicht Luxus für Randregionen, sondern Grundlagen für das zukünftige Funktionieren einer hoch industrialisierten, vernetzten und ökologisch verantwortungsvollen Gesellschaft.
Aldo Rota
Standpunkt / Inhalt
Differenzierter Hochwasserschutz an der Engelberger Aa Hans Peter Willi, Josef Eberli Absolute Sicherheit im Hochwasserschutz gibt es nicht. In Nidwalden wurde das Konzept des differenzierten Hochwasserschutzes erfolgreich umgesetzt.
Hochwasserentlastung für den Thunersee
Ernst Spycher, Peter Schmocker, Martin Andres, Beat Aeschbacher
Die Abflusskapazität des Thunersees ist ungenügend. Häufige Überschwemmungen der Uferbereiche sind die Folgen. Ein Entlastungsstollen unter Thun wird ab 2009 Abhilfe schaffen.
Seeregulierung
Lukas Denzler
Die Seeregulierung mit Wehren ist komplex. Regulierreglemente legen deshalb genau fest, wie die Wehre in normalen Zeiten sowie im Hochwasserfall zu bedienen sind.
Wettbewerbe
Neue Ausschreibungen und Preise / Wohnüberbauung in St.Gallen: über Eck in der «Notkersegg»
Magazin
Zürcher Stadtwald / Hallwilersee / Neues Fussballstadion für Luzern / Strom in stillgelegter Öl-Pipeline / Baubeginn 2. Etappe der Glattalbahn / Naturgefahren: Objektschutz / Publikation: Géologie - Base pour l¹ingénieur / Kongresshaus Zürich: Zurück zum Start? / Stiftung Architektur Dialoge Basel / Leserbrief / In Kürze
Aus dem SIA
Ungerechtfertigter Honorarrückbehalt / Kurs: Claim Management / Besichtigung Letzigrund / Risikogerechte Sicherheitskonzepte im Ingenieurbau
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Vor etwa 20 Jahren hat für den Hochwasserschutz in der Schweiz ein neues Zeitalter begonnen. Das als Jahrhunderthochwasser apostrophierte Ereignis von 1987 hat die Grenzen des bis anhin ausgebauten technischen Hochwasserschutzes aufgezeigt und einer ganzheitlichen Betrachtungsweise den Weg geebnet. Nicht mehr Korrektion und Melioration sind die obersten Ziele, denn die Mehrzahl der grösseren Gewässer war 1987 verbaut, kanalisiert oder reguliert, ohne dass dadurch schwere Schäden verhindert werden konnten. Die Erfolg versprechende Strategie ist jetzt nicht mehr der Naturgewalt Wasser grundsätzlich entgegengesetzt, sondern flexibel, den lokalen Gegebenheiten angepasst und dem Wasser gegenüber nachgiebig, wenn das Schutzziel dadurch effizienter erreicht werden kann. Gefordert und vereinzelt bereits realisiert ist ein ganzheitliches Risikomanagement, das nebst den klassischen wasserbaulichen Aspekten alle natürlichen und anthropogenen Einflüsse auf ein Gewässer ebenso berücksichtigt wie die möglichen Nutzungen und Partikularinteressen am und um das Wasser.
Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre haben Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen aufgezeigt:
– Die grossen Korrektionswerke aus der Pionierzeit sind, schon rein altersbedingt, teilweise dringend instandsetzungsbedürftig. Während der jüngeren Hochwasserepisoden sind schwer wiegende Schäden an Dämmen und Gebäuden oft nur durch glückliche Umstände oder behelfsmässige Sofortmassnahmen verhindert worden. Da Instandsetzungs- oder Ersatzmassnahmen unumgänglich sind, bietet sich in den nächsten Jahren die Chance, grössere kanalisierte Flussabschnitte mit vertretbaren Mehrkosten sicherheitstechnisch und gewässerökologisch aufzuwerten.
– Auch an gut erhaltenen, funktionstüchtigen Hochwasserschutzbauten müssen auf Grund der neueren Erfahrungen Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen werden. Eine ausreichende Sicherheit kann vielfach durch lokale Massnahmen, wie die Anlage von Hochwasserentlastungen und Entlastungskorridoren, ohne grössere Eingriffe an den bestehenden Dämmen erreicht werden.
– Einzelne Schlüsselstellen, für die eine «weiche», naturnahe Lösung nicht realisierbar oder wenig Erfolg versprechend ist, müssen weiterhin mit «harten», technischen Massnahmen saniert werden. Dies betrifft vor allem Seeabflüsse, deren Kapazität für die Stabilisierung des Seewasserspiegels zu klein ist, aber auch Gewässereinleitungen in Seen mit ökologisch ungünstiger Geschiebeablagerung.
Die Gewährleistung einer möglichst umfassenden, integralen Hochwassersicherheit für alle Regionen ist eine anspruchsvolle ingenieurtechnische Aufgabe, die nur durch das interdisziplinäre Zusammenwirken eines breiten Spektrums von Fachrichtungen, vom klassischen Wasserbau über Ökologie und Raumplanung bis zu Rechtswissenschaft und Ökonomie, erfolgreich bewältigt werden kann.
Die nächsten lokalen Hochwasserereignisse werden mit grosser Wahrscheinlichkeit bald eintreten, möglicherweise in Regionen, die bisher nicht betroffen waren. Die meteorologischen Modelle sagen seit Jahren zunehmend häufigere und intensivere Niederschläge in unseren Klimazonen voraus. Investitionen in die Hochwassersicherheit sind deshalb nicht Luxus für Randregionen, sondern Grundlagen für das zukünftige Funktionieren einer hoch industrialisierten, vernetzten und ökologisch verantwortungsvollen Gesellschaft.
Aldo Rota
Standpunkt / Inhalt
Differenzierter Hochwasserschutz an der Engelberger Aa Hans Peter Willi, Josef Eberli Absolute Sicherheit im Hochwasserschutz gibt es nicht. In Nidwalden wurde das Konzept des differenzierten Hochwasserschutzes erfolgreich umgesetzt.
Hochwasserentlastung für den Thunersee
Ernst Spycher, Peter Schmocker, Martin Andres, Beat Aeschbacher
Die Abflusskapazität des Thunersees ist ungenügend. Häufige Überschwemmungen der Uferbereiche sind die Folgen. Ein Entlastungsstollen unter Thun wird ab 2009 Abhilfe schaffen.
Seeregulierung
Lukas Denzler
Die Seeregulierung mit Wehren ist komplex. Regulierreglemente legen deshalb genau fest, wie die Wehre in normalen Zeiten sowie im Hochwasserfall zu bedienen sind.
Wettbewerbe
Neue Ausschreibungen und Preise / Wohnüberbauung in St.Gallen: über Eck in der «Notkersegg»
Magazin
Zürcher Stadtwald / Hallwilersee / Neues Fussballstadion für Luzern / Strom in stillgelegter Öl-Pipeline / Baubeginn 2. Etappe der Glattalbahn / Naturgefahren: Objektschutz / Publikation: Géologie - Base pour l¹ingénieur / Kongresshaus Zürich: Zurück zum Start? / Stiftung Architektur Dialoge Basel / Leserbrief / In Kürze
Aus dem SIA
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