Zeitschrift
archithese 5.2006
Genossenschaft, Gemeinschaft
Wohnen: Genossenschaft – Gemeinschaft – Gesellschaft
In Zürich zählen Genossenschaften zu den Motoren des zeitgemässen Wohnungsbaus. Die vorhandenen Baubestände stammen zumeist aus den Zwanziger- bis Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, und daher sehen sich die Genossenschaften mit zwei Problemen konfrontiert: Einerseits bedürfen viele der Wohnungen einer Sanierung, andererseits entsprechen viele Grundrisse nicht mehr den heutigen Wünschen – zumindest nicht den Wünschen der avisierten Klientel. Da sich der pro Kopf beanspruchte Wohnraum (nicht nur in der Schweiz) in den letzten drei Dezennien verdoppelt hat, ist eine Standard-Dreizimmerwohnung mit 60 Quadratmetern für Familien nicht mehr attraktiv. Um für breite Bevölkerungsgruppen ihre Anziehungskraft zu behalten, wollen einige Genossenschaften mit grosszügigen, mitunter auch unkonventionellen Wohnungen neue Kundensegmente erschliessen. Das geschieht zum Teil durch Zusammenlegung von Einzelwohnungen bei der Sanierung von Altbauten, vor allem aber im Bereich des Neubaus.
Die Idee der Genossenschaft, die sich heute zumeist ideologiefrei präsentiert, wird auch in Nachbarländern der Schweiz wieder belebt. Beispielsweise in Deutschland, wo durchaus auch gesellschaftsintegrative Projekte modellhaft erprobt werden. Noch aktueller indes ist ein anderes Konzept: das der Baugruppe oder Baugemeinschaft. Wem weder der Sinn nach einem Einfamilienhaus am Stadtrand noch nach einer überteuerten Eigentums- oder Mietwohnung steht, der tut sich mit seinesgleichen zusammen, sucht sich einen Architekten und realisiert ein gemeinsames Bauvorhaben. Das Postulat der Genossenschaften, der Spekulation den Kampf anzusagen, findet gleichsam mit personeller Minimalbesetzung seine Umsetzung. Die Grenzen zwischen Baugruppen und Genossenschaften können dabei fliessend sein, wie das vorbildliche Projekt «Sargfabrik» von BKK-3 in Wien belegt.
Zu sprechen ist in diesem Heft indes auch von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, die inzwischen von den Städten – ob in Deutschland, den Niederlanden oder in England – wahlweise als Last oder als Verkaufsmasse angesehen werden. Der Effekt ist der gleiche: Der kommunale Wohnungsbestand gelangt in die Hände privater Investoren. Redaktion
02 Editorial
14 Frischer Wind im Wohnungsbau
Strategien von Wohngenossenschaften in Zürich | Daniel Kurz
22 Zwei zu eins
Sanierung der Siedlung Kolonie 1, Zürich | Hubertus Adam
24 Variable Wohnboxen
Wohnblock an der Paul-Clairmont-Strasse, Zürich | Christiane Gabler
30 ETH Wohnforum
Transdisziplinäre Kulturforschung an der ETH Zürich | Johannna Rolshoven
32 Heuschrecken vor der Tür?
Revisited: Wohnen in Deutschland | Robert Kaltenbrunner
36 Gebaute Gemeinschaft
Modelle genossenschaftlichen Wohnens in Deutschland | Robert Kaltenbrunner
40 Strategie Baugruppe
Gemeinsam zum Wohneigentum in Deutschland | Doris Kleilein
46 Hoch die Massen
Die Werkbundsiedlung in München | Oliver Herwig
50 Nach der Deregulierung
Wohnungsbau in den Niederlanden | Anneke Bokern
56 Council Housing
Staatliche Steuerung des sozialen Wohnens in England |Hannes Mayer
Texte francais
62 Le Manifeste de Louisiana | Jean Nouvel
Architekturaktuell
66 Ateliers Jean Nouvel
Guthrie Theater, Minneapolis, 2006 | Hubertus Adam
Rubriken
72 Nekrolog
Kazuo Shinohara 1925–2006 | Christian Kerez
74 Essay
Der schwarze Raum | Kazuo Shinohara
76 Interview
Über das Abbild der Architektur | Laurent Stalder im Gespräch mit Christian Kerez
80 Projekt
Herzog & de Meuron: Tate Modern Extension | Hubertus Adam
84 Buchrezension
Natur entwerfen? | Robert Kaltenbrunner
86 Baugeschichten
Eisstadion in den Alpen, Das Olympische Stadion in St. Moritz | Cordula Seger
88 Bücher
90 fsai
100 Neues aus der Industrie
103 Lieferbare Hefte
104 Vorschau und Impressum
In Zürich zählen Genossenschaften zu den Motoren des zeitgemässen Wohnungsbaus. Die vorhandenen Baubestände stammen zumeist aus den Zwanziger- bis Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, und daher sehen sich die Genossenschaften mit zwei Problemen konfrontiert: Einerseits bedürfen viele der Wohnungen einer Sanierung, andererseits entsprechen viele Grundrisse nicht mehr den heutigen Wünschen – zumindest nicht den Wünschen der avisierten Klientel. Da sich der pro Kopf beanspruchte Wohnraum (nicht nur in der Schweiz) in den letzten drei Dezennien verdoppelt hat, ist eine Standard-Dreizimmerwohnung mit 60 Quadratmetern für Familien nicht mehr attraktiv. Um für breite Bevölkerungsgruppen ihre Anziehungskraft zu behalten, wollen einige Genossenschaften mit grosszügigen, mitunter auch unkonventionellen Wohnungen neue Kundensegmente erschliessen. Das geschieht zum Teil durch Zusammenlegung von Einzelwohnungen bei der Sanierung von Altbauten, vor allem aber im Bereich des Neubaus.
Die Idee der Genossenschaft, die sich heute zumeist ideologiefrei präsentiert, wird auch in Nachbarländern der Schweiz wieder belebt. Beispielsweise in Deutschland, wo durchaus auch gesellschaftsintegrative Projekte modellhaft erprobt werden. Noch aktueller indes ist ein anderes Konzept: das der Baugruppe oder Baugemeinschaft. Wem weder der Sinn nach einem Einfamilienhaus am Stadtrand noch nach einer überteuerten Eigentums- oder Mietwohnung steht, der tut sich mit seinesgleichen zusammen, sucht sich einen Architekten und realisiert ein gemeinsames Bauvorhaben. Das Postulat der Genossenschaften, der Spekulation den Kampf anzusagen, findet gleichsam mit personeller Minimalbesetzung seine Umsetzung. Die Grenzen zwischen Baugruppen und Genossenschaften können dabei fliessend sein, wie das vorbildliche Projekt «Sargfabrik» von BKK-3 in Wien belegt.
Zu sprechen ist in diesem Heft indes auch von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, die inzwischen von den Städten – ob in Deutschland, den Niederlanden oder in England – wahlweise als Last oder als Verkaufsmasse angesehen werden. Der Effekt ist der gleiche: Der kommunale Wohnungsbestand gelangt in die Hände privater Investoren. Redaktion
02 Editorial
14 Frischer Wind im Wohnungsbau
Strategien von Wohngenossenschaften in Zürich | Daniel Kurz
22 Zwei zu eins
Sanierung der Siedlung Kolonie 1, Zürich | Hubertus Adam
24 Variable Wohnboxen
Wohnblock an der Paul-Clairmont-Strasse, Zürich | Christiane Gabler
30 ETH Wohnforum
Transdisziplinäre Kulturforschung an der ETH Zürich | Johannna Rolshoven
32 Heuschrecken vor der Tür?
Revisited: Wohnen in Deutschland | Robert Kaltenbrunner
36 Gebaute Gemeinschaft
Modelle genossenschaftlichen Wohnens in Deutschland | Robert Kaltenbrunner
40 Strategie Baugruppe
Gemeinsam zum Wohneigentum in Deutschland | Doris Kleilein
46 Hoch die Massen
Die Werkbundsiedlung in München | Oliver Herwig
50 Nach der Deregulierung
Wohnungsbau in den Niederlanden | Anneke Bokern
56 Council Housing
Staatliche Steuerung des sozialen Wohnens in England |Hannes Mayer
Texte francais
62 Le Manifeste de Louisiana | Jean Nouvel
Architekturaktuell
66 Ateliers Jean Nouvel
Guthrie Theater, Minneapolis, 2006 | Hubertus Adam
Rubriken
72 Nekrolog
Kazuo Shinohara 1925–2006 | Christian Kerez
74 Essay
Der schwarze Raum | Kazuo Shinohara
76 Interview
Über das Abbild der Architektur | Laurent Stalder im Gespräch mit Christian Kerez
80 Projekt
Herzog & de Meuron: Tate Modern Extension | Hubertus Adam
84 Buchrezension
Natur entwerfen? | Robert Kaltenbrunner
86 Baugeschichten
Eisstadion in den Alpen, Das Olympische Stadion in St. Moritz | Cordula Seger
88 Bücher
90 fsai
100 Neues aus der Industrie
103 Lieferbare Hefte
104 Vorschau und Impressum
Weiterführende Links:
niggli Imprint der Braun Publishing AG