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tec21 2006|47
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zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Modernes China

In China boomt es – soweit ist sich die Welt einig. Allenthalben wird gebaut, entwickelt und Geld verdient. Zwar propatiert die Zentralregierung in Peking im offiziellen Sprachgebrauch die nachhaltige, «sanfte» wirtschaftliche Entwicklung, aber in den Provinzen übers ganze Land verteilt zählt nur eines: wirtschaftliche Entwicklung – und zwar schnell. Koste es, was es wolle.

China ist ein Schwellenland. Unterwegs nach vorn mit einer Geschwindigkeit, welche zunehmend auch innerhalb des Landes als bedenklich betrachtet wird. Im nächsten Jahr wird wieder einmal ein Wirtschaftswachstum von unter 10% prognostiziert. Hier ist aber der Wunsch der Vater des Gedankens, welcher die zunehmende Sorge um ein zu schnelles Wirtschaftswachstum deutlich macht; Wachstumszahlen von über 10 % sprechen nicht für eine dauerhafte, nachhaltige Entwicklung. In einem Gespräch mit Vertretern der «China Mayors Association» bestätigten einige Bürgermeister, dass sie aufgrund der schnellen Entwicklung die Kontrolle über ihr städtisches Wachstum verloren haben und nunmehr nur noch in der Lage sind, auf Probleme zu reagieren anstatt zu agieren. Allein in Peking müssen zurzeit jährlich etwa 200000 Wohnungen gebaut werden, nur um den dringendsten Bedarf zu decken.

Aber die Situation ist gespalten. Die Zentralregierung hat natürlich Interesse an einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum und implementiert Regelungen und Gesetze, aber für die in vielen kleinen Provinzen angesiedelten Industrien zählt nur das schnelle Wachstum: «Die Berge sind hoch, der Kaiser ist weit», besagt ein altes chinesisches Sprichwort, gegen das auch die Bemühungen der Zentralregierung nur schwer ankommen, um das Wachstum der weit entfernten Provinzen zu kontrollieren. Die offizielle Sprachregelung, die den Kommunismus mit den kapitalistischen Errungenschaften zu vereinen sucht, drückt den landesweiten Grundtenor deutlich aus: Erst wollen wir alle reich werden, dann kümmern wir uns um den Rest. In der Praxis heisst dies, dass Kultur und Tradition darunter leiden.

Im Bauwesen zählt das Moderne. «Corporate Architecture» prägt das Stadtbild der wachsenden Städte, der Westen ist ein prägendes Vorbild. Hinzu kommt auch ein anderes Verständnis von Geschichte, insbesondere von Denkmälern. In China wird ein Denkmal oder ein historisches Gebäude über den Ort definiert, nicht über das Gebäude. Das Denkmal steht im Zweifelsfall zur Disposition und kann auch neu aufgebaut oder kopiert sein.

China blickt nach vorn. Es gilt zu zeigen, was man hat. Chinas aufstrebende Städte gleichen oft einer postmodernen Hochhausmetropole mit nur vereinzelten chinatypischen Zitaten, sichtbar nur in Dekoration. Ein konzeptioneller Transport von baulichen Traditionen in eine moderne Formensprache findet selten statt. Es gibt aber durchaus Versuche, traditionelle Konzepte in moderne Projekte einzubinden. Moderne Architekten wie Cui Kai in Peking, Künstler wie Ai Weiwei und junge Architektenteams wie MADA s.p.a.m. setzen sich, oftmals geprägt durch eine internationale Ausbildung, mit einer Implementierung von Tradition in eine eigenständige, moderne, chinesische Architektursprache auseinander.

Falk Kagelmacher, Dipl.-Ing. Architekt
Seit 2003 Berater des chinesischen Bauministeriums in Transfer ressourcenschonender Technologien und nachhaltiger Systeme

Liang Sicheng – Tor zur Moderne öffnen
Christian Kammann
Nach der Absetzung des letzen Kaisers 1911 stürzte die Architektur Chinas in Orientierungslosigkeit. Hastig erkorene Vorbilder wurden nachgeahmt. Der Architekt Liang Sicheng kritisierte dieses «entseelte Kopieren», forderte eine chinesische National¬architektur und ersann Bauten, welche die traditionelle mit der modernen Architektur versöhnten.

MADA s.pa.m. – Brücke ins 21. Jahrhundert schlagen
Rahel Hartmann Schweizer
Das Architekturbüro MADA s.p.a.m. hat gewissermassen das Erbe Liang Sichengs angetreten. Es versucht, das Bindeglied der dünnen Kette zwischen traditioneller und moderner Architektur zu stärken. Dabei verweigert sich MADA der Musealisierung traditioneller Architektur ebenso wie der Imitation westlicher «Ikonen».

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tec • dossier zum Thema «Zeitgenössische Architektur für
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