Wer Loos sagt, muß Adolf meinen, ist die Regel in der Architekturgeschichte. Dieses Buch widmet sich hingegen einem jüngeren Kollegen, dessen Nachlass das Architekturzentrum Wien seit 2003 besitzt: Walter Loos (1905-1974). Architekt, Möbeldesigner, Bohemien, Emigrant. In seinem Werk verfolgte er eine moderne, zugleich sehr wienerische Linie. Seine Einfamilienhäuser gehören zum Besten, was im Österreich der Zwischenkriegszeit gebaut wurde. Warum er in Vergessenheit geriet? Keine öffentliche Gebäude, keine theoretischen Schriften und ab 1940 im fernen Argentinien dem österreichischen Gesichtsfeld entzogen.

Loos hätte nach eigenen Angaben 1938 einen Karrieresprung machen können: Man habe ihm die Leitung des Wiener Stadtplanungsamtes angeboten. Stattdessen kehrte er der „Ostmark“ den Rücken. Mit ihm seine Lebensgefährtin Fridl Steininger, eine erfolgreiche Modedesignerin. Der Weg führte die beiden über London und New York nach Buenos Aires, wo sie ihre Karriere nochmals starteten. Die Emigration teilte Leben und Werk: vor und nach 1938, Wien und Buenos Aires.