Im Tourismuskanton Graubünden ist die Berglandschaft nicht nur von ideeller, sondern auch von handfester ökonomischer Bedeutung. Während sie für die einen Sinnbild überzeitlicher Wahrheiten ist, benutzen sie andere als Kulisse für den alpinen Skisport und sommerliche Events. Und die Bauern und Bäuerinnen, die jahraus und jahrein ihre Felder bestellen, haben nochmals eine andere Beziehung zu ihr. In der Kunst ist die Landschaft eine beliebte Projektionsfläche für die verschiedensten Bedürfnisse und Erwartungen. Leza Dosch verfolgt diese Spuren in der neueren Geschichte der bildenden Kunst, der Architektur und des Inge-nieurbaus. Zeitlich setzt der Band mit dem späten 18. Jahrhundert ein und spannt den Bogen bis in die Gegenwart. Die einzelnen Kapitel befassen sich unter anderem mit der Landschaftsmalerei der Romantik, dem Strassenbau, den Geländeverbauungen, und der Architektur des 19. Jahrhunderts sowie den Werken Giovanni Segantinis, Ferdinand Hodlers, Giovanni und Augusto Giacomettis und Ernst Ludwig Kirchners. Themen sind aber auch der Heimatstil, der Bau der Bergbahnen, Berghütten, Brücken und Wasserkraftwerke, der Beitrag des Neuen Bauens in Davos, die Fotografie und Plakatkunst. Beiträge von überregionaler Ausstrahlung sind in der Nachkriegszeit die Darstellungen der Bergeller Landschaft von Alberto Giacometti, aber auch die volkstümlichen Schilderungen der bäuerlichen Kulturlandschaft durch Alois Carigiet. Während sich die bildende Kunst der Gegenwart eher zurückhaltend mit der Landschaft auseinander setzt, zeigt sich im Ingenieurbau und in der Architektur ein zunehmendes Interesse an Fragen des Ortsbezugs. Die Reihe der Beispiele führt von Robert Maillart und dem Nachkriegsregionalismus zu Vertretern wie dem Brückenbauer Christian Menn und dem Architekten Peter Zumthor.