Akteur

propeller z
Wien (A)

Ein Annus horribilis für propeller z

19. Januar 2005 - Jan Tabor
Für propeller z war das vergangene Jahr ein entsetzliches; ein Annus horribilis, wie Queen Elizabeth schlimme Zeiten für den Buckinghampalast zu nennen pflegt. Im vergangenen Sommer wurde in Essen eine riesige Abrissraupe losgeschickt, um „Meteorit“, das Wissenschaftszentrum des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes, der Erde gleichzumachen. Ohne die Architekten des 1998 errichteten futuristischen Gebäudes zu benachrichtigen. Von dem international viel beachteten Beispiel für das Space-Design-Revival der Neunzigerjahre ist nichts übrig geblieben. Keine Spur. Nur das Foto mit der demolierenden Raupe. Es fehlte nicht viel, und auch ein anderes legendäres Werk von propeller z wäre bis zum 31. Dezember 2004 spurlos verschwunden: die basis wien im MuseumsQuartier. Noch ist ein Rest vorhanden. Auch ein Rest an Hoffnung.

Das MuseumsQuartier ist kein günstiger Ort für gute zeitgenössische Architektur. Das Depot von Artec wurde vor drei Jahren aus dem MQ eliminiert. Jetzt ist die basis wien von propeller z an der Reihe. Offenbar soll keine bauliche Spur im MuseumsQuartier bleiben vom Versuch des ehemaligen Kunstministers Rudolf Scholten, eine völlig neue, geradezu exemplarisch und experimentell demokratische Kulturpolitik aufzubauen. Würde ich den MQ-Direktor Wolfgang Waldner nicht kennen und seine langsam greifenden Bemühungen, im MuseumsQuartier gute Architektur zu etablieren, nicht hoch schätzen, müsste ich ihm vorwerfen, er betreibe mit Mietverträgen Kulturpolitik.

Am 17. Dezember des vergangenen Jahres fand in den Räumen der basis wien eine Versteigerung statt, die der Demolierung eines bedeutenden Architekturwerkes gleichkam. Die 1998 von propeller z im Auftrag der Exbundeskuratorin Lioba Reddeker entworfene Inneneinrichtung des Kunstinformationszentrums hätte restlos entfernt werden müssen. Gemäß einer Klausel im Mietvertrag mit der MuseumsQuartiergesellschaft müssen nämlich alle gemieteten Räume zum Zeitpunkt des Auslaufens in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden.

Das Büro der basis wien wurde in einem barocken Saal eingerichtet, der unter Denkmalschutz steht. Die Architekten durften die Wände nicht antasten. Auf die besonderen Nutzungsbeschränkungen reagierten propeller z mit besonderer Fantasie. Die Möblierung und alle Anbauten waren entweder mobile oder freistehende, leicht zerlegbare Einheiten. Man muss sich wundern, dass das Denkmalschutzamt nicht die Gelegenheit ergriffen hat, über diese exemplarisch gelungene Implantation einer radikal zeitgenössischen Architektur in ein eindrucksvolles historisches Ambiente seinen schützenden Amtsarm zu halten. So aber blieb der basis wien nichts anderes übrig, als die mobilen Teile der Einrichtung zu versteigern.

Neuerdings keimt für die basis wien als Beispiel für hervorragendes Interieurdesign der Neunziger Hoffnung auf - partielle, vorübergehende Hoffnung. Das Wesentliche aus der Einrichtung, der Aluwandverbau, der als ein Wandschild durch die Tür in den Hof ragt, wurde noch nicht verkauft und musste noch nicht abgebaut werden. Wolfgang Waldner hat sich bereit erklärt, mit den Proponenten der basis wien über die Erhaltung der propeller-z-Architektur zu sprechen. Er setzte die Wiederherstellungsklausel des Mietvertrags aus. Vorübergehend.

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propeller z , Pressebild: Lorant Racz