Akteur
Franz Eberhard Kneissl
* 1945 Judenburg † 2011 Krumpendorf
Sensibler Querdenker
„Igirien“ und mehr: zum Tod von Franz Eberhard Kneissl.
8. Oktober 2011 - Otto Kapfinger
Mit seinen Partnern Werner Appelt und Elsa Prochazka zählte Franz E. Kneissl in den 1970er- und 1980er- Jahren zur Avantgarde der heimischen Architektur. Appelt, Kneissl und Prochazka, die unter dem Label „Igirien“ publizierten, wurden nach 1975 bekannt, als sie große Wohnbauviertel in Wien mit kirchlichen Mehrzweckhallen ergänzten: aus handelsüblichen Komponenten collagierte und auf subtile Weise „populär“ konnotierte Werke. 1980 folgte das Stadtkino am Wiener Schwarzenbergplatz, 1985 das Gemeindeamt Perchtoldsdorf. Mit diesen Arbeiten, mit Texten wie „Schöne Monotonie“ oder „Bastard Architektur“ definierte „Igirien“ eine nachfunktionalistische Haltung, eine nicht elitäre Architektur mit street credibility – abseits postmoderner Formalismen.
Allein gestaltete Franz E. Kneissl, Jahrgang 1945, unter anderem das Literarische Quartier der Alten Schmiede und eine Reihenhaussiedlung in Wien-Simmering. Nach 1994 gab es für ihn keine größeren Aufträge mehr. Im Boom dieser Ära waren unangepasste Zeitgenossen nicht mehr gefragt; und er war das schiere Gegenteil des Mascherl-Architekten. Doch die Gabe der Beschreibung feinster Nuancen der Verhaltenscodes, der alltäglichen Grotesken in Planung, Politik oder Medien fand ein Ventil im Schriftstellerischen. Sein Architekturroman „Eine Ratte namens Apfel“ (2001) ist ein rares, ironisch-kritisches Dokument des Genres.
Danach kam fast nichts mehr; die Rückkehr nach Krumpendorf ins Haus der verstorbenen Mutter; vor wenigen Tagen ein Ende in Isolation. Schicksal eines sensiblen Querdenkers – in einem extrem kompetitiven Berufsfeld.
Allein gestaltete Franz E. Kneissl, Jahrgang 1945, unter anderem das Literarische Quartier der Alten Schmiede und eine Reihenhaussiedlung in Wien-Simmering. Nach 1994 gab es für ihn keine größeren Aufträge mehr. Im Boom dieser Ära waren unangepasste Zeitgenossen nicht mehr gefragt; und er war das schiere Gegenteil des Mascherl-Architekten. Doch die Gabe der Beschreibung feinster Nuancen der Verhaltenscodes, der alltäglichen Grotesken in Planung, Politik oder Medien fand ein Ventil im Schriftstellerischen. Sein Architekturroman „Eine Ratte namens Apfel“ (2001) ist ein rares, ironisch-kritisches Dokument des Genres.
Danach kam fast nichts mehr; die Rückkehr nach Krumpendorf ins Haus der verstorbenen Mutter; vor wenigen Tagen ein Ende in Isolation. Schicksal eines sensiblen Querdenkers – in einem extrem kompetitiven Berufsfeld.
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