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Der große Unbekannte
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Der Architekt Günther Feuerstein ist 75. Sabine Oppolzer porträtiert den weit unter seinem Wert gehandelten Jubilar.
6. November 2000 - Sabine Oppolzer
Ohne offizielle Ehrungen ist Günther Feuerstein ergraut. Der 75er, dessen buschiges Haar mittlerweile schon schlohweiß geworden ist, vermisst nach einem langen Leben, in dem er der österreichischen Architektur zahllose Impulse gegeben hat, nur eines: kein Ordinariat an der TU Wien erhalten zu haben.
Der Stein des Anstoßes war das Jahr der Studentenrevolution, das Jahr 1968. In einer Zeit, als die Architekturgeschichte kaum weiter als bis zu Fischer von Erlach gelehrt wurde, berichtete Günter Feuerstein von Mies von der Rohe und Le Corbusier.
Skandal und Protest
Nicht nur, dass er seine Unterrichtsveranstaltung „experimentelles Entwerfen“ unter den freien Himmel verlegte und die Studenten dort mit Stein, Lehm, Beton und Textilien ganz un-architektonische Gebilde schaffen ließ. Auch bei der sogenannten „Uniferkelei“, an der Günter Brus, Ossi Wiener und Otto Mühl teilnahmen, war er als Diskussionsleiter dabei. Neben Bürgerschrecks wie Hans Hollein oder Walter Pichler lud er dann auch Otto Mühl zu einer Gastvorlesung ein. Die Turbulenzen eskalierten. Die Zeitungen titelten : „Hochschulkrieg um Feuerstein“ und Feuerstein musste die Uni verlassen. Aus Protest besetzten die Studenten wochenlang den Ressl-Park vor der TU.
Karriereknick
Günther Feuerstein erhielt daraufhin seinen Lehrauftrag für Gegenwartsarchitektur wieder, die Professur blieb ihm versagt. Feuerstein war jedenfalls weiterhin Anlaufstelle und Umschlagplatz für alle neuen Strömungen in der Architektur. „Ich war aber auch Anlaufstelle für alle kritischen Strömungen unter den Studenten“, erinnert sich Feuerstein heute. Seine Lehrveranstaltungen waren ein Hort der Gesellschaftskritik.
Bekannte Schüler
Bei Feuerstein lernten sich unter anderem Wolf Dieter Prix und Helmut Swiczinsky (Switschinski) kennen oder die Haus-Rucker Laurid und Manfred Ortner und Günter Zamp-Kelp. Wolf D Prix meinte erst kürzlich in einem Fernsehinterview, dieser Lehrer habe ihnen die große weite Welt in den Hörsaal 14a gebracht. „Er war als Lehrer in dieser Zeit einmalig. Dass man ihn aus Wien vertrieben hat, war ein schwerer Fehler.“, bedauert Prix.
Wenige Bauten
Günther Feuerstein hat relativ wenige Bauwerke geschaffen: wie zum Beispiel die Wohnsiedlung Hörsching bei Linz. Seine Wirksamkeit lag vielmehr in Exkursen in Randbereiche, wie zum Beispiel in die Sozialarbeit. Er startete Spielplatzaktionen oder war maßgeblich beteiligt an der Neuschaffung der „Behinderten-ÖNorm“.
Zahlreiche Texte
Günther Feuerstein publizierte zahlreiche theoretische Abhandlungen, u.a. zu Themen wie Androgyne oder anthropomorphe Architektur. So ging Günter Feuerstein als Pfadfinder der Architekturtheorie und revolutionärer Lehrmeister in die Geschichte ein. Bedeutend waren vor allem sein erster Ansturm gegen den Rationalismus in der Architektur. Diesen Impuls sieht er auch in der heutigen Studentenschaft wieder aufleben
Am 6. November findet in der TU Wien immerhin eine Feier zu Ehren Günter Feuersteins und anlässlich seines 75. Geburtstag statt.
Der Stein des Anstoßes war das Jahr der Studentenrevolution, das Jahr 1968. In einer Zeit, als die Architekturgeschichte kaum weiter als bis zu Fischer von Erlach gelehrt wurde, berichtete Günter Feuerstein von Mies von der Rohe und Le Corbusier.
Skandal und Protest
Nicht nur, dass er seine Unterrichtsveranstaltung „experimentelles Entwerfen“ unter den freien Himmel verlegte und die Studenten dort mit Stein, Lehm, Beton und Textilien ganz un-architektonische Gebilde schaffen ließ. Auch bei der sogenannten „Uniferkelei“, an der Günter Brus, Ossi Wiener und Otto Mühl teilnahmen, war er als Diskussionsleiter dabei. Neben Bürgerschrecks wie Hans Hollein oder Walter Pichler lud er dann auch Otto Mühl zu einer Gastvorlesung ein. Die Turbulenzen eskalierten. Die Zeitungen titelten : „Hochschulkrieg um Feuerstein“ und Feuerstein musste die Uni verlassen. Aus Protest besetzten die Studenten wochenlang den Ressl-Park vor der TU.
Karriereknick
Günther Feuerstein erhielt daraufhin seinen Lehrauftrag für Gegenwartsarchitektur wieder, die Professur blieb ihm versagt. Feuerstein war jedenfalls weiterhin Anlaufstelle und Umschlagplatz für alle neuen Strömungen in der Architektur. „Ich war aber auch Anlaufstelle für alle kritischen Strömungen unter den Studenten“, erinnert sich Feuerstein heute. Seine Lehrveranstaltungen waren ein Hort der Gesellschaftskritik.
Bekannte Schüler
Bei Feuerstein lernten sich unter anderem Wolf Dieter Prix und Helmut Swiczinsky (Switschinski) kennen oder die Haus-Rucker Laurid und Manfred Ortner und Günter Zamp-Kelp. Wolf D Prix meinte erst kürzlich in einem Fernsehinterview, dieser Lehrer habe ihnen die große weite Welt in den Hörsaal 14a gebracht. „Er war als Lehrer in dieser Zeit einmalig. Dass man ihn aus Wien vertrieben hat, war ein schwerer Fehler.“, bedauert Prix.
Wenige Bauten
Günther Feuerstein hat relativ wenige Bauwerke geschaffen: wie zum Beispiel die Wohnsiedlung Hörsching bei Linz. Seine Wirksamkeit lag vielmehr in Exkursen in Randbereiche, wie zum Beispiel in die Sozialarbeit. Er startete Spielplatzaktionen oder war maßgeblich beteiligt an der Neuschaffung der „Behinderten-ÖNorm“.
Zahlreiche Texte
Günther Feuerstein publizierte zahlreiche theoretische Abhandlungen, u.a. zu Themen wie Androgyne oder anthropomorphe Architektur. So ging Günter Feuerstein als Pfadfinder der Architekturtheorie und revolutionärer Lehrmeister in die Geschichte ein. Bedeutend waren vor allem sein erster Ansturm gegen den Rationalismus in der Architektur. Diesen Impuls sieht er auch in der heutigen Studentenschaft wieder aufleben
Am 6. November findet in der TU Wien immerhin eine Feier zu Ehren Günter Feuersteins und anlässlich seines 75. Geburtstag statt.
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