Beitrag
Gerhard Sailer – Option
15. September 2020 - Martina Pfeifer Steiner
"Option ist eigentlich eine Wahlfreiheit, und mit der Möglichkeit zur Entscheidung ist auch die des Versagens beinhaltet. Wir sind in einer Gesellschaft der Multioptionen angelangt. Das ist auch durch die Kunst vorangetrieben worden, die sich von den Fesseln befreit und einen Immunkörper für die Gesellschaft aufgebaut hat. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Auf allen Ebenen, von der Fleischindustrie bis zur Bauindustrie, haben wir die Optionen so ausgereizt, dass jetzt Covid-19 von der ganzen Welt aufgegriffen wurde, um jenes Innehalten auszulösen, damit die sogenannten Optionen neu ausverhandelt werden können.
Für die Architektur bedeutet es, dass die herkömmlichen Methoden außer Kraft gesetzt werden und ein Kreislaufdenken Platz greifen muss. Es geht darum, die baulichen Manifestationen treffsicherer zu machen, für das was die Gesellschaft in Hinkunft braucht. Wer, wenn nicht ArchitektInnen, Städte- und RaumplanerInnen wären in der Lage, die neuen Anforderungsprofile und Programme zu definieren. Eine tägliche Herausforderung. Das Angenehme in der Architektur ist, dass Entscheidungen nicht wie bei Piloten – wenn es kritisch wird – in den nächsten zwei Minuten getroffen werden müssen. Wir können neue Ansätze entwickeln, an Modellen überprüfen und imaginieren, was Räume, Platzformen, Begegnungsorte erfüllen sollen. Die Varianten, Alternativen sind anschaulich aufzuzeigen, und man muss sie nicht sofort mit Ja und Nein beantworten. Wir können ständig nach dem missing link suchen, mit dem wir wieder einen Schritt weiterkommen. Und da ist natürlich Teamarbeit stark gefordert um unterschiedliche Sichtweisen zuzulassen. Das Wichtigste ist, dass die Architektur ihre gesellschaftliche Aufgabe als Disziplin wieder entwickeln kann. Das heißt, dass man nicht nur einer Ideologie nachrennen sollte, was letztlich zu diesem Stararchitektentum führt und auch nur mithilft, die Tourismusschiene weiterzutreiben."
Gerhard Sailer, geb. 1955, architekturbüro HALLE1, Salzburg. Mit ihren Projekten versuchen sie immer wieder in der vermeintlich konservativen Stadt an die Grenzen des Möglichen zu kommen. Wie beim Makartsteg, der sich skulptural ins barocke Stadtbild schmiegt und sogar in den Ansichten von Salzburg als beliebtes Motiv aufgenommen wird.
Für die Architektur bedeutet es, dass die herkömmlichen Methoden außer Kraft gesetzt werden und ein Kreislaufdenken Platz greifen muss. Es geht darum, die baulichen Manifestationen treffsicherer zu machen, für das was die Gesellschaft in Hinkunft braucht. Wer, wenn nicht ArchitektInnen, Städte- und RaumplanerInnen wären in der Lage, die neuen Anforderungsprofile und Programme zu definieren. Eine tägliche Herausforderung. Das Angenehme in der Architektur ist, dass Entscheidungen nicht wie bei Piloten – wenn es kritisch wird – in den nächsten zwei Minuten getroffen werden müssen. Wir können neue Ansätze entwickeln, an Modellen überprüfen und imaginieren, was Räume, Platzformen, Begegnungsorte erfüllen sollen. Die Varianten, Alternativen sind anschaulich aufzuzeigen, und man muss sie nicht sofort mit Ja und Nein beantworten. Wir können ständig nach dem missing link suchen, mit dem wir wieder einen Schritt weiterkommen. Und da ist natürlich Teamarbeit stark gefordert um unterschiedliche Sichtweisen zuzulassen. Das Wichtigste ist, dass die Architektur ihre gesellschaftliche Aufgabe als Disziplin wieder entwickeln kann. Das heißt, dass man nicht nur einer Ideologie nachrennen sollte, was letztlich zu diesem Stararchitektentum führt und auch nur mithilft, die Tourismusschiene weiterzutreiben."
Gerhard Sailer, geb. 1955, architekturbüro HALLE1, Salzburg. Mit ihren Projekten versuchen sie immer wieder in der vermeintlich konservativen Stadt an die Grenzen des Möglichen zu kommen. Wie beim Makartsteg, der sich skulptural ins barocke Stadtbild schmiegt und sogar in den Ansichten von Salzburg als beliebtes Motiv aufgenommen wird.
Reduktion – Option – Wandel, das sind die Impulswörter der zweiten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.
Bauwerke