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Isolde Rajek – Stadtwildnis
Isolde Rajek – Stadtwildnis © Lisi Specht
28. September 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„In der Landschaftsarchitektur geht es natürlich um viel mehr als um Klimamaßnahmen. Der große Ruf nach Grün, Bäumen, nach der Schwammstadt wird immer lauter. So nachvollziehbar das ist, muss man doch aufpassen nicht eifrig abzudriften ins Abliefern von „Haustechnik“ für den Freiraum. Für mich muss die Landschaftsarchitektur den Menschen irgendwie berühren, verzaubern. Das klingt etwas pathetisch, aber es ist meine Idealvorstellung – einen Raum herzustellen, der aus dem Alltag herauszubringen und in einen anderen Zustand zu versetzen vermag. Man kreiert ja Atmosphären in der Landschaftsarchitektur, die beim Einzelnen Assoziationen, Erfahrungen, Erinnerungen auslösen können. Die zukunftsträchtige Stadt braucht Räume, die nicht so determiniert sind. Üblicherweise wird in genau definierte Bereiche für Kinder, Ältere, Jugendliche etc. funktionell zerpflückt. Ich denke, es braucht auch den großen offenen Raum der über die vegetative Wirkung eine „Wildniszone“ ohne Regeln, ohne Vorgaben entstehen lässt, den man selbst aktiv entdecken kann – einen anarchischen Raum. Irritationen finden ganz schnell statt, da muss man gar nicht viel anders machen, aber das ist eigentlich das Interessante, die Leute brauchen halt etwas Zeit sich zu arrangieren.

Die Freiflächen um das Atelierhaus C21 im Sonnwendviertel sind ein von der Nutzung her komplett undefinierter Raum, der sich als Sukzessionsfläche nach und nach entwickeln soll, eine Art Pionierfläche, bei der unterschiedliche Substrate zum Einsatz gekommen sind. Wir werden sehen, was sich ansiedelt, etabliert, wie er sich verändert. Informelle Rückzugsräume entstehen durch große Sitzsteine, auch die Bäume sind so gesetzt, dass man sich vorbei drücken, seinen Weg suchen muss und eigentlich in Zwiesprache mit den Pflanzen kommt. Wir arbeiten gerne mit großen Modellen, wo wir diese Feinheiten in Vegetation, Sichtachsen, Raumbildung und –abschlüssen darstellen können. Ein erhebender Moment ist dann, wenn das Bauwerk hineingesetzt wird und sich in der Landschaft verortet.“

Isolde Rajek, geb. 1964, rajek barosch landschaftsarchitektur, Wien. Der Freiraum des C21 im Wiener Sonnwendviertel war für Isolde Rajek und Oliver Barosch ein Experimentierfeld. So wie das Atelierhaus neutralen Raum für unterschiedliche Lebensvorstellungen und Tätigkeiten schafft, werden die modellierten Sukzessionsflächen rundherum zum Potenzial für die Entwicklung in eine zunehmende Stadtwildnis, reich an Spontanem und Unvorhergesehenem.
»nextroom fragt« Landschaftsplanerinnen und Landschaftsplaner. Themenkreise für die Statements sind: Parks, Straßen, Plätze – Bauwerksbegrünungen – funktionsbezogene Freiraumplanung. Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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