Bauwerk

Haus Kaschl/Haus Nekola
Kaschl - Mühlfellner Architekten - Salzburg (A) - 2001
Haus Kaschl/Haus Nekola, Foto: Rainer Iglar
Haus Kaschl/Haus Nekola, Foto: Rainer Iglar

Salzburger Variation

Wie innerhalb eines Haustypus unterschiedliche Raumkonzepte realisiert werden können, führen die Architekten Reiner Kaschl und Heide Mühlfellner anhand eines Hauspaares in Holzbauweise vor.

28. April 2003 - Franziska Leeb
„Für ein freistehendes Einfamilienhaus benötigen Sie eine Grundstücksfläche von 800 Quadratmeter“, rät eine österreichische Bausparkasse potenziellen Häuslbauern. Die Salzburger Architekten Kaschl + Mühlfellner benötigten etwas weniger für zwei Häuser. Und weiter im Sparkassen-Text: „Am besten geeignet sind quadratische oder rechteckige Flächen mit einem Seitenverhältnis von 1:2“. Auch damit kann das winzige Grundstück nicht aufwarten. L-förmig und zur Straße hin nur 14 Meter schmal, erfüllt es alle Kriterien, um als schwer bebaubar zu gelten. Dennoch erscheinen die beiden freistehenden Häuser - eines mit 106 Quadratmeter Nutzfläche, das andere mit 130 Quadratmeter - weder auffallend klein noch zu dicht in das Grundstück eingezwängt.

Die nach dem gleichen Konstruktionsprinzip - Holzrahmenbau kombiniert mit Skelettbau - gefertigten Häuser stehen im rechten Winkel zueinander. Somit bleibt den vorderen, mit der Schmalseite zur Straße stehenden Baukörper entlang Raum für einen kleinen gemeinsamen Platz und einen Zugang zum hinteren Haus, das den Bauplatz quer stehend abschließt.


Optische Leichtigkeit

Die Hülle ist - sowohl was Proportion und Details als auch holzbautechnische Qualität angeht - sehr sorgfältig ausgeführt. Feingliedrige Metallprofile bei den Fensterstreifen in den Obergeschoßen und bei den Pergolen der Balkone verleihen optische Leichtigkeit. Auch die Glasstreifen, mit denen die Dächer von den Außenwänden abgesetzt und somit zum Schweben gebracht wurden, tragen zur Eleganz der Erscheinung bei. Der Dachvorsprung und der rhombenförmige Zuschnitt der Bretter sorgen dafür, dass die hinterlüftete Lärchenfassade gut vor der Witterung geschützt ist.

Das Innere ist bei beiden Häusern - eins davon bewohnt Architekt Kaschl selber - so organisiert, dass im eher geschlossenen Erdgeschoß die Schlafräume und im Obergeschoß die Wohnräume liegen. Die sonst aber unterschiedlichen Grundrisskonfigurationen führten zu ganz individuell zugeschnittenen Innenleben. Während im vorderen Haus die Stiegenläufe entlang der Längsfassade geführt sind, leitet im anderen eine mittig angeordnete Treppe direkt vom Eingang in die von Zwischenwänden freie Wohnebene. Raumhohe Fenster und Schiebewände erstrecken sich über die gesamte Breite der Frontfassade und öffnen den Raum zum Balkon und zum Garten hin. Während also im unteren Geschoß sparsam eingesetzte Wandöffnungen die Intimität der Zimmer unterstützen, herrscht oben großzügige Offenheit.

Die bereits außen ablesbare Leichtigkeit und für Holzhäuser nicht selbstverständliche Eleganz kommen hier so richtig zur Geltung. Ein schönes Beispiel, wie mit konsequent durchdachter Planung auf knappem Grund und in einer wirtschaftlichen Bauform architektonisch hochwertiger Wohnraum realisiert werden kann. Bereits anhand dieser Miniserie von zwei Häusern wird klar, wie man einen Haustypus variieren und gruppieren kann, ohne uniform und langweilig zu wirken.

Schade, dass Häuser wie diese so rar sind und so gut wie nie Eingang in die Fertighauskataloge finden. Denn es wäre ein exzellentes Haus, dessen Anmutung gewiss von langem Bestand ist und das an vielen Orten gute Figur machen könnte.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Reiner Kaschl
Elisabeth Nekola

Fotografie