Bauwerk
Rondo Rathaus
kaufmann.wanas architekten - Wien (A) - 2000
Hightech-Jurte
Rondo spezial Alu
Architekt Oliver Kaufmann und sein Bauherr, die MA 19, ließen im Wiener Rathaus eine Alu-Scheibe landen und ermöglichen somit Verwaltung mit Rundblick
10. Juni 2003
Die Jalousiensysteme könnten eventuell noch kommen, sagt der Mann von der MA 23, aber das Klima passt auch ohne sie bereits recht perfekt. Erstens das Raumklima, das die segmentartig angelegten Büros im Winter angenehm warm hält und das im Prinzip auch im Sommer durchaus erträglich ist - zumal die Hälfte des Baus ja auch dann recht angenehm im Schatten der dicken Rathausmauern liegt. Zweitens aber hat sich das Arbeitsklima des durchaus schon vorher harmonisierenden MA-23-Ensembles noch um eine weitere Nuance verbessert. Wohl auch weil der Anbau im Wiener Rathaus alle Mitarbeiter noch ein klein wenig enger zusammenrücken ließ. Das ist hier nicht nur in räumlicher Hinsicht gemeint - ein zentrales Foyer erschließt die unterschiedlich großen Büroräume und dient so auch als kommunikative „Drehscheibe“ -, sondern darf eben auch als Referenz an jene aufregende Phase der Bauplanung verstanden werden, während der sämtliche Mitarbeiter ihre Wünsche und Erwartungshaltungen an das künftige Büro formulieren durften - um so auch den Keim zum heutigen Bezug zu diesem Büroanbau zu legen. „Identifikationsstiftend“ nennt dies der junge Architekt Oliver Kaufmann - eine Beschreibung, der die Leute der haustechnischen Abteilung der MA 23 durchaus zustimmen können.
Zehn Personen, sieben Büros, ein Zylinder - diese reduzierte Formel erwies sich als voller Erfolg. Wer heute durch das ungewöhnliche Aluminium-Rund spaziert, das nun wie ein UFO im Hof 2 des Wiener Rathauses hockt, kann diesen Funken fast überspringen spüren. Man hat das Gefühl, eine Art Zelt, ja eine heimelige Hightech-Jurte zu betreten, wenn man dem zylindrischen Baukörper über jene verglaste Brücke zustrebt, die den Anbau mit dem Rathaus verbindet. Dazu trägt auch das mit weißem Marmorsplit bekieste Flachdach bei, das seine Gliederung durch eine ringförmige Shedverglasung und mittels dreier, zentral angeordneter Oberlichten erhält. Fast vermeint man ein wenig im Freien zu sitzen, privilegiert durch mutige Aluminium-Architektur - mögen die Kollegen hinter den umliegenden Hoffenstern der oberen Stockwerken hereinschauen, wie es ihnen gefällt. . .
Oliver Kaufmann, der vor einigen Jahren vom eigentlichen Auftraggeber, der MA 19, mit der Aufgabe betraut wurde, im Zuge der Zentralisierung der technischen Dienste der Magistratsabteilung 23 einen Baukörper zu entwerfen, der der effizienteren internen Kommunikation der zuvor örtlich zersplitterten Ämter dienen sollte, setzte jedenfalls von Anfang an auf die reizvolle Wirkung der formalen - und wohl auch inhaltlichen - Kontrastierung. Das behäbige Karree des Wiener Rathauses, dessen zugeknöpfte Architektur jedem Tintenburg-Klischee mühelos gerecht wird, bildete auf der Suche nach eben diesen Kontrasten einen recht idealen Kontrapunkt. Ebenso souverän erfüllt freilich der Anbau seine Rolle: Leicht, klar, transparent belässt der solitäre und in sich ruhende Neubau den quadratischen Hof in seiner ursprünglichen Wirkung. Die für die Verkleidung verwendeten, technisch eloxierten Aluminiumpaneele rücken die ihnen gegenüberliegende massive Mauerwerkskonstruktion in ein anderes Zeitalter, versprechen dabei selbst all das, was man sich von einem Amt wünschen möchte: sachliche Modernität, Offenheit, Transparenz und Licht für Akten und Menschen gerierend. Der Übergang zwischen gestern und heute, zwischen alt und neu zeigt sich aber auch anhand von schön gelösten Details: Bei der Anbindung zum Neubau, die in Form einer eingehausten gläsernen Brücke erfolgt, verweist etwa die erhalten gebliebene originale Laibung einer bis zum Boden erweiterten Fensteröffnung, die als Anschlussstelle gewählt worden war, auf den Reiz der Zeitsprünge.
Die entscheidenden Signale setzt aber vor allem der Werkstoff Aluminium, der die tragende Stahlkonstruktion ummantelt und dabei weit mehr leistet, als nur für das fortschrittliche Image im Rahmen eines historischen Ambientes zu sorgen. Damit sind nicht bloß die bekannten Standards der Aluminiumprofile gemeint, die sich aus einem inneren und einem äußeren stranggepressten Aluminiumprofil zusammensetzen und deren Isolierstege und Dichtungen durch luftgefüllte und isolierende Kammern oder durch andere Wärmesperren verbessert wurden, was dem Material in Summe ja ausgezeichnete Dämmeigenschaften beschert.
Nein, vor allem geht es im delikaten historischen Umfeld ja auch um formale Aspekte: Die konsequente Verwendung von Aluminium betont hier fraglos die Leichtigkeit und Modernität des Zubaus. Durch die Reduktion auf ein Material in der Außenhaut des Gebäudes - sämtliche Profile, Fassadenplatten und Abdeckungen sind aus technisch eloxiertem Aluminium gefertigt - wird die solitäre Wirkung des Baukörpers gesteigert.
„Aluminium bietet mir die Möglichkeit, einen Werkstoff möglichst unverfremdet - das heißt ohne zusätzliche Beschichtung - einzusetzen“, sagt der Architekt dazu. Dies unterstreicht die klare und zeitlose Konzeption des Pavillons, der beim Aluminium-Architektur-Preis des Jahres 2000 bis in die Endrunde kam und nun auch die Reinigungsdienste glücklich macht. Denn neben der optisch dekorativen Gestaltung und der gesteigerten Korrosionsbeständigkeit erhöht die Oberflächenveredelung auch die Verschleiß- und Abriebfestigkeit des Metalls - so wie es sich für ein im Rathaus geparktes UFO eben gehört.
Zehn Personen, sieben Büros, ein Zylinder - diese reduzierte Formel erwies sich als voller Erfolg. Wer heute durch das ungewöhnliche Aluminium-Rund spaziert, das nun wie ein UFO im Hof 2 des Wiener Rathauses hockt, kann diesen Funken fast überspringen spüren. Man hat das Gefühl, eine Art Zelt, ja eine heimelige Hightech-Jurte zu betreten, wenn man dem zylindrischen Baukörper über jene verglaste Brücke zustrebt, die den Anbau mit dem Rathaus verbindet. Dazu trägt auch das mit weißem Marmorsplit bekieste Flachdach bei, das seine Gliederung durch eine ringförmige Shedverglasung und mittels dreier, zentral angeordneter Oberlichten erhält. Fast vermeint man ein wenig im Freien zu sitzen, privilegiert durch mutige Aluminium-Architektur - mögen die Kollegen hinter den umliegenden Hoffenstern der oberen Stockwerken hereinschauen, wie es ihnen gefällt. . .
Oliver Kaufmann, der vor einigen Jahren vom eigentlichen Auftraggeber, der MA 19, mit der Aufgabe betraut wurde, im Zuge der Zentralisierung der technischen Dienste der Magistratsabteilung 23 einen Baukörper zu entwerfen, der der effizienteren internen Kommunikation der zuvor örtlich zersplitterten Ämter dienen sollte, setzte jedenfalls von Anfang an auf die reizvolle Wirkung der formalen - und wohl auch inhaltlichen - Kontrastierung. Das behäbige Karree des Wiener Rathauses, dessen zugeknöpfte Architektur jedem Tintenburg-Klischee mühelos gerecht wird, bildete auf der Suche nach eben diesen Kontrasten einen recht idealen Kontrapunkt. Ebenso souverän erfüllt freilich der Anbau seine Rolle: Leicht, klar, transparent belässt der solitäre und in sich ruhende Neubau den quadratischen Hof in seiner ursprünglichen Wirkung. Die für die Verkleidung verwendeten, technisch eloxierten Aluminiumpaneele rücken die ihnen gegenüberliegende massive Mauerwerkskonstruktion in ein anderes Zeitalter, versprechen dabei selbst all das, was man sich von einem Amt wünschen möchte: sachliche Modernität, Offenheit, Transparenz und Licht für Akten und Menschen gerierend. Der Übergang zwischen gestern und heute, zwischen alt und neu zeigt sich aber auch anhand von schön gelösten Details: Bei der Anbindung zum Neubau, die in Form einer eingehausten gläsernen Brücke erfolgt, verweist etwa die erhalten gebliebene originale Laibung einer bis zum Boden erweiterten Fensteröffnung, die als Anschlussstelle gewählt worden war, auf den Reiz der Zeitsprünge.
Die entscheidenden Signale setzt aber vor allem der Werkstoff Aluminium, der die tragende Stahlkonstruktion ummantelt und dabei weit mehr leistet, als nur für das fortschrittliche Image im Rahmen eines historischen Ambientes zu sorgen. Damit sind nicht bloß die bekannten Standards der Aluminiumprofile gemeint, die sich aus einem inneren und einem äußeren stranggepressten Aluminiumprofil zusammensetzen und deren Isolierstege und Dichtungen durch luftgefüllte und isolierende Kammern oder durch andere Wärmesperren verbessert wurden, was dem Material in Summe ja ausgezeichnete Dämmeigenschaften beschert.
Nein, vor allem geht es im delikaten historischen Umfeld ja auch um formale Aspekte: Die konsequente Verwendung von Aluminium betont hier fraglos die Leichtigkeit und Modernität des Zubaus. Durch die Reduktion auf ein Material in der Außenhaut des Gebäudes - sämtliche Profile, Fassadenplatten und Abdeckungen sind aus technisch eloxiertem Aluminium gefertigt - wird die solitäre Wirkung des Baukörpers gesteigert.
„Aluminium bietet mir die Möglichkeit, einen Werkstoff möglichst unverfremdet - das heißt ohne zusätzliche Beschichtung - einzusetzen“, sagt der Architekt dazu. Dies unterstreicht die klare und zeitlose Konzeption des Pavillons, der beim Aluminium-Architektur-Preis des Jahres 2000 bis in die Endrunde kam und nun auch die Reinigungsdienste glücklich macht. Denn neben der optisch dekorativen Gestaltung und der gesteigerten Korrosionsbeständigkeit erhöht die Oberflächenveredelung auch die Verschleiß- und Abriebfestigkeit des Metalls - so wie es sich für ein im Rathaus geparktes UFO eben gehört.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Tragwerksplanung
Fotografie