Bauwerk
Feriensiedlung ´Inselwelt Jois´
Georg W. Reinberg - Jois (A) - 2001
Im Einklang mit Aalen und Silberreihern
Bauen bedeutet immer auch einen Eingriff in die Natur. Diesen möglichst schonend zu gestalten war vorrangiges Planungsziel bei einer Feriensiedlung am Neusiedler See.
11. Mai 2002 - Franziska Leeb
„Und ich frage daher: wie kommt es, daß ein jeder architekt, ob schlecht oder gut, den see schändet?“, schreibt Adolf Loos in seinem Aufsatz „Architektur“ aus dem Jahr 1910. Alles andere als die Schändung des Naturraumes hatte Architekt Georg W. Reinberg im Sinn, als er in enger Zusammenarbeit mit Naturschutz-Fachleuten und Vogelkundlern daranging, ein rares Beispiel für ökologisch verträgliche und gestalterisch hochwertige Freizeitarchitektur zu planen.
Während andere Gemeinden am Neusiedler See es seit Jahrzehnten bestens verstehen, aus der privilegierten Lage am Wasser Profit zu schlagen, scheint das hochverschuldete Jois den lukrativen Erwerbszweig Tourismus vernachlässigt zu haben. Das in den Siebzigerjahren in Angriff genommene Yachthafen-Projekt blieb wenig erfolgreich. Ein vom Hotelbauer Rogner geplantes Großprojekt scheiterte, weil die Wasserqualität nicht garantiert werden konnte.
Nun bringt eine neue Siedlung neben dem aus dem Dornröschenschlaf geküssten Yachthafen den Ort näher an den See. Indem das Hafenbecken weitergegraben wurde, konnte das einst künstlich aufgeschüttete Bauland sogar reduziert werden. Es entstanden vier traubenförmige Inseln, zwischen denen der Wind das Wasser in Bewegung und damit die Wasserqualität - nicht nur zur Freude der Aale, Karpfen und Hechte - auf Höchststand hält. Die Häuserzeilen selbst liegen quer zur Hauptwindrichtung nach Süden orientiert und haben dank der Insellösung jeweils direkten Zugang zum Wasser.
Auf Stahlpfählen bilden mit Schaumglas wärmegedämmte Betonplatten jeweils die Basis und gemeinsam mit einer massiven Mittelwand den Speicherkern der in Holzfertigbauweise errichteten Häuser. An den Südseiten lassen Glasfassaden die Sonne in die Wohnräume, im Norden liegen im etwas niedrigeren Gebäudeteil die Zugänge und Nebenräume. Sonnenterrassen und Zugangsplattformen sind vom Dach abgehängt, um weitere teure Rammpfähle einzusparen.
In einer der sonnenreichsten Gegenden Österreichs ist der Überhitzungsschutz besonders wichtig. Auskragende und zum Zweck der Durchlüftung 50-70 cm über der Gebäudebox aufgeständerte Pultdächer stellen deshalb die Häuser in den Schatten, die tief stehende Wintersonne kommt dennoch voll ins Haus. Sonnenkollektoren sorgen für Warmwasser, und an den bedingt durch die hohe passive Sonnenenergieausbeute wenigen Heiztagen kommt eine Elektroheizung zum Einsatz.
Viel Augenmerk wurde auf die Freiraumgestaltung gelegt (in Zusammenarbeit mit den Landschaftsplanern KoseLicka und Wendelin). Schotterzonen bilden den Übergang zum Schilf, das sich in den Randzonen noch stärker ausbreiten soll, um eine möglichst naturnahe Einbindung zu erreichen. Es herrscht übrigens strengstes Thujenverbot. Das erfreut nicht nur das Auge, sondern auch die vielen Singvögel, für die das giftige Gestrüpp weder Nahrung noch geeignete Nistplätze bieten würde.
Durch die aufwändigen Vorbereitungsarbeiten schlugen die Baukosten mit 1788 EURO/ m² zu Buche. Billig sind die im Eigentum zu erwerbenden Häuser deshalb nicht. Ab 105.000,- EURO sind für eine der siebzig Einheiten mit Nutzflächen von 40-111 m² zu berappen. Dafür gibt es aber auch einen eigenen Steg zum Wasser, einen Garten und auf Wunsch Dienstleistungen wie Bus-Shuttle oder frische Semmeln zum Frühstück. Themensiedlungen, egal ob als Dauerlösung oder im Urlaub, sind weltweit ein Hit. Schön, wenn es auch ohne Disney- oder Lederhosen-kitsch abgehen kann.
Noch bei keinem anderen Projekt konnte er in so feiner Abstimmung aller Interessen planen, betont Architekt Reinberg. Dass „friede, ruhe und schönheit dahin sind“, wie Loos befürchtete, konnte hier, wie es scheint, vermieden werden.
Während andere Gemeinden am Neusiedler See es seit Jahrzehnten bestens verstehen, aus der privilegierten Lage am Wasser Profit zu schlagen, scheint das hochverschuldete Jois den lukrativen Erwerbszweig Tourismus vernachlässigt zu haben. Das in den Siebzigerjahren in Angriff genommene Yachthafen-Projekt blieb wenig erfolgreich. Ein vom Hotelbauer Rogner geplantes Großprojekt scheiterte, weil die Wasserqualität nicht garantiert werden konnte.
Nun bringt eine neue Siedlung neben dem aus dem Dornröschenschlaf geküssten Yachthafen den Ort näher an den See. Indem das Hafenbecken weitergegraben wurde, konnte das einst künstlich aufgeschüttete Bauland sogar reduziert werden. Es entstanden vier traubenförmige Inseln, zwischen denen der Wind das Wasser in Bewegung und damit die Wasserqualität - nicht nur zur Freude der Aale, Karpfen und Hechte - auf Höchststand hält. Die Häuserzeilen selbst liegen quer zur Hauptwindrichtung nach Süden orientiert und haben dank der Insellösung jeweils direkten Zugang zum Wasser.
Auf Stahlpfählen bilden mit Schaumglas wärmegedämmte Betonplatten jeweils die Basis und gemeinsam mit einer massiven Mittelwand den Speicherkern der in Holzfertigbauweise errichteten Häuser. An den Südseiten lassen Glasfassaden die Sonne in die Wohnräume, im Norden liegen im etwas niedrigeren Gebäudeteil die Zugänge und Nebenräume. Sonnenterrassen und Zugangsplattformen sind vom Dach abgehängt, um weitere teure Rammpfähle einzusparen.
In einer der sonnenreichsten Gegenden Österreichs ist der Überhitzungsschutz besonders wichtig. Auskragende und zum Zweck der Durchlüftung 50-70 cm über der Gebäudebox aufgeständerte Pultdächer stellen deshalb die Häuser in den Schatten, die tief stehende Wintersonne kommt dennoch voll ins Haus. Sonnenkollektoren sorgen für Warmwasser, und an den bedingt durch die hohe passive Sonnenenergieausbeute wenigen Heiztagen kommt eine Elektroheizung zum Einsatz.
Viel Augenmerk wurde auf die Freiraumgestaltung gelegt (in Zusammenarbeit mit den Landschaftsplanern KoseLicka und Wendelin). Schotterzonen bilden den Übergang zum Schilf, das sich in den Randzonen noch stärker ausbreiten soll, um eine möglichst naturnahe Einbindung zu erreichen. Es herrscht übrigens strengstes Thujenverbot. Das erfreut nicht nur das Auge, sondern auch die vielen Singvögel, für die das giftige Gestrüpp weder Nahrung noch geeignete Nistplätze bieten würde.
Durch die aufwändigen Vorbereitungsarbeiten schlugen die Baukosten mit 1788 EURO/ m² zu Buche. Billig sind die im Eigentum zu erwerbenden Häuser deshalb nicht. Ab 105.000,- EURO sind für eine der siebzig Einheiten mit Nutzflächen von 40-111 m² zu berappen. Dafür gibt es aber auch einen eigenen Steg zum Wasser, einen Garten und auf Wunsch Dienstleistungen wie Bus-Shuttle oder frische Semmeln zum Frühstück. Themensiedlungen, egal ob als Dauerlösung oder im Urlaub, sind weltweit ein Hit. Schön, wenn es auch ohne Disney- oder Lederhosen-kitsch abgehen kann.
Noch bei keinem anderen Projekt konnte er in so feiner Abstimmung aller Interessen planen, betont Architekt Reinberg. Dass „friede, ruhe und schönheit dahin sind“, wie Loos befürchtete, konnte hier, wie es scheint, vermieden werden.
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