Bauwerk
Haus Spudich
Johannes Kaufmann Architektur, Peter Raab - Jois (A) - 2002
Quasi amerikanische Verhältnisse
Häuslbauen erinnert an Hinterholz 8. Warum kann das Haus nicht fixfertig aus der Fabrik kommen? Es kann, und trotzdem ist es so, wie sich das die Häuslbauer erträumt haben. Ein Erfahrungsbericht des Autors.
6. Juli 2002 - Helmut Spudich
Städter haben zum Hausbauen zu wenig Zeit, zwei linke Hände oder zu wenig Geld, um ihre Hausvorstellung vom Stararchitekten schlüsselfertig realisieren zu lassen. Warum können Häuser nicht so einfach bezogen werden wie Wohnungen?
Unsere Geschichte beginnt mit einem Besuch bei einer (fast) bezugsfertigen Siedlung am Neusiedler See. Schmuck, aber in der leistbaren finanziellen Kategorie leider schon aus. Dabei weckten Jois am Neusiedlersee und seine sonnigen Weinberge an einem dieser ersten Frühlingstage im Vorjahr toskanische Gefühle. Warum also nicht selbst bauen? Ein auf einem Baum neben der Siedlung angeschlagener Flugzettel wies den Weg: 225 Quadratmeter, Kellergasse.
Ja, aber. Nur wenn keine Handwerker zu beaufsichtigen sind, wenn nicht tägliche und wochenendliche Baustellenbesuche Pflicht werden, die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
Der beigezogene Architekt, Peter Raab, hatte gleich zwei Lösungen zu bieten: einen optimalen Entwurf für das kleine Grundstück - und die anschließende Fertigung des Hauses in einer großen Halle im Bregenzerwald nach einem Bausystem des Vorarlberger Architekten Johannes Kaufmann und der Zimmerei Michael Kaufmann.
Baustress gleich null, war das Versprechen: Das fixfertige Haus, Küche samt Geräten, Badezimmer, Wandschrank und Kleinmöbel, wird als Paket in die Kellergasse geliefert. Richtig: 15 Meter lang, viereinhalb breit, in blauem Plastik verpackt, mit dem Tieflaster quer durch Österreich gefahren und vom Spezialkran auf das Untergeschoß gesetzt, fertig zum Einziehen.
So ein Jahr ist schnell um, wenn man noch anderes als Haus bauen zu tun hat. Im Herbst wurde der Entwurf mit dem freundlichen Bausachverständigen der Gemeinde besprochen, eine Lösung für das (nicht erlaubte) vorgesehene Flachdach gefunden - es wurde ein Pultdach. Ein Einreichplan, vom Vorarlberger Team detailliert, ein Angebot mit Fixpreis, Besprechung der Einrichtungsdetails. Ein örtlicher Baumeister für das Untergeschoß. Keine großen Affären, die sich in einem geschäftigen Alltag bewerkstelligen lassen.
Baubeginn? Gegen Ostern; das bissl Untergeschoß eine Angelegenheit von drei Wochen, während das Haus (ein Holzrahmenbau) parallel dazu im Bregenzerwald gefertigt wurde. Irgendwann in der Mitte der vierwöchigen Fertigungszeit besuchten wir unser Haus, quasi in utero, halb fertig und etwas unscheinbar in einer Halle, die für einen Airbus reichen würde.
An einem Mittwoch im Juni klingelte es dann an der Haustür, oder so ähnlich. Der Kran war schon aufgefahren, die von Begleitfahrzeugen flankierte Zufahrt des Tiefladers in der schmalen Straße Zentimeterarbeit. Ein paar Stunden, und das blaue Paket entfaltete sich wie ein Schmetterling durch die Lüfte zu einem richtigen Haus. Zweieinhalb Tage brauchte die Montagepartie aus dem Ländle dann noch, um Terrasse, Installationen im Erdgeschoß und andere Kleinigkeiten zu komplettieren. Ehrlich, wir haben keinen Hammer in die Hand genommen.
Ein wenig blieb zu tun, um bei der Wahrheit zu bleiben. Alleine die relativ aufwändige Koordination von Strom- und Wasseranschluss erfüllte uns mit Dankbarkeit dafür, dass nicht noch mehr Handwerker zu koordinieren waren. Zum Schluss noch Möbel rein, jetzt auf der Terrasse sitzen und den Blick auf Weinberg und See genießen. Vergessen Sie Hinterholz 8: Unser Haus kommt aus der Fabrik.
Unsere Geschichte beginnt mit einem Besuch bei einer (fast) bezugsfertigen Siedlung am Neusiedler See. Schmuck, aber in der leistbaren finanziellen Kategorie leider schon aus. Dabei weckten Jois am Neusiedlersee und seine sonnigen Weinberge an einem dieser ersten Frühlingstage im Vorjahr toskanische Gefühle. Warum also nicht selbst bauen? Ein auf einem Baum neben der Siedlung angeschlagener Flugzettel wies den Weg: 225 Quadratmeter, Kellergasse.
Ja, aber. Nur wenn keine Handwerker zu beaufsichtigen sind, wenn nicht tägliche und wochenendliche Baustellenbesuche Pflicht werden, die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
Der beigezogene Architekt, Peter Raab, hatte gleich zwei Lösungen zu bieten: einen optimalen Entwurf für das kleine Grundstück - und die anschließende Fertigung des Hauses in einer großen Halle im Bregenzerwald nach einem Bausystem des Vorarlberger Architekten Johannes Kaufmann und der Zimmerei Michael Kaufmann.
Baustress gleich null, war das Versprechen: Das fixfertige Haus, Küche samt Geräten, Badezimmer, Wandschrank und Kleinmöbel, wird als Paket in die Kellergasse geliefert. Richtig: 15 Meter lang, viereinhalb breit, in blauem Plastik verpackt, mit dem Tieflaster quer durch Österreich gefahren und vom Spezialkran auf das Untergeschoß gesetzt, fertig zum Einziehen.
So ein Jahr ist schnell um, wenn man noch anderes als Haus bauen zu tun hat. Im Herbst wurde der Entwurf mit dem freundlichen Bausachverständigen der Gemeinde besprochen, eine Lösung für das (nicht erlaubte) vorgesehene Flachdach gefunden - es wurde ein Pultdach. Ein Einreichplan, vom Vorarlberger Team detailliert, ein Angebot mit Fixpreis, Besprechung der Einrichtungsdetails. Ein örtlicher Baumeister für das Untergeschoß. Keine großen Affären, die sich in einem geschäftigen Alltag bewerkstelligen lassen.
Baubeginn? Gegen Ostern; das bissl Untergeschoß eine Angelegenheit von drei Wochen, während das Haus (ein Holzrahmenbau) parallel dazu im Bregenzerwald gefertigt wurde. Irgendwann in der Mitte der vierwöchigen Fertigungszeit besuchten wir unser Haus, quasi in utero, halb fertig und etwas unscheinbar in einer Halle, die für einen Airbus reichen würde.
An einem Mittwoch im Juni klingelte es dann an der Haustür, oder so ähnlich. Der Kran war schon aufgefahren, die von Begleitfahrzeugen flankierte Zufahrt des Tiefladers in der schmalen Straße Zentimeterarbeit. Ein paar Stunden, und das blaue Paket entfaltete sich wie ein Schmetterling durch die Lüfte zu einem richtigen Haus. Zweieinhalb Tage brauchte die Montagepartie aus dem Ländle dann noch, um Terrasse, Installationen im Erdgeschoß und andere Kleinigkeiten zu komplettieren. Ehrlich, wir haben keinen Hammer in die Hand genommen.
Ein wenig blieb zu tun, um bei der Wahrheit zu bleiben. Alleine die relativ aufwändige Koordination von Strom- und Wasseranschluss erfüllte uns mit Dankbarkeit dafür, dass nicht noch mehr Handwerker zu koordinieren waren. Zum Schluss noch Möbel rein, jetzt auf der Terrasse sitzen und den Blick auf Weinberg und See genießen. Vergessen Sie Hinterholz 8: Unser Haus kommt aus der Fabrik.
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Brigitte Handlos