Bauwerk
Wohnhausanlage Jägerstraße / Wexgasse
Otto Häuselmayer - Wien (A)
Im Zweifel für den Architekten
Die U6 brachte der Brigittenau urbane Blutauffrischung. Jetzt stellen sich die privaten Investoren ein. Otto Häuselmayer hat projektiert, die Ausführung übernahm der Investor. Von der merkbaren Kluft zwischen Architektur und Bauen.
1. Februar 1997 - Walter Zschokke
Der 20. Wiener Gemeindebezirk gehört nicht zu den städtebaulichen Vorzeige gebieten. Dicht gedrängte gründerzeitliche Mietskasernen besetzen den Südteil, im Nordwesten wechseln im Ansatz steckengebliebene Konzepte mit beziehungslos hingestellten großen Bauvolumen. Dazwischen eingestreut blieben bis vor kurzem manche Grundstücke unverbaut; sie dienten als Autoabstellplätze oder verwilderten zu „Gstätten“, auf denen allerhand Zivilisationsschutt deponiert wurde.
Seit 1989 hat sich hingegen einiges verändert: Wien verlor den Ruch der Grenzstadt mit seiner hemmenden Wirkung auf Investitionen, und mit dem Anschluß der Brigittenau an das Wiener U-Bahn-Netz setzte dort ein Erneuerungsprozeß ein. So wurde die Leipziger Straße, unter der die U-Bahn verläuft, nach den Ideen von Boris Podrecca zu einem städtischen Grünzug umgestaltet. Bei der Station Jägerstraße war ein halber Baublock zur Wexstraße hin seit Jahren leer geblieben.
Wohnblöcke aus den sechziger Jahren und gegenüber das hohe dunkle Prisma des Technischen Gewerbemuseums bestimmen das Umfeld. Grünflächen mit großen Bäumen ziehen sich zwischen den Siebengeschoßern mit flachen Satteldächern und angeklebten Balkonen durch und verschleiern die architektonischen Blößen im Wohnbau dieser Zeit.
Architekt Otto Häuselmayer, der ein städtebauliches Gutachterverfahren mit seinem unaufgeregten Konzept für sich entscheiden konnte, schloß mit einem dem Straßenverlauf folgenden Winkelbau den Straßenraum der Jägerstraße und vollendete an der Wexstraße die von einem Späte-sechziger-Jahre-Block angefangene Randbebauung.
Hofseitig, wo sich der Winkel zu Grünzug und Stationsbereich öffnet, setzte er einen kräftigen Solitär auf quadratischer Grundfläche in die äußerste Ecke. Das Erdgeschoß des gesamten Grundstücks wird von einem Einkaufszentrum und weiteren Geschäftsräumlichkeiten eingenommen; das Dach ist mit Privatgärten begrünt. Volle vier Geschoße senkt sich die Autogarage in den Untergrund.
Die Bautiefe der Wohnhautrakte beträgt 16 Meter, was der Grundrißplanung einige Nüsse zum Knacken aufgab, da im Mittelbereich fast zwangsläufig schlechter belichtete Zonen entstehen.
Der erfahrene Wohnbauarchitekt Häuselmayer ließ sich aber nicht beirren und löste die funktionalen Probleme des bis zum äußersten ausgequetschten Grundstücks. Neben funktionaler Klarheit weisen die Bauwerke Otto Häuselmayers eine ausgeprägte Tektonik auf. Sie verfügen über ein Oben und ein Unten und haben Körper.
Das Erdgeschoß bildet eine Basis oder ein Piedestal. Der Baukörper erscheint als ausgeprägtes Volumen mit räumlich-plastischen Eingriffen auf einer mittleren Maßstabsebene - beispielsweise für die Treppenhäuser, die damit Seitenlicht erhalten. Nach oben wird ein eindeutiger, ordnender Abschluß gesucht, in diesem Fall durch ein vortretendes Geschoß, dessen Fenster sich zur Zeile zusammenschließen.
Damit schafft Häuselmayer eine integrierende Klammer, deren Wirkung man mit jener eines großen bergenden Daches vergleichen kann. Obwohl flach gedeckt, wirkt das Bauwerk auch so beschirmt.
Die zweigeschoßigen Öffnungen vor den eingezogenen Stiegenhäusern bilden ein Meta-Element zwischen Lochfenstern und dem gesamten Haus. Wie die Loggienpakete auf der Hofseite entfalten sie ihre Wirkung auf größere Distanz. Weil sie maßstäblich zum Gesamtgebäude in Beziehung treten, handelt es sich nicht um ein bloß aufgeblasenes Haus, acht statt drei Geschoße, sondern um eine räumlich-plastische Komposition, die auf den Maßstab des gesamten Baublocks bezogen ist.
An zwei Stellen greift das Konzept stärker in das Regelkonzept ein, das pro Stiegenhaus vier angeschlossene Wohnungen je Geschoß mit Loggien auf der Hofseite vorsieht. Da ist einerseits der Übergang von der üblichen Baublocktiefe der sechziger Jahre, die zwölf Meter beträgt, auf jene nicht unproblematische der Neunziger, die vier Meter mehr aufweist. Andererseits ist es die Ecksituation Jägerstraße/ Wexstraße, deren Bedeutung durch eine von unten her gestuft zunehmende Auskragung hervorgehoben wird. Weil das Abschlußgeschoß in gleicher Höhe ums Eck gezogen wird wie über den Flügeltrakten, bleibt die Maßnahme im Rahmen und bricht nicht aus der selbstauferlegten Ordnung aus. Das Gebäude klärt die Einmündung der Jägerstraße in die Wexstraße und bildet mit dem benachbarten Block eine Kante zur offenen Bebauung gegenüber. Die bedeutungtragende Ausnahme im Erdgeschoßbereich wird im öffentlichen Raum angeboten, sodaß für die Stadt ein faktischer Nutzen entsteht.
Beim Anschluß der Randbebauung zum Sechziger-Jahre-Block wird die ältere Trakttiefe mit dem Neubau noch einige Meter fortgesetzt. Dann beginnt als erstes, kühn vorkragend, die Klammer des oberen Abschlusses.
Sie wird gebäudeplastisch gestützt von einem aus den Hauptachsen verdrehten Liftschacht, an den ein vertikal verglastes Treppenhaus anschließt. Aus dieser Spalte schwingt sich nun die körperhafte Mauer der darunterliegenden Geschoße vor, um in eleganter Rundung in die Fassadenflucht einzudrehen. Die freie Stirnseite des zweiten Winkelflügels, die zur U-Bahn-Station blickt, ist dagegen äußerst cool, wie mit dem Messer abgeschnitten, sodaß der Profilschnitt des Randtrakts ablesbar wird. Fast vermeint man, eine der spannungsvollen und bedeutungsleeren Wiener Feuermauern vor sich zu haben, aber die Verteilung der Fenster und die hohe verglaste Scheibe vor den Eckloggien belehren uns auf sanfte Weise: Auch diese Fassade ist sorgfältig komponiert.
Der Solitär im Hofbereich ist betont einfach gehalten. Mit den Eckloggien wird den Gebäudekanten die Schärfe genommen und das Pathos des Einzelbaus relativiert. Auch hier erhält der obere Abschluß besondere Zuwendung, diesmal sind es lamellenartige Sonnenblenden über der Dachterrasse, die mit ihrer luftigen Struktur vor hellem Himmel den Dachabschluß mehr andeuten, als daß sie ihn betonen würden.
Nun gilt es anzufügen, daß die bisherige Analyse etwas idealisiert ist, denn bei genauerem Hinsehen entdeckt man da und dort architektonische Ungenauigkeiten und Überstände, die das tektonische Konzept stören. Sie sind dem Architekten unangenehm, obwohl er sie nicht zu verantworten hat, denn die gesamte Ausführungsplanung, die der Einreichung folgte, lag in der Verantwortung des Investors, von der künstlerischen Oberleitung blieb noch exakt die Hälfte für den Architekten. An diesem Beispiel zeigt sich, daß architektonische Qualität mit einem gut durchgearbeiteten Projekt allein nicht sichergestellt ist.
Die Integration herstellungsbedingter Änderungen in das architektonische Gesamtkonzept, die erst während der Ausführungsplanung als notwendig aufscheinen, kann von jenen, die nur auf eine möglichst problemlose Baudurchführung fixiert sind, kaum zufriedenstellend gelöst werden.
Der Architekt ist daher der unmittelbare Interessenwalter architektonischer Qualität, da er meist als einziger das noch virtuelle Gesamtbild vor Augen hat. Wenn nun zu einem späten Zeitpunkt noch Änderungen vorgenommen werden müssen, wird er als guter Vertreter seines Fachs automatisch hellhörig.
Die Fragen, wie sich die Änderung zu dem feststehenden Teil des Projekts verhält, ob sich nicht Unverträglichkeiten oder störende Überschneidungen ergeben, sind daher wichtige Komponenten der Ausführungsplanung, denn in dieser heiklen Phase wird die definitive Materialisierung der Architektur vorbereitet.
Daß die eigentliche Ausführung eine weitere Hürde bildet, versteht sich von selbst. Man halte sich in diesem Zusammenhang vor Augen, daß Peter Zumthor den Bauhandwerkern, die seinen Entwurf für das Thermalbad im bündnerischen Vals ausführen sollten, in einer Vorlesung die architektonischen Ziele erläutert hat.
Davon sind wir an der Wexstraße natürlich weit entfernt. Dennoch hat Otto Häuselmayer den Auftraggeber von der Notwendigkeit architektonischen Engagements zu überzeugen versucht und keinen Aufwand an zeichnerischen Darstellungen gescheut. Ein qualifiziertes Architekturwollen ist aber leider auf Bauherrenseite oft nur ungenügend entwickelt.
Für eine lebendige Architekturkultur ist dies jedoch Voraussetzung. Die Verantwortung dafür kann aber nicht vom Architekten allein getragen werden. Ohne architekturfühlige Bauherrschaften gibt es keine Fortsetzung der Architekturkultur.
Eine Hauptkomponente von Häuselmayers Schaffen ist der Bezug zum Leben. Man merkt dies seinen Grundrissen an, aber auch den gut belichteten und fein proportionierten halböffentlichen Räumen wie den Eingangshallen und den Stiegenhäusern.
Ohne den selbstlosen Einsatz des Architekten - sein Architekturwollen hat ihm niemand vergütet - hätte die Bebauung Jägerstraße/ Wexstraße niemals die heute ablesbare Qualität erhalten. Mit einem etwas weniger bescheidenen Architekturverständnis seitens der Bauherrschaft wären aber zahlreiche, für das geübte Auge schmerzliche Mängel nicht entstanden.
Seit 1989 hat sich hingegen einiges verändert: Wien verlor den Ruch der Grenzstadt mit seiner hemmenden Wirkung auf Investitionen, und mit dem Anschluß der Brigittenau an das Wiener U-Bahn-Netz setzte dort ein Erneuerungsprozeß ein. So wurde die Leipziger Straße, unter der die U-Bahn verläuft, nach den Ideen von Boris Podrecca zu einem städtischen Grünzug umgestaltet. Bei der Station Jägerstraße war ein halber Baublock zur Wexstraße hin seit Jahren leer geblieben.
Wohnblöcke aus den sechziger Jahren und gegenüber das hohe dunkle Prisma des Technischen Gewerbemuseums bestimmen das Umfeld. Grünflächen mit großen Bäumen ziehen sich zwischen den Siebengeschoßern mit flachen Satteldächern und angeklebten Balkonen durch und verschleiern die architektonischen Blößen im Wohnbau dieser Zeit.
Architekt Otto Häuselmayer, der ein städtebauliches Gutachterverfahren mit seinem unaufgeregten Konzept für sich entscheiden konnte, schloß mit einem dem Straßenverlauf folgenden Winkelbau den Straßenraum der Jägerstraße und vollendete an der Wexstraße die von einem Späte-sechziger-Jahre-Block angefangene Randbebauung.
Hofseitig, wo sich der Winkel zu Grünzug und Stationsbereich öffnet, setzte er einen kräftigen Solitär auf quadratischer Grundfläche in die äußerste Ecke. Das Erdgeschoß des gesamten Grundstücks wird von einem Einkaufszentrum und weiteren Geschäftsräumlichkeiten eingenommen; das Dach ist mit Privatgärten begrünt. Volle vier Geschoße senkt sich die Autogarage in den Untergrund.
Die Bautiefe der Wohnhautrakte beträgt 16 Meter, was der Grundrißplanung einige Nüsse zum Knacken aufgab, da im Mittelbereich fast zwangsläufig schlechter belichtete Zonen entstehen.
Der erfahrene Wohnbauarchitekt Häuselmayer ließ sich aber nicht beirren und löste die funktionalen Probleme des bis zum äußersten ausgequetschten Grundstücks. Neben funktionaler Klarheit weisen die Bauwerke Otto Häuselmayers eine ausgeprägte Tektonik auf. Sie verfügen über ein Oben und ein Unten und haben Körper.
Das Erdgeschoß bildet eine Basis oder ein Piedestal. Der Baukörper erscheint als ausgeprägtes Volumen mit räumlich-plastischen Eingriffen auf einer mittleren Maßstabsebene - beispielsweise für die Treppenhäuser, die damit Seitenlicht erhalten. Nach oben wird ein eindeutiger, ordnender Abschluß gesucht, in diesem Fall durch ein vortretendes Geschoß, dessen Fenster sich zur Zeile zusammenschließen.
Damit schafft Häuselmayer eine integrierende Klammer, deren Wirkung man mit jener eines großen bergenden Daches vergleichen kann. Obwohl flach gedeckt, wirkt das Bauwerk auch so beschirmt.
Die zweigeschoßigen Öffnungen vor den eingezogenen Stiegenhäusern bilden ein Meta-Element zwischen Lochfenstern und dem gesamten Haus. Wie die Loggienpakete auf der Hofseite entfalten sie ihre Wirkung auf größere Distanz. Weil sie maßstäblich zum Gesamtgebäude in Beziehung treten, handelt es sich nicht um ein bloß aufgeblasenes Haus, acht statt drei Geschoße, sondern um eine räumlich-plastische Komposition, die auf den Maßstab des gesamten Baublocks bezogen ist.
An zwei Stellen greift das Konzept stärker in das Regelkonzept ein, das pro Stiegenhaus vier angeschlossene Wohnungen je Geschoß mit Loggien auf der Hofseite vorsieht. Da ist einerseits der Übergang von der üblichen Baublocktiefe der sechziger Jahre, die zwölf Meter beträgt, auf jene nicht unproblematische der Neunziger, die vier Meter mehr aufweist. Andererseits ist es die Ecksituation Jägerstraße/ Wexstraße, deren Bedeutung durch eine von unten her gestuft zunehmende Auskragung hervorgehoben wird. Weil das Abschlußgeschoß in gleicher Höhe ums Eck gezogen wird wie über den Flügeltrakten, bleibt die Maßnahme im Rahmen und bricht nicht aus der selbstauferlegten Ordnung aus. Das Gebäude klärt die Einmündung der Jägerstraße in die Wexstraße und bildet mit dem benachbarten Block eine Kante zur offenen Bebauung gegenüber. Die bedeutungtragende Ausnahme im Erdgeschoßbereich wird im öffentlichen Raum angeboten, sodaß für die Stadt ein faktischer Nutzen entsteht.
Beim Anschluß der Randbebauung zum Sechziger-Jahre-Block wird die ältere Trakttiefe mit dem Neubau noch einige Meter fortgesetzt. Dann beginnt als erstes, kühn vorkragend, die Klammer des oberen Abschlusses.
Sie wird gebäudeplastisch gestützt von einem aus den Hauptachsen verdrehten Liftschacht, an den ein vertikal verglastes Treppenhaus anschließt. Aus dieser Spalte schwingt sich nun die körperhafte Mauer der darunterliegenden Geschoße vor, um in eleganter Rundung in die Fassadenflucht einzudrehen. Die freie Stirnseite des zweiten Winkelflügels, die zur U-Bahn-Station blickt, ist dagegen äußerst cool, wie mit dem Messer abgeschnitten, sodaß der Profilschnitt des Randtrakts ablesbar wird. Fast vermeint man, eine der spannungsvollen und bedeutungsleeren Wiener Feuermauern vor sich zu haben, aber die Verteilung der Fenster und die hohe verglaste Scheibe vor den Eckloggien belehren uns auf sanfte Weise: Auch diese Fassade ist sorgfältig komponiert.
Der Solitär im Hofbereich ist betont einfach gehalten. Mit den Eckloggien wird den Gebäudekanten die Schärfe genommen und das Pathos des Einzelbaus relativiert. Auch hier erhält der obere Abschluß besondere Zuwendung, diesmal sind es lamellenartige Sonnenblenden über der Dachterrasse, die mit ihrer luftigen Struktur vor hellem Himmel den Dachabschluß mehr andeuten, als daß sie ihn betonen würden.
Nun gilt es anzufügen, daß die bisherige Analyse etwas idealisiert ist, denn bei genauerem Hinsehen entdeckt man da und dort architektonische Ungenauigkeiten und Überstände, die das tektonische Konzept stören. Sie sind dem Architekten unangenehm, obwohl er sie nicht zu verantworten hat, denn die gesamte Ausführungsplanung, die der Einreichung folgte, lag in der Verantwortung des Investors, von der künstlerischen Oberleitung blieb noch exakt die Hälfte für den Architekten. An diesem Beispiel zeigt sich, daß architektonische Qualität mit einem gut durchgearbeiteten Projekt allein nicht sichergestellt ist.
Die Integration herstellungsbedingter Änderungen in das architektonische Gesamtkonzept, die erst während der Ausführungsplanung als notwendig aufscheinen, kann von jenen, die nur auf eine möglichst problemlose Baudurchführung fixiert sind, kaum zufriedenstellend gelöst werden.
Der Architekt ist daher der unmittelbare Interessenwalter architektonischer Qualität, da er meist als einziger das noch virtuelle Gesamtbild vor Augen hat. Wenn nun zu einem späten Zeitpunkt noch Änderungen vorgenommen werden müssen, wird er als guter Vertreter seines Fachs automatisch hellhörig.
Die Fragen, wie sich die Änderung zu dem feststehenden Teil des Projekts verhält, ob sich nicht Unverträglichkeiten oder störende Überschneidungen ergeben, sind daher wichtige Komponenten der Ausführungsplanung, denn in dieser heiklen Phase wird die definitive Materialisierung der Architektur vorbereitet.
Daß die eigentliche Ausführung eine weitere Hürde bildet, versteht sich von selbst. Man halte sich in diesem Zusammenhang vor Augen, daß Peter Zumthor den Bauhandwerkern, die seinen Entwurf für das Thermalbad im bündnerischen Vals ausführen sollten, in einer Vorlesung die architektonischen Ziele erläutert hat.
Davon sind wir an der Wexstraße natürlich weit entfernt. Dennoch hat Otto Häuselmayer den Auftraggeber von der Notwendigkeit architektonischen Engagements zu überzeugen versucht und keinen Aufwand an zeichnerischen Darstellungen gescheut. Ein qualifiziertes Architekturwollen ist aber leider auf Bauherrenseite oft nur ungenügend entwickelt.
Für eine lebendige Architekturkultur ist dies jedoch Voraussetzung. Die Verantwortung dafür kann aber nicht vom Architekten allein getragen werden. Ohne architekturfühlige Bauherrschaften gibt es keine Fortsetzung der Architekturkultur.
Eine Hauptkomponente von Häuselmayers Schaffen ist der Bezug zum Leben. Man merkt dies seinen Grundrissen an, aber auch den gut belichteten und fein proportionierten halböffentlichen Räumen wie den Eingangshallen und den Stiegenhäusern.
Ohne den selbstlosen Einsatz des Architekten - sein Architekturwollen hat ihm niemand vergütet - hätte die Bebauung Jägerstraße/ Wexstraße niemals die heute ablesbare Qualität erhalten. Mit einem etwas weniger bescheidenen Architekturverständnis seitens der Bauherrschaft wären aber zahlreiche, für das geübte Auge schmerzliche Mängel nicht entstanden.
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