Bauwerk
Haus Steiner
Reinhard Madritsch - Matrei (A) - 1998
Premiere mit Erschwernissen
Bodenständiges Bauen muss nicht unzeitgemäß sein, beweist Reinhard Madritsch mit seinem ersten Haus.
4. Oktober 2000 - Franziska Leeb
Ein neues Haus in einem historischen Umfeld zu errichten, ist für jeden Architekten eine besondere Anforderungen. Der junge Tiroler Architekt Reinhard Madritsch sah sich damit bereits bei seinem ersten Gebäude konfrontiert.
Das Einfamilienhaus steht im ältesten Ortsteil von Matrei in Osttirol, einer homogenen Siedlung alter und neuerer Bauernhäuser. Holz dominiert die Fassaden. Erschwerend kamen die mit 300 Quadratmetern sehr geringe Größe und die Steilheit des Grundstücks hinzu.
Keine leichte Aufgabe, wenn noch dazu der Anspruch besteht, jede Form von missverständlicher Kulissenarchitektur zu vermeiden. Madritsch transponierte Elemente aus der traditionellen ländlichen Architektur in einen modernen Typus, ohne wirklich Gefahr zu laufen, sich als ahnungsloser Zitatenjäger lächerlich zu machen.
Der viergeschoßige Baukörper, dessen Ostfassade an der Hangseite nur zwei Etagen hoch aus dem Boden ragt, besteht im Keller- sowie dem Eingangsgeschoß aus Stahlbeton, die Geschoße darüber wurden in Holzfertigteilbauweise errichtet. Eine weiß verputzte Wand wirkt west-und nordseitig wie ein Schutzschild zur Straße hin. Damit wird die auch bei den übrigen Häusern anzutreffende Kombination von Holzbau und Massivbauweise aufgenommen.
Die Dachform entstand durch die Abstandsbestimmungen, die im Norden dazu zwangen, niedrig zu bleiben. Die größere Höhe im Süden kam dem Wunsch nach Sonneneinstrahlung und Aussicht entgegen. Der Verzicht auf einen ausgeprägtes Dach wirkt sich günstig auf die in sich ruhende Gebäudeform aus. Zweifel kommen allerdings auf, ob es sinnvoll ist, eine Gebäudehülle derart exponiert dem rauen Gebirgsklima auszusetzen.
Madritsch hegt diese Ängste nicht. Das Lärchenholz blieb ohne Imprägnierung und auf einen Witterungsschutz wurde bewusst verzichtet, da die Fassade möglichst rasch und gleichmäßig abwittern und sich dadurch auch farblich ins Ortsbild einfügen soll. Die waagrechten Metallleisten über den Fenstern waren als Aufhängung für Schiebeläden gedacht. Eine Funktion, die sie jetzt nur an der Westfassade erfüllen. Sie ermöglichen jedoch auch die unsichtbare Montage der Dreischichtplatten aus Lärchenholz und erfüllen auch noch den Zweck der Fassadengliederung.
Das Kellergeschoß ragt nach Westen und Norden aus dem Boden. Betreten wird das Haus im darüber liegenden Erdgeschoß in der Südwestecke des Hauses. Die Treppe entlang einer betonierten Mittelmauer führt als vertikales Verbindungselement in den Luftraum im Dachgeschoß. Licht gelangt nicht nur über recht großzügig dimensionierte Fenster nach innen, sondern auch durch den dreigeschoßig verglasten Spalt zur äußeren Mauerscheibe.
Ein Detail am Rande: Obwohl nie bewusst als Niedrigenergiehaus konzipiert, wurde das Haus dennoch beim Tiroler Niedrigenergiehaus-Wettbewerb mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Es erreicht zwar nicht die energetischen Spitzenwerte von angestrengt optimierten Bauten, punktet aber auch nach räumlichen und städtebaulichen Kriterien. Und es ist ein Beweis dafür, dass mit einem vernünftigen Einsatz der modernen Baumaterialien, gute bauphysikalische Werte relativ einfach zu erreichen sind.
Madritsch ist ein solides Erstlingswerk gelungen, das auf Nachfolgeprojekte neugierig macht.
Das Einfamilienhaus steht im ältesten Ortsteil von Matrei in Osttirol, einer homogenen Siedlung alter und neuerer Bauernhäuser. Holz dominiert die Fassaden. Erschwerend kamen die mit 300 Quadratmetern sehr geringe Größe und die Steilheit des Grundstücks hinzu.
Keine leichte Aufgabe, wenn noch dazu der Anspruch besteht, jede Form von missverständlicher Kulissenarchitektur zu vermeiden. Madritsch transponierte Elemente aus der traditionellen ländlichen Architektur in einen modernen Typus, ohne wirklich Gefahr zu laufen, sich als ahnungsloser Zitatenjäger lächerlich zu machen.
Der viergeschoßige Baukörper, dessen Ostfassade an der Hangseite nur zwei Etagen hoch aus dem Boden ragt, besteht im Keller- sowie dem Eingangsgeschoß aus Stahlbeton, die Geschoße darüber wurden in Holzfertigteilbauweise errichtet. Eine weiß verputzte Wand wirkt west-und nordseitig wie ein Schutzschild zur Straße hin. Damit wird die auch bei den übrigen Häusern anzutreffende Kombination von Holzbau und Massivbauweise aufgenommen.
Die Dachform entstand durch die Abstandsbestimmungen, die im Norden dazu zwangen, niedrig zu bleiben. Die größere Höhe im Süden kam dem Wunsch nach Sonneneinstrahlung und Aussicht entgegen. Der Verzicht auf einen ausgeprägtes Dach wirkt sich günstig auf die in sich ruhende Gebäudeform aus. Zweifel kommen allerdings auf, ob es sinnvoll ist, eine Gebäudehülle derart exponiert dem rauen Gebirgsklima auszusetzen.
Madritsch hegt diese Ängste nicht. Das Lärchenholz blieb ohne Imprägnierung und auf einen Witterungsschutz wurde bewusst verzichtet, da die Fassade möglichst rasch und gleichmäßig abwittern und sich dadurch auch farblich ins Ortsbild einfügen soll. Die waagrechten Metallleisten über den Fenstern waren als Aufhängung für Schiebeläden gedacht. Eine Funktion, die sie jetzt nur an der Westfassade erfüllen. Sie ermöglichen jedoch auch die unsichtbare Montage der Dreischichtplatten aus Lärchenholz und erfüllen auch noch den Zweck der Fassadengliederung.
Das Kellergeschoß ragt nach Westen und Norden aus dem Boden. Betreten wird das Haus im darüber liegenden Erdgeschoß in der Südwestecke des Hauses. Die Treppe entlang einer betonierten Mittelmauer führt als vertikales Verbindungselement in den Luftraum im Dachgeschoß. Licht gelangt nicht nur über recht großzügig dimensionierte Fenster nach innen, sondern auch durch den dreigeschoßig verglasten Spalt zur äußeren Mauerscheibe.
Ein Detail am Rande: Obwohl nie bewusst als Niedrigenergiehaus konzipiert, wurde das Haus dennoch beim Tiroler Niedrigenergiehaus-Wettbewerb mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Es erreicht zwar nicht die energetischen Spitzenwerte von angestrengt optimierten Bauten, punktet aber auch nach räumlichen und städtebaulichen Kriterien. Und es ist ein Beweis dafür, dass mit einem vernünftigen Einsatz der modernen Baumaterialien, gute bauphysikalische Werte relativ einfach zu erreichen sind.
Madritsch ist ein solides Erstlingswerk gelungen, das auf Nachfolgeprojekte neugierig macht.
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Pia Steiner
Toni Steiner
Tragwerksplanung
Fotografie