Nach zweifacher positiver Erfahrung wagte das eingepielte Team von Bauherr und Architekt mit dieser Wohnhausaufstockung den dritten Streich. Wobei Wohnhausbeflügelung vielleicht die passendere Bezeichnung wäre. Denn das Dachgeschoss aus Stahl und Glas scheint - das suggeriert jedenfalls dessen schwingende Geometrie - eher abzuheben als auf seinem Sockel zu lasten. Wie gespannte Seile hält die hinter der Glassfassade sichtbar „festgezurrte“ Stahlkonstruktion den Aufbau unter Spannung, der Unterbau sorgt für Bodenhaftung und kontrapunktischen Ausgleich. Asymmetrie und Regelbruch führen bei diesem Gebäude zu keiner ungelenken Dissonanz zwischen massiv und transparent, sondern zu einem vielschichtigen Ganzen, das sich gegenseitig „stützt“.

Dass bei diesem Wohnhaus mit Arztpraxis bei allem konstruktiven Wagnis keine spektakulären Fremdkörpereffekte im Vordergrund stehen, spricht für den Einklang zwischen Architekten und Bauherren. Letzterer wurde folgerichtig mit dem Bauherrenpreis 2003 belohnt. (Text: Gabriele Kaiser)