Bauwerk

Haus Biricz
Andreas Lang - Gols (A) - 2003

Eine Wetter- und eine Sonnenseite

Neue Häuser

Hoher Zeitdruck machte einer umweltbewussten Mutter mit zwei Kindern zu schaffen. Termingerecht plante ihr Andreas Lang in Gols ein doppelgesichtiges Passivhaus mit Fixpreisgarantie.

7. Februar 2004 - Isabella Marboe
Ökologische Nachhaltigkeit ist der Bauherrin wie auch dem Architekten sehr wichtig. Er ist auf Passivhäuser spezialisiert, schon vor sechs Jahren plante er der Familie in Gols ein Ökohaus. Inzwischen hat sich das Paar aber getrennt. Sie verkaufte ihren Hausanteil und verpflichtete sich vertraglich, binnen elf Monaten auszuziehen. Die neue Bleibe sollte wieder in Gols sein, um den Kindern ihre gewohnte Umgebung zu erhalten.

Der Zeitdruck für Grundstückskauf und Hausbau war also groß, kalkulierbare Fristen und Kosten unabdingbar. Die Neobauherrin entschied sich wieder für den bewährten Hausbaupartner Lang, der diesmal auch als Bauträger mit Fixpreisgarantie agierte. Der Planungsprozess dauerte keine zwei Monate, in einem halben Jahr stand das Haus. Es liegt etwa einen Kilometer östlich vom Golser Zentrum im neuen Aufschlussgebiet.

Der Wind peitscht über die schilfbewachsene Flachebene, eine bunte Einfamilienhausmischung aus dem Fertigteilsortiment säumt die Straße, wo die ökologiegeschulte Bauherrin einen Nord-Süd orientierten, 1050 m² großen Grund in Randlage kaufte. An der Gartengrenze beginnt das Naturschutzgebiet Seewinkel, der Blick in die unberührte Landschaft wird sich so bald nicht ändern. Die Zufahrt ist im Norden, wo der Regen fast horizontal auf die Fassade fällt und der Wind stark bläst.

Die Bebauungsbestimmungen schrieben ein Satteldach vor. Es steigt im Norden an, die abfallende Südseite nutzte der Architekt für Solarzellen, das gartenseitig anschließende Flachdach wurde bewilligt. Das Passivhaus ist im vorgefertigten Holzleichtbau konstruiert, der Rohbau stand in ein paar Tagen. 45 cm Klemmfilz und Isozell im doppelten Wandaufbau, Dreifachglas, Solarzellen, Erdkollektor, Kreuzwärmetauscher und kontrollierte Wohnraumbe-und -entlüftung garantieren Heizkosten von ca. 100 €/Jahr.

Damit das System funktioniert, muss es absolut luftdicht ausgeführt sein. Die Nordseite ist mit witterungsbeständigen Kupferplatten verkleidet und bis auf zwei schmale, horizontale Fenster geschlossen. Die Südseite dagegen ist sehr offen und mit Lärchenholz verschalt. Es gibt keinen Keller, dafür an der Betonscheibe im Osten einen Lagerraum. Sein Dach ist parallel zur Straße zum Haus vorgezogen, es überdeckt Carport und Eingang.

Der Grundwasserspiegel ist sehr hoch, das Haus steht auf einem Betonfundament, die Sockelzone ist spritzwasserfest ausgeführt.

Vier Treppen führen in den Vorraum, rechts ist die Gästetoilette, hinter deren Birkenholzschiebewand die Waschmaschine und die ganze Haustechnik Platz finden. Das untere Nordfensterband liegt in Höhe des Arbeitsplatzes der Bauherrin dahinter, die dicke, kupferverkleidete Wand wird innen zur praktischen Ablagefläche, im Sitzen hat man den besten Ausblick. Im Nordwest-Eck gibt es eine kleine Speis, das ganze übrige Erdgeschoß ist ein Riesenwohnraum mit frei stehender Küchenzeile. Die Granitarbeitsplatte mit Wasseranschluss nutzt die Bauherrin auch zum Malen, ein Kamin vor einem Ziegelwandstück im Osten schafft lauschige Atmosphäre. Zwei große Fenster und die doppelflügelige Glastür zur 30 m² großen Terrasse bieten viel Sonne und Ausblick.

Die einläufige Holztreppe an lichtdurchlässigen Flachstahlstäben vor der Arbeitszimmerwand führt nach oben. Unter der Norddachschräge liegen Schrankräume und Bad mit Aussicht, im flach gedeckten Süden zwei Kinderzimmer und das der Mutter mit Sanitäreinheit und Schrankraum. Diese drei Räume bilden als durchgehende Zeile eine abgeschlossene Wohneinheit.

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