Bauwerk

Wohnhaus Dückegasse
Schwalm-Theiss & Gressenbauer, Atelier Schönbrunner Strasse - Wien (A) - 2003
Wohnhaus Dückegasse, Foto: Bruno Klomfar
Wohnhaus Dückegasse, Foto: Bruno Klomfar
Wohnhaus Dückegasse, Foto: Bruno Klomfar
Wohnhaus Dückegasse, Foto: Bruno Klomfar

Urbaner Wohnriegel am Donaufeld

Hinter einer der elegantesten Garagen Wiens sorgt der „Neues Leben“- Wohnriegel von Schwalm-Theiss & Gressenbauer und dem „Atelier in der Schönbrunner Straße“ im Donaufeld für durchlässige Urbanität. Zweigeschossige Loggien bringen Südsonne in Maisonetten, die mit Freiraum, Holzdecke und anderen feinen Details Hauscharakter haben.

12. Februar 2005 - Isabella Marboe
Junge Menschen und Familien ziehen gern in Kagran-Nähe. Die Infrastruktur ist mit U1, International School, Veterinärmedizinischer Uni, Eishalle (Sepp Müller) und Freizeit-Facilitys gut, das angrenzende Donaufeld als Klassiker der Stadterweiterung beliebtes Terrain für ambitionierten Wohnbau. Hier stehen die autofreie Siedlung (Lautner-Scheifinger- Szedenik-Schindler, Grünraum: Maria Auböck, János Kárász), die mediterran-visionäre „Compact City“ (BUS-Architekten), die Wohnen und Arbeiten kombiniert, und die „Frauen- Werk-Stadt“ (Prochazka, Ullmann, Peretti, Podreka), die Anfang der 90er geschlechtsspezifische Bedürfnisse bedachte. Damals wurde das städtebauliche Gutachten erstellt, das Dichte und Kubatur fürs Neubauareal südlich der Donaufelder Straße festlegte. An der Dückegasse im Westen war ein Büro- und Garagenbau, anschließend 5 Meter niedere Bebauung und ein 12 Meter tiefer, Ost-West-belichteter Riegel vorgesehen, dem die hofbildende Großform (Prochazka, Krischanitz) an der Tokiostraße entgegenmäandert. Seit über 20 Jahren befassen sich Schwalm-Theiss & Gressenbauer und das Atelier in der Schönbrunner Straße intensiv mit sozialem Wohnbau, der sich für sie nie im offenen Grundriss erschöpft. Wesentliches Thema ist auch der öffentliche Raum, der zwanglose Kontakte fördert und so Isolationstendenzen vorbeugt. In Neubaugebieten, wo Nachbarschaftsbeziehungen erst wachsen müssen, wiegt das noch schwerer. Um so durchlässige wie hochwertige urbane und private Freiräume zu schaffen, schichtete man die Kubatur geschickt und innovativ um. Statt das westliche Grün zuzubauen, rhythmisieren sieben Wohntürme im Osten den 120 Meter mal 9 Meter großen Riegel, der lapidar auf Sichtbetonstützen um über 4 Meter aufgestelzt wurde. Bauträger „Neues Leben“ und die zuständigen Magistratsbeamten stimmten der lebensqualitätssteigernden Lösung zu.

Die lärmabschirmende, Nutzungsmix und Stellflächen bietende Büro-und Garagenflanke an der Dückegasse gestaltete Gorgona Böhm mit horizontaler Holzlattung und transluzenter Metallmembran hell, durchlässig und elegant. Ungehindert fließt der Freiraum dahinter weiter durch die luftig-hohe Sockelzone, über der souverän der sechsgeschossige Wohnriegel schwebt. Die weite Bodenfläche darunter ist aus Asphalt, Holz, Steinen, grün-rotem Tennisbelag subtil wahrnehmungsanimierend. Den Lärm vom Skaten, Laufen, Radfahren schirmt die Schalldämmung der 42 Maisonetten darüber ab.

Auf 110 Quadratmetern bieten sie im Geschosswohnbau eine Lebensqualität, die dem Haus mit Garten entspricht. Die L-förmigen Grundrisse winden sich um zweistöckige, vier mal vier Meter große Loggien, wo man auch Bäume pflanzen kann. Farbige Glasflächen geben jeder Loggia einen individuellen Touch, dem Riegel große, tiefe Öffnungen in abwechslungsreich bunter Frische und den Räumen Süd- und Westlicht. Zwei Schiebetüren lassen die vollverglaste Wohnküche am unteren Eingangsniveau mit der Loggia verschmelzen, auch oben schafft viel Glas Licht und Weite. Warme Atmosphäre verströmen Parkett, Holzstiege mit praktischem Stauraum und eine Fichtentramdecke. Die Detailsorgfalt reicht bis zur Verglasung zwischen durchgehenden Balken.

Hochökonomisch ist die Erschließung auf Sichtbetonlaubengänge je zweitem Stock und drei Stiegen mit Lift reduziert. Zwischen Riegel, Türmen und Mäander schafft sie en passant Bezug zum Nachbarn. In 19 Turmmaisonetten (70 bis 86 Quadratmeter) sorgen Schiebefenster im Süden und Über-Eck-Verglasung nach Osten beidseitig für Licht und Naturbezug. Sie schweben über Metallboxen für Räder und verglaste Gemeinschaftsräume. Im sinnvollen Kontrast aus intim-warmem Privat- und durchlässig-rauem öffentlichen Raum ein urbaner Wohnbau im besten Sinn.

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