Bauwerk
Atriumsiedlung
Ernst Linsberger - Krems an der Donau (A) - 1998
Ortsgerecht kontra ortsüblich
Mit der gebauten Nachbarschaft hat die kleine Siedlung bei Krems wenig zu tun. Architekt Ernst Linsberger zog es vor, seine Bebauung am Charakter der Landschaft zu orientieren.
27. Februar 1999 - Franziska Leeb
Die kleine Siedlung von sechs Reihenhäusern liegt im Dorferweiterungsgebiet von Gneixendorf. Der Weinbau bestimmt die gewachsene Landschaft, und so entwickelt sich auch der Ort auf zu Bauland umgewidmeten Weingärten. Betrachtet man die neue Siedlung in ihrem nächsten Umfeld, bietet sich ein geradezu skurril anmutendes Bild: Die dem Geländeverlauf folgende abgetreppte niedrige Bebauung liegt inmitten von Weingärten, die wiederum von einer allen ländlichen Klischees entsprechenden Einfamilienhausbauung gerahmt werden.
Gemessen an der gebauten Nachbarschaft sind die sieben Häuser ein Fremdkörper. Bewertet man jedoch ihre Verträglichkeit mit der Landschaft, so sind die flachen, dem Geländeverlauf nach gestaffelten niedrigen Häuser mit den wie Zeigefinger in den Himmel ragenden Schornsteinen wie geschaffen für die Gegend. Ernst Linsbergers Siedlung mag vielleicht für manche ein Stachel im Fleisch sein. Der Vergleich mit den freistehenden Häusern im grellen Heurigenbarock macht sicher: Was an einem Ort seit Jahren üblich ist, muß ihm noch lange nicht gerecht werden.
Erschlossen wird das Grundstück von Westen. Hier liegt der Autoabstellplatz, von dem ein Fußweg zu den Hauseingängen an der nahezu völlig geschlossenen Nordseite führt. Linsberger entschied sich für den Typus des Atriumhauses, das ein Höchstmaß an Intimität gewährt: Ohne ständiger Beobachtung ausgesetzt zu sein, kann im Freien gegessen, gespielt, vielleicht sogar geschlafen werden. Die im Norden liegenden Kinderzimmer haben über Fenstertüren ebenso direkten Zugang in den Hof wie der zentral gelegene Eßbereich.
Vis-à-vis der Kinderzimmer hat die Küche mit einem raumbreiten Fensterband ebenfalls Blickverbindung zum Atrium, das von den Bewohnern nahezu ganzjährig als zusätzlicher Wohnraum im Freien intensiv genutzt wird. Im südlichen Teil des Hauses liegen das Elternschlafzimmer und das Wohnzimmer. Während das Eßzimmer klar dem Atrium zugeordnet ist, ist der dem Wohnzimmer zugeteilte Freiraum der Garten, in den ein Holzrost als befestigte Terrasse überleitet.
Die Begrenzungmauern aus Sichtbeton bieten auch in diesem etwas mehr extrovertierten Bereich ein angenehmes Maß an Privatheit, sind aber nur so hoch, daß die nachbarschaftliche Kommunikation möglich ist. Die rohen Mauern nehmen Maß an den Reihen der Weinstöcke. Läßt man die Natur gewähren, werden sie in wenigen Jahren begrünt sein. Die Vegetation wird dann die jetzt klare Grenze zwischen Grünland und Wohnbebauung entschärfen.
Die Bedeutung dieser Siedlung liegt darin, daß sie den gar nicht so geringen Unterschied zwischen ortsgerechter und ortsüblicher Bauweise aufzeigt. Ernst Linsberger verweigert radikal jede Orientierung am gebauten Umfeld. Seine Meßlatte waren die allseits präsenten Weinberge. Gleichzeitig aber haben die Häuser mit den geschützten Innenhöfen weitaus mehr atmosphärische und funktionale Gemeinsamkeiten mit den alten Bauernhäusern in den Dorfkernen, als vor rustikalen Zitaten strotzende Minischlösser.
Gemessen an der gebauten Nachbarschaft sind die sieben Häuser ein Fremdkörper. Bewertet man jedoch ihre Verträglichkeit mit der Landschaft, so sind die flachen, dem Geländeverlauf nach gestaffelten niedrigen Häuser mit den wie Zeigefinger in den Himmel ragenden Schornsteinen wie geschaffen für die Gegend. Ernst Linsbergers Siedlung mag vielleicht für manche ein Stachel im Fleisch sein. Der Vergleich mit den freistehenden Häusern im grellen Heurigenbarock macht sicher: Was an einem Ort seit Jahren üblich ist, muß ihm noch lange nicht gerecht werden.
Erschlossen wird das Grundstück von Westen. Hier liegt der Autoabstellplatz, von dem ein Fußweg zu den Hauseingängen an der nahezu völlig geschlossenen Nordseite führt. Linsberger entschied sich für den Typus des Atriumhauses, das ein Höchstmaß an Intimität gewährt: Ohne ständiger Beobachtung ausgesetzt zu sein, kann im Freien gegessen, gespielt, vielleicht sogar geschlafen werden. Die im Norden liegenden Kinderzimmer haben über Fenstertüren ebenso direkten Zugang in den Hof wie der zentral gelegene Eßbereich.
Vis-à-vis der Kinderzimmer hat die Küche mit einem raumbreiten Fensterband ebenfalls Blickverbindung zum Atrium, das von den Bewohnern nahezu ganzjährig als zusätzlicher Wohnraum im Freien intensiv genutzt wird. Im südlichen Teil des Hauses liegen das Elternschlafzimmer und das Wohnzimmer. Während das Eßzimmer klar dem Atrium zugeordnet ist, ist der dem Wohnzimmer zugeteilte Freiraum der Garten, in den ein Holzrost als befestigte Terrasse überleitet.
Die Begrenzungmauern aus Sichtbeton bieten auch in diesem etwas mehr extrovertierten Bereich ein angenehmes Maß an Privatheit, sind aber nur so hoch, daß die nachbarschaftliche Kommunikation möglich ist. Die rohen Mauern nehmen Maß an den Reihen der Weinstöcke. Läßt man die Natur gewähren, werden sie in wenigen Jahren begrünt sein. Die Vegetation wird dann die jetzt klare Grenze zwischen Grünland und Wohnbebauung entschärfen.
Die Bedeutung dieser Siedlung liegt darin, daß sie den gar nicht so geringen Unterschied zwischen ortsgerechter und ortsüblicher Bauweise aufzeigt. Ernst Linsberger verweigert radikal jede Orientierung am gebauten Umfeld. Seine Meßlatte waren die allseits präsenten Weinberge. Gleichzeitig aber haben die Häuser mit den geschützten Innenhöfen weitaus mehr atmosphärische und funktionale Gemeinsamkeiten mit den alten Bauernhäusern in den Dorfkernen, als vor rustikalen Zitaten strotzende Minischlösser.
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