Bauwerk
St. Martins Lane Hotel
Philippe Starck - London (GB) - 1999
Starcks Theater
Designobjekt Hotel - das «St. Martins Lane» in London
18. Oktober 1999 - Hubertus Adam
«I try to make places, where life is different», erklärte Philippe Starck, als er 1996 das Hotel «Mondrian» in West Hollywood zu einem Mysterium in Weiss umgestaltete. Der jüngste dieser magischen Orte ist nun im Londoner West End entstanden: in Covent Garden, nur wenige Schritte hinter der National Gallery, öffnete Anfang September das Hotel «St. Martins Lane» seine Pforten. Der Ian-Schrager-Gruppe, bisher mit einer Reihe von Hotels in den USA vertreten, gelang damit der Sprung nach Europa.
Ian Schrager war in den siebziger Jahren als Gründer der legendären New Yorker Disco «Club 54» bekannt geworden, bevor er ins Hotelbusiness wechselte und 1985 das «Morgans» an der Madison Avenue eröffnete. In einer Zeit, da Hotels sich gemeinhin als gesichtslose Beherbergungsbetriebe präsentierten, setzte das «Morgans» neue Akzente - mit seiner zeitlos-zurückhaltenden Ausstattung von Andrée Putman wurde es zum Vorreiter für den neuen Trend der Designhotels. Der eigentliche Coup gelang Schrager jedoch mit dem Kontakt zu Philippe Starck, der wie kaum ein anderer zeitgenössischer Gestalter die Fähigkeit besitzt, in seinen Arbeiten die Distanz zwischen high und low zu überbrücken. Eine seltene Kombination aus Magie und Witz prägt die New Yorker Hotels «Royalton» (1989) und «Paramount» (1992); die Aufträge für das «Delano» (1995) in Miami Beach und das «Mondrian» in West Hollywood schlossen sich an. Der Erfolg bewog Schrager zur Expansion: er verpflichtete Starck mit einem Exklusivvertrag und begann gemeinsam mit ihm und der Hausarchitektin Anda Andrei die Planung von elf weiteren Projekten - nach dem «St. Martins Lane» in London sollen demnächst ein Hotel in San Francisco und in Santa Barbara eröffnet werden.
Zu realisieren ist ein derart umfänglicher Auftrag nur, wenn der Designer sich dazu bereit erklärt, lediglich eine Art von künstlerischer Oberleitung zu übernehmen und die Umsetzung und Ausführung des Konzepts anderen - in diesem Fall dem Büro Andrei - zu überlassen. Peter Zumthor, mit dem Schrager ebenfalls verhandelte, lehnte ein solches Vorgehen aus verständlichen Gründen ab.
Auch wenn man viele Gestaltungselemente des «St. Martins Lane» aus den anderen Hotels kennt, erstaunt doch die Phantasie des Arrangements aufs neue. Weisse Starck-Gardinen, die nicht bis zum Boden herabhängen, verwehren von aussen den Einblick in die Lobby, verschleiern das numinose Innere und lenken unwillkürlich zu einer Drehtür aus giftgelbem Glas, durch die man in die Halle gelangt. Während der Bereich der Rezeption und der Liftkorridor auf der linken Seite ebenfalls gelb gehalten sind, prägen Kalksteinfussboden, helle Wände und mächtige weisse Rundpfeiler das Interieur und lassen dem Mobiliar, das zu Gruppen arrangiert ist, den Vortritt: hier eine halbkreisförmige, goldgepolsterte Sitzbank, dort ein behäbiger Armlehnstuhl mit Fussbank; hier drei von bunten Gartenzwergen getragene Hocker, dort ein orangefarbener Egg- Chair von Arne Jacobsen. Diese (vom «Paramount» und vom «Mondrian» bekannte) Zusammenstellung heterogener Möbelstücke erzählt von verstaubter Grandezza ebenso wie vom Flirt mit dem Trivialen, als hätten sich die Gestalter aus dem Fundus der benachbarten Bühnen des Theatre District bedient.
Das ironische Spiel mit Nüchternheit und Opulenz, Reduktion und Formenüberschwang setzt sich in den Restaurantbereichen fort. Links entstand ein kulinarischer Ableger des von Starck vor wenigen Jahren in den Räumen des New Yorker «Morgans» eingerichteten «Asia de Cuba». Mit dem zurückhaltenden, skandinavisch inspirierten Mobiliar kontrastieren die Rundpfeiler, die hier abwechselnd von Bücherregalen, Bildern oder Blumentöpfen umgeben sind. Noch spektakulärer zeigt sich die dahinter befindliche Seafood-, Oyster- und Sushibar. Das Eis, auf dem die Meeresfrüchte liegen, gibt den Farbton der Ausstattung vor: Weisse Lederpolster und Tische, Wände und Glasscheiben lassen den Raum zu einem polaren Eiskristall mutieren.
Zweifellos den spektakulärsten Aufenthaltsbereich des Hotels stellt jedoch die Bar dar, die sich hinter einer zentralen, die Lobby beherrschenden Glasscheibe verbirgt, auf die tagsüber mit einem Video-Beam das überdimensionale Bild eines Goldfischglases projiziert wird. Wer die obligatorische Gesichtskontrolle übersteht, gelangt hinter der als Scheibe getarnten Tür in einen schlauchartigen Raum, der von oben durch eine Sequenz indirekt beleuchteter, farbiger Schächte erhellt wird.
Ian Schrager war in den siebziger Jahren als Gründer der legendären New Yorker Disco «Club 54» bekannt geworden, bevor er ins Hotelbusiness wechselte und 1985 das «Morgans» an der Madison Avenue eröffnete. In einer Zeit, da Hotels sich gemeinhin als gesichtslose Beherbergungsbetriebe präsentierten, setzte das «Morgans» neue Akzente - mit seiner zeitlos-zurückhaltenden Ausstattung von Andrée Putman wurde es zum Vorreiter für den neuen Trend der Designhotels. Der eigentliche Coup gelang Schrager jedoch mit dem Kontakt zu Philippe Starck, der wie kaum ein anderer zeitgenössischer Gestalter die Fähigkeit besitzt, in seinen Arbeiten die Distanz zwischen high und low zu überbrücken. Eine seltene Kombination aus Magie und Witz prägt die New Yorker Hotels «Royalton» (1989) und «Paramount» (1992); die Aufträge für das «Delano» (1995) in Miami Beach und das «Mondrian» in West Hollywood schlossen sich an. Der Erfolg bewog Schrager zur Expansion: er verpflichtete Starck mit einem Exklusivvertrag und begann gemeinsam mit ihm und der Hausarchitektin Anda Andrei die Planung von elf weiteren Projekten - nach dem «St. Martins Lane» in London sollen demnächst ein Hotel in San Francisco und in Santa Barbara eröffnet werden.
Zu realisieren ist ein derart umfänglicher Auftrag nur, wenn der Designer sich dazu bereit erklärt, lediglich eine Art von künstlerischer Oberleitung zu übernehmen und die Umsetzung und Ausführung des Konzepts anderen - in diesem Fall dem Büro Andrei - zu überlassen. Peter Zumthor, mit dem Schrager ebenfalls verhandelte, lehnte ein solches Vorgehen aus verständlichen Gründen ab.
Auch wenn man viele Gestaltungselemente des «St. Martins Lane» aus den anderen Hotels kennt, erstaunt doch die Phantasie des Arrangements aufs neue. Weisse Starck-Gardinen, die nicht bis zum Boden herabhängen, verwehren von aussen den Einblick in die Lobby, verschleiern das numinose Innere und lenken unwillkürlich zu einer Drehtür aus giftgelbem Glas, durch die man in die Halle gelangt. Während der Bereich der Rezeption und der Liftkorridor auf der linken Seite ebenfalls gelb gehalten sind, prägen Kalksteinfussboden, helle Wände und mächtige weisse Rundpfeiler das Interieur und lassen dem Mobiliar, das zu Gruppen arrangiert ist, den Vortritt: hier eine halbkreisförmige, goldgepolsterte Sitzbank, dort ein behäbiger Armlehnstuhl mit Fussbank; hier drei von bunten Gartenzwergen getragene Hocker, dort ein orangefarbener Egg- Chair von Arne Jacobsen. Diese (vom «Paramount» und vom «Mondrian» bekannte) Zusammenstellung heterogener Möbelstücke erzählt von verstaubter Grandezza ebenso wie vom Flirt mit dem Trivialen, als hätten sich die Gestalter aus dem Fundus der benachbarten Bühnen des Theatre District bedient.
Das ironische Spiel mit Nüchternheit und Opulenz, Reduktion und Formenüberschwang setzt sich in den Restaurantbereichen fort. Links entstand ein kulinarischer Ableger des von Starck vor wenigen Jahren in den Räumen des New Yorker «Morgans» eingerichteten «Asia de Cuba». Mit dem zurückhaltenden, skandinavisch inspirierten Mobiliar kontrastieren die Rundpfeiler, die hier abwechselnd von Bücherregalen, Bildern oder Blumentöpfen umgeben sind. Noch spektakulärer zeigt sich die dahinter befindliche Seafood-, Oyster- und Sushibar. Das Eis, auf dem die Meeresfrüchte liegen, gibt den Farbton der Ausstattung vor: Weisse Lederpolster und Tische, Wände und Glasscheiben lassen den Raum zu einem polaren Eiskristall mutieren.
Zweifellos den spektakulärsten Aufenthaltsbereich des Hotels stellt jedoch die Bar dar, die sich hinter einer zentralen, die Lobby beherrschenden Glasscheibe verbirgt, auf die tagsüber mit einem Video-Beam das überdimensionale Bild eines Goldfischglases projiziert wird. Wer die obligatorische Gesichtskontrolle übersteht, gelangt hinter der als Scheibe getarnten Tür in einen schlauchartigen Raum, der von oben durch eine Sequenz indirekt beleuchteter, farbiger Schächte erhellt wird.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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