Bauwerk
Königliche Bibliothek - Erweiterung
Schmidt Hammer Lassen - Kopenhagen (DK) - 1998
Bücher am Wasser
Erweiterung der Königlichen Bibliothek von Kopenhagen
Vor sechs Jahren wurde in Kopenhagen ein Wettbewerb zur Erweiterung der Königlichen Bibliothek mit der Idee ausgeschrieben, eine Institution für das 21. Jahrhundert zu schaffen. Nun konnte das neue Haus von Schmidt, Hammer & Lassen eingeweiht werden. Entstanden ist ein überzeugend in Glas, Stahl, Stein und Holz gestalteter Ort, der die Benutzer ins Zentrum rückt.
20. Dezember 1999 - Christoph Affentranger
Gesucht war die Bibliothek des 21. Jahrhunderts, als 1993 ein Projektwettbewerb für die Erweiterung der Königlichen Bibliothek im historischen Zentrum Kopenhagens international ausgeschrieben wurde. Eine nicht ganz einfache Aufgabe zu einem Zeitpunkt, in dem das Buch in seiner Rolle als Wissensträger immer deutlicher von den elektronischen Medien verdrängt wird. Noch ein Dezennium zuvor schien die Antwort auf die Fragestellung klar: Büchertürme wie zum Beispiel diejenigen der Französischen Nationalbibliothek in Paris. Doch die dezentralen Kräfte, die von den neuen Medien ausgehen, sind inzwischen nicht mehr zu übersehen. Und aus dem französischen Traum der Büchermasse wurde mittlerweile ein Albtraum der Logistik. Wer also kommt noch zum Buch? Die Architektur und das Betreiberkonzept der neuen Bibliothek an der Einfahrt zum alten Hafen von Kopenhagen bietet darauf eine mögliche Antwort.
Dänische Erfolgsarchitekten
Den Wettbewerb gewonnen hatte damals das junge, ausnehmend erfolgreiche Trio Schmidt, Hammer & Lassen, das inzwischen eines der grössten Architekturbüros von Dänemark leitet. Zu den wichtigsten Arbeiten des Unternehmens zählen das mehrfach ausgezeichnete Nordische Kunst- und Kulturzentrum in Nuuk, Grönland, sowie drei zwischen 1993 und 1996 in Århus realisierte Bauten: das Möbelhaus Ilva, eine Druckerei und das Bürogebäude der Dana Dat. In jüngster Zeit haben Schmidt, Hammer & Lassen unter anderem den Wettbewerb zur Erweiterung des Flughafens in Aalborg sowie zum Bau einer Technikerschule in Kolding gewonnen.
Nach zwei Jahren Planung und vier Jahren Bauzeit konnte jüngst nun die auf Slotsholmen gelegene erweiterte Königliche Bibliothek eröffnet werden. Entstanden ist ein neues Wahrzeichen, ein herausragender Solitär in der sonst - im positiven Sinne - für ihre zurückhaltend ins historische Zentrum eingegliederten Neubauten bekannten Stadt. In unmittelbarer Nähe von Schloss Christiansborg und Arne Jacobsens dänischer Nationalbank direkt am Wasser errichtet, steht das siebengeschossige, schwarz glänzende Prisma des Neubaues, der in seinen Ausmassen so wuchtig und kantig ist wie der 1906 von H. J. Holm erstellte Altbau. Die beiden Gebäude sind durch eine Strasse getrennt, die in Ost-West-Richtung entlang des Kanals verläuft. Schon einmal, nämlich 1968, wurde die Königliche Bibliothek erweitert, ebenfalls zum Kanal hin, mit einem der gesamten Länge des würfelförmigen Altbaues folgenden kubischen Anbau. Geschickt wurde nun diese erste Erweiterung, die den Altbau eher entstellte als respektierte, in ein überzeugendes Gesamtkonzept integriert, aufgestockt und wie der Neubau mit schwarzem südafrikanischem Granit eingekleidet.
Die einzige Verbindung zwischen Altbau und Erweiterung ist eine 18 Meter breite verglaste Brücke im zweiten Obergeschoss. Neu geregelt wurde der Zugang zur Bibliothek. Dieser erfolgt jetzt über den westlich des Neubaus ebenfalls von Schmidt, Hammer & Lassen gestalteten Platz am Kanal und nicht mehr wie früher über den Hof seitlich von Schloss Christiansborg. Durch eine schmale Eingangszone gelangt man direkt ins Herz des Gebäudes, einen bis unter das Dach reichenden, verglasten Lichthof, der das schwarze Prisma quer schneidet. Von hier schweift der Blick über den Kanal nach Christianshavn. Eine Rolltreppe führt hinauf zur breiten Brücke Richtung Altbau, auf der sich die Information und die Bücherausleihe befinden. Die Treppenhäuser in die oberen Geschosse sind von dieser Plattform aus seitlich in einer Raumschicht entlang der Strasse angeordnet. Rechts und links des Atriums sind den Lesesälen Balkone vorgelagert. Von diesen aus können die Säle betreten werden. Diese bieten mehr als 300 Arbeitsplätze, die sich alle auf das Atrium und das Wasser hinaus orientieren.
«Erlebniswelt» Bibliothek
Auf 40 000 Quadratmetern Fläche beherbergt die Bibliothek rund 200 000 Bücher. Praktisch der gesamte Bestand ist jedermann zugänglich, auf Depots wurde weitgehend verzichtet. In einem zweigeschossigen, mit grauem Sandstein verkleideten Anbau auf der Ostseite des schwarzen Prismas haben vier weitere, der Bibliothek angegliederte Institutionen Platz gefunden. Das Dach dieses Anbaues bildet eine begehbare Plattform. Form und Anordnung der Treppe und der Plattform sind eine Anspielung auf die Villa Malaparte auf Capri. Ebenso speziell wie die geglückte räumliche Disposition der Bibliothek ist auch das Betriebskonzept. Auf der Eingangsebene findet sich nicht nur der Zugang zur Bibliothek, sondern auch eine Buchhandlung, ein auf den Hafen gerichtetes Restaurant und ein multifunktionaler Saal für Kongresse und Konzerte. Gemäss der Devise «Das Buch zum Menschen und den Menschen zum Buch bringen» soll mit Speis und Trank, Konzerten und Ausstellungen die Bibliothek in eine eigentliche «Erlebniswelt» verwandelt werden. Vielleicht ist das die Antwort auf die Frage nach der Bibliothek des 21. Jahrhunderts.
Dänische Erfolgsarchitekten
Den Wettbewerb gewonnen hatte damals das junge, ausnehmend erfolgreiche Trio Schmidt, Hammer & Lassen, das inzwischen eines der grössten Architekturbüros von Dänemark leitet. Zu den wichtigsten Arbeiten des Unternehmens zählen das mehrfach ausgezeichnete Nordische Kunst- und Kulturzentrum in Nuuk, Grönland, sowie drei zwischen 1993 und 1996 in Århus realisierte Bauten: das Möbelhaus Ilva, eine Druckerei und das Bürogebäude der Dana Dat. In jüngster Zeit haben Schmidt, Hammer & Lassen unter anderem den Wettbewerb zur Erweiterung des Flughafens in Aalborg sowie zum Bau einer Technikerschule in Kolding gewonnen.
Nach zwei Jahren Planung und vier Jahren Bauzeit konnte jüngst nun die auf Slotsholmen gelegene erweiterte Königliche Bibliothek eröffnet werden. Entstanden ist ein neues Wahrzeichen, ein herausragender Solitär in der sonst - im positiven Sinne - für ihre zurückhaltend ins historische Zentrum eingegliederten Neubauten bekannten Stadt. In unmittelbarer Nähe von Schloss Christiansborg und Arne Jacobsens dänischer Nationalbank direkt am Wasser errichtet, steht das siebengeschossige, schwarz glänzende Prisma des Neubaues, der in seinen Ausmassen so wuchtig und kantig ist wie der 1906 von H. J. Holm erstellte Altbau. Die beiden Gebäude sind durch eine Strasse getrennt, die in Ost-West-Richtung entlang des Kanals verläuft. Schon einmal, nämlich 1968, wurde die Königliche Bibliothek erweitert, ebenfalls zum Kanal hin, mit einem der gesamten Länge des würfelförmigen Altbaues folgenden kubischen Anbau. Geschickt wurde nun diese erste Erweiterung, die den Altbau eher entstellte als respektierte, in ein überzeugendes Gesamtkonzept integriert, aufgestockt und wie der Neubau mit schwarzem südafrikanischem Granit eingekleidet.
Die einzige Verbindung zwischen Altbau und Erweiterung ist eine 18 Meter breite verglaste Brücke im zweiten Obergeschoss. Neu geregelt wurde der Zugang zur Bibliothek. Dieser erfolgt jetzt über den westlich des Neubaus ebenfalls von Schmidt, Hammer & Lassen gestalteten Platz am Kanal und nicht mehr wie früher über den Hof seitlich von Schloss Christiansborg. Durch eine schmale Eingangszone gelangt man direkt ins Herz des Gebäudes, einen bis unter das Dach reichenden, verglasten Lichthof, der das schwarze Prisma quer schneidet. Von hier schweift der Blick über den Kanal nach Christianshavn. Eine Rolltreppe führt hinauf zur breiten Brücke Richtung Altbau, auf der sich die Information und die Bücherausleihe befinden. Die Treppenhäuser in die oberen Geschosse sind von dieser Plattform aus seitlich in einer Raumschicht entlang der Strasse angeordnet. Rechts und links des Atriums sind den Lesesälen Balkone vorgelagert. Von diesen aus können die Säle betreten werden. Diese bieten mehr als 300 Arbeitsplätze, die sich alle auf das Atrium und das Wasser hinaus orientieren.
«Erlebniswelt» Bibliothek
Auf 40 000 Quadratmetern Fläche beherbergt die Bibliothek rund 200 000 Bücher. Praktisch der gesamte Bestand ist jedermann zugänglich, auf Depots wurde weitgehend verzichtet. In einem zweigeschossigen, mit grauem Sandstein verkleideten Anbau auf der Ostseite des schwarzen Prismas haben vier weitere, der Bibliothek angegliederte Institutionen Platz gefunden. Das Dach dieses Anbaues bildet eine begehbare Plattform. Form und Anordnung der Treppe und der Plattform sind eine Anspielung auf die Villa Malaparte auf Capri. Ebenso speziell wie die geglückte räumliche Disposition der Bibliothek ist auch das Betriebskonzept. Auf der Eingangsebene findet sich nicht nur der Zugang zur Bibliothek, sondern auch eine Buchhandlung, ein auf den Hafen gerichtetes Restaurant und ein multifunktionaler Saal für Kongresse und Konzerte. Gemäss der Devise «Das Buch zum Menschen und den Menschen zum Buch bringen» soll mit Speis und Trank, Konzerten und Ausstellungen die Bibliothek in eine eigentliche «Erlebniswelt» verwandelt werden. Vielleicht ist das die Antwort auf die Frage nach der Bibliothek des 21. Jahrhunderts.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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