Bauwerk
Einfamilienhaus M/S
Christoph Mayrhofer - Mautern an der Donau (A) - 2004
Viel Licht, Luft und Raum
Die Bauherren waren offen für neue Architektur, hatten viele Bücher und ökologisches Bewusstsein. Christoph Mayrhofer plante ihnen einen faszinierenden Holzbau, der in Mautern neue Maßstäbe setzt.
17. Januar 2004 - Isabella Marboe
Lang lebten Bauherr und Baufrau autonom als Singles in getrennten Wohnungen in Mautern. Beide sind Lehrer in Krems, ihre Beziehung erwies sich als tragfähig, so wollte man ein gemeinsames Haus. In guter Lage fand sich kein Altbau, Fertighaustouren nach Graz und München überzeugten nicht, die Entscheidung zum Architektenneubau fiel.
Mautern ist eine 3000-Seelen-Stadt in unmittelbarer Nähe von Krems, die aus dem historischen Kern führende Ausfallstraße eine Architekturzeitreise. Auf Siedlerhäuser aus den Dreißigern folgen Wohnblöcke der Nachkriegsjahrzehnte, der neue Einfamilienhaustrend zeigt sich auf einer ehemaligen Obstplantage. Sie wurde zum Bauland in offener Bauweise umgewidmet, erste Klischeevillen mit ausladenden Dächern und Eingängen stehen schon, bald wird alles verbaut sein.
Hier plante Architekt Christoph Mayrhofer, der Bruder einer Studienfreundin, auf zwei Parzellen das neue Haus mit Sauna. Es sollte sich von der Umgebung distanzieren, aus Holz, keinesfalls rustikal, energieeffizient und ökologisch sein. Man wollte viel Licht, Luft und Raum. Der Bauherr ist Altphilologe, Geistesmensch und Bücherwurm. Seine alte Wohnung war de facto zum Depot mutiert, er brauchte eine Bibliothek, sie einen Arbeitsraum.
Schräg, schön...
Mayrhofers präziser skulpturaler Baukörper setzt in Mautern neue Maßstäbe, bietet vom Keller bis zum Obergeschoß weites, durchlässiges Raumerleben mit stupenden Perspektiven und guter Akustik. Die dynamisch auskragende, geknickte Form mit eingeschnittenem und vorspringendem Balkon resultiert aus dem Innen. Die braune Außenverkleidung aus harzgebundenen, unbeschichteten Max-Platten wechselt bei jedem Wetter den Farbton, „Chamäleon“ nennt die Baufrau liebevoll ihr lebendiges Haus.
Ein Sichtbetonsockel im Erdgeschoß bildet an der Zufahrt im Süden eine klare Grenze. Zwischen der Garage im Osten und dem straßenseitig geschlossenen Arbeitsquader der Baufrau im Westen befindet sich der transparente Eingangskubus. Durch mattes Oberlicht schimmert der Himmel, man sieht durch ein gläsernes Eck ins Freie und in den anschließenden, sechs Meter breiten, schrägen, zweigeschoßigen Holzbau, der etwa 18 m in den Garten ragt.
Im Westen die gerade Treppe zum Keller mit Sauna, der mit eingegrabener Terrasse zum hellen Wohnraum wird. Im Osten Garagentür, Blick und Zugang ins Freie. An Nassraum und Speis vorbei gleitet man zwei Stufen empor in den verlockend lichten, großen Wohnraum. In der Mitte der Nordseite ein reduzierter Kaminkubus mit hochragendem Metallrohr, die Front entlang verläuft eine breite, frisch grüne Bank, lädt am hohen, schrägen Westfenster zum liegenden Lesen mit Ausblick. Das Glas scheint in die Natur zu kippen, darüber steigt die Decke auf über sieben Meter an. Wo sie wieder fällt, ragt die Schlafzimmergalerie herein, darunter steht die offene, designte Küche mit Herd-naher Frühstücksbar.
...und sparsam
Oben liegen der Schlafraum mit ins Dach geschnittenem Balkon, Nebenräume, an der Stiege die zweite Terrasse und das Bibliotheksherzstück, das über den Sockel auf die Straße ragt. Das ansteigende Vordach gibt dem Raum dynamische Weite, die vorgezogenen Schrägwände dem hohen Südglas Sonnenschutz.
Für die Bücher entwarf der Architekt dreiseitig Regale aus rauen MDF-Platten, die auch die abgehängten Decken, Garderobe und Nebenräume prägen.
Das Niedrigenergiehaus ist mit dem Recyclingmaterial Isozell am Dach und Steinwolle an den Wänden gedämmt. Die Energie der Fußbodenheizung kommt nach Wärmetauscherprinzip aus dem Grundwasser, das hier stabile Temperatur und Wasserspiegel sowie niedrige Nitratwerte hat. So genügt als Heizsystem die Wasser-Wasser-Pumpe mit Wärmerückgewinnungsanlage: schräg, schön und sparsam.
Mautern ist eine 3000-Seelen-Stadt in unmittelbarer Nähe von Krems, die aus dem historischen Kern führende Ausfallstraße eine Architekturzeitreise. Auf Siedlerhäuser aus den Dreißigern folgen Wohnblöcke der Nachkriegsjahrzehnte, der neue Einfamilienhaustrend zeigt sich auf einer ehemaligen Obstplantage. Sie wurde zum Bauland in offener Bauweise umgewidmet, erste Klischeevillen mit ausladenden Dächern und Eingängen stehen schon, bald wird alles verbaut sein.
Hier plante Architekt Christoph Mayrhofer, der Bruder einer Studienfreundin, auf zwei Parzellen das neue Haus mit Sauna. Es sollte sich von der Umgebung distanzieren, aus Holz, keinesfalls rustikal, energieeffizient und ökologisch sein. Man wollte viel Licht, Luft und Raum. Der Bauherr ist Altphilologe, Geistesmensch und Bücherwurm. Seine alte Wohnung war de facto zum Depot mutiert, er brauchte eine Bibliothek, sie einen Arbeitsraum.
Schräg, schön...
Mayrhofers präziser skulpturaler Baukörper setzt in Mautern neue Maßstäbe, bietet vom Keller bis zum Obergeschoß weites, durchlässiges Raumerleben mit stupenden Perspektiven und guter Akustik. Die dynamisch auskragende, geknickte Form mit eingeschnittenem und vorspringendem Balkon resultiert aus dem Innen. Die braune Außenverkleidung aus harzgebundenen, unbeschichteten Max-Platten wechselt bei jedem Wetter den Farbton, „Chamäleon“ nennt die Baufrau liebevoll ihr lebendiges Haus.
Ein Sichtbetonsockel im Erdgeschoß bildet an der Zufahrt im Süden eine klare Grenze. Zwischen der Garage im Osten und dem straßenseitig geschlossenen Arbeitsquader der Baufrau im Westen befindet sich der transparente Eingangskubus. Durch mattes Oberlicht schimmert der Himmel, man sieht durch ein gläsernes Eck ins Freie und in den anschließenden, sechs Meter breiten, schrägen, zweigeschoßigen Holzbau, der etwa 18 m in den Garten ragt.
Im Westen die gerade Treppe zum Keller mit Sauna, der mit eingegrabener Terrasse zum hellen Wohnraum wird. Im Osten Garagentür, Blick und Zugang ins Freie. An Nassraum und Speis vorbei gleitet man zwei Stufen empor in den verlockend lichten, großen Wohnraum. In der Mitte der Nordseite ein reduzierter Kaminkubus mit hochragendem Metallrohr, die Front entlang verläuft eine breite, frisch grüne Bank, lädt am hohen, schrägen Westfenster zum liegenden Lesen mit Ausblick. Das Glas scheint in die Natur zu kippen, darüber steigt die Decke auf über sieben Meter an. Wo sie wieder fällt, ragt die Schlafzimmergalerie herein, darunter steht die offene, designte Küche mit Herd-naher Frühstücksbar.
...und sparsam
Oben liegen der Schlafraum mit ins Dach geschnittenem Balkon, Nebenräume, an der Stiege die zweite Terrasse und das Bibliotheksherzstück, das über den Sockel auf die Straße ragt. Das ansteigende Vordach gibt dem Raum dynamische Weite, die vorgezogenen Schrägwände dem hohen Südglas Sonnenschutz.
Für die Bücher entwarf der Architekt dreiseitig Regale aus rauen MDF-Platten, die auch die abgehängten Decken, Garderobe und Nebenräume prägen.
Das Niedrigenergiehaus ist mit dem Recyclingmaterial Isozell am Dach und Steinwolle an den Wänden gedämmt. Die Energie der Fußbodenheizung kommt nach Wärmetauscherprinzip aus dem Grundwasser, das hier stabile Temperatur und Wasserspiegel sowie niedrige Nitratwerte hat. So genügt als Heizsystem die Wasser-Wasser-Pumpe mit Wärmerückgewinnungsanlage: schräg, schön und sparsam.
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Sabine Machly
Harald Schwarz
Tragwerksplanung
Fotografie